Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands
Oetker das Foto eines vorbestraften Mannes, den sie im Verdacht hatten, weil sie ihn vormittags in der Nähe des Hotels Sheraton beobachtet hatten. Oetker identifizierte ihn spontan als den Entführer. Der Mann trug einen ähnlichen Bart wie den, mit dem sich Zlof maskiert hatte. Außerdem fuhr der Verdächtigte, wie die Polizei ermittelt hatte, einen VW-Bus. Kurz darauf wurden dieser Mann und einige seiner Bekannten verhaftet. Richard Oetker war zu dieser Zeit schon im Universitätsklinikum Großhadern. Noch in der Nacht wurde er operiert. Es bestand Lebensgefahr.
Die Polizei führte Richard Oetker in seinem Krankenzimmer den Festgenommenen vor. Oetker war sich sicher, den Entführer vor sich zu haben. Auch August Oetker identifizierte den Festgenommenen bald darauf »mit hoher Wahrscheinlichkeit« als den Mann, der den Geldkoffer im Stachus-Untergeschoss an sich gerissen hatte. Aber er täuschte sich ebenso wie sein Bruder. Nach einigen Wochen stellte sich heraus, dass die Polizei den Falschen verhaftet hatte. Der Mann hatte ein hieb- und stichfestes Alibi. Er war unschuldig.
Es wurde eine Sonderkommission gebildet. Aber die Polizei kam mit ihren Ermittlungen nicht voran. Sie setzte neue Fahndungsmittel ein. Erstmalig konnten die Deutschen eine Telefonnummer wählen, um die Stimme eines Verbrechers anzuhören. Allerdings waren die Aufnahmen der Gespräche des Entführers mit Marion Oetker schwer zu verstehen.
Im April 1978, 16 Monate nach der Entführung, wurde ein Teil der |277| Kriminalbeamten wieder von dem Fall abgezogen. Zu dieser Zeit hatte die Polizei über 5000 Hinweise verfolgt und 1200 Menschen befragt. Eine heiße Spur hatte sie nicht. Von dem Lösegeld waren lediglich 24 Scheine aufgetaucht, die kurz nach der Entführung in österreichischen Wintersportorten umgetauscht worden waren. Wer sie hatte wechseln lassen, das hatte sich nicht ermitteln lassen.
Am 29. Dezember 1978 zahlte Dieter Zlof nachmittags bei einer Filiale der Deutschen Bank am Münchener Goethe-Platz drei Tausendmarkscheine auf sein eigenes Konto ein. Seit der Entführung waren zwei Jahre und zwei Wochen vergangen. Zlof war schon lange Kunde der Bank und plauderte mit dem Filialleiter. Unterdessen verglich die Kassiererin die Nummern der Geldscheine routinemäßig mit denen auf einer Liste. Dann sagte sie: »Herr Zlof, da ist ein Schein, der ist registriert!« Der Entführer gab sich ahnungslos. Der Filialleiter sagte, die Bank müsse die Polizei informieren. Die Beamten würden dann sicherlich auf Zlof zurückkommen.
Am Abend durchsuchten Beamte des Landeskriminalamtes Zlofs Haus. Das LKA hatte den Fall Oetker von der Kripo München übernommen. Der Kleinunternehmer wurde die ganze Nacht verhört. Zlof erklärte, er habe das Geld bei einer anderen Bank bekommen, ohne zu ahnen, dass es aus der Entführung stammte. Für einen Haftbefehl reichte es nicht. Zlof durfte nach Hause gehen. Aber er wurde beschattet und weitere Male verhört. Die Fahnder ermittelten Zlofs Umfeld. Während dieser Wochen gelang es Zlof allerdings mehrfach, die Observationsteams abzuschütteln. Er brachte es sogar fertig, das Lösegeld unbemerkt im Wald zu vergraben. Nachdem ihm die Polizei auf die Spur gekommen war, wollte Zlof auf Nummer sicher gehen. Zuvor war der Koffer unter der Ladefläche eines VW-Pritschenwagens, den Zlof in einer gemieteten Garage abgestellt hatte, versteckt gewesen und auf dem Speicher des Kindergartens eines Zlof-Sohnes.
Am 30. Januar 1979 wurde Dieter Zlof verhaftet. Er leugnete das Verbrechen. Der Entführer fühlte sich sicher. Was hatte die Polizei denn schon in der Hand gegen ihn? Es war tatsächlich wenig. Dass Zlof überhaupt gefasst wurde, verdankten die Behörden einer Schlamperei. |278| Nicht alle Tausendmarkscheine des Lösegelds waren 1976 registriert worden. Bei einer von 21 Millionen Mark hatten die Beamten in der LZB die Nummern in der Hektik nicht notiert. Und als die Liste später abgeschrieben wurde, um sie den Banken zur Verfügung zu stellen, wurden weitere Scheine vergessen oder mit falschen Nummern aufgeführt.
Zlof hatte eine solche Liste in einer Bankfiliale stehlen können. Er hatte die Kassiererin gebeten, 20 Tausender aus einem angeblichen Autoverkauf auf Übereinstimmungen mit der Liste zu überprüfen. Da viel Betrieb war, hatte die Frau die Liste ausgehändigt. Als sie andere Kunden bediente, war Zlof verschwunden. Später hatte Zlof Lösegeld und Liste abgeglichen und die unverdächtigen Scheine
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