Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands
deutschen Politik zu stärken, hat Alexandra Oetker vor einigen Jahren das »Liberale Netzwerk« mitgegründet. Dieser Zusammenschluss prominenter und einflussreicher Bürger blieb zwar unabhängig von der FDP, bot deren Spitzenpolitikern aber regelmäßig ein Podium für ihre Auftritte. Aber Alexandra Oetker lockte auch Manager wie Deutsche-Bank-Aufseher Rolf E. Breuer und Wissenschaftler wie Meinhard Miegel zu Vorträgen in die ehemalige Ravensberger Spinnerei nach Bielefeld. Auch Angela Merkel hat die Unternehmergattin schon begrüßt, denn Ehemann August Oetker ist Mitglied der CDU.
Mit FDP-Chef Guido Westerwelle will Alexandra Oetker inzwischen allerdings nichts mehr zu tun haben. Nach dem Geschacher um eine Kandidatur Wolfgang Schäubles für das Amt des Bundespräsidenten, die Westerwelle verhindert hat, ist sie im März 2004 aus der FDP ausgetreten.
Eine andere Oetker-Frau wird aber wohl weiterhin in der FDP aktiv bleiben. Suzanne Oetker, die Ehefrau Roland Oetkers, steht in Düsseldorf einer liberalen Frauenrunde namens »Lib’elle« vor.
Eine gewisse Nähe zwischen der Familie Oetker und den Liberalen lässt sich auch daran ablesen, dass der FDP-Politiker Jürgen Möllemann die Oetkersche Lampe-Bank wählte, als er im September 2002 ein Wahlkampf-Sonderkonto einrichtete. Auf dieses Konto floss aus mysteriösen Quellen jenes Geld, mit dem die Portokosten für den Versand eines antiisraelischen Flugblatts bezahlt wurden, das Möllemann kurz vor der Bundestagswahl hatte anfertigen lassen. Auch Möllemanns Privatfirma Web/Tec unterhielt bei der Oetker-Bank ein Konto. Im Zuge der Ermittlungen gegen den FDP-Politiker wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung und von Verstößen gegen das Parteiengesetz blieb es nicht aus, dass Staatsanwälte und Steuerfahnder das Geldinstitut durchsuchten.
Auch eine Oetker aus der jüngeren Generation lässt bereits politische Ambitionen erkennen. Marie Oetker, Jahrgang 1976, ist eine Tochter des Schwartau-Industriellen Arend Oetker und eine Enkelin Otto Wolff von Amerongens. Sie hat in Salzburg Geschichte und Kommunikationswissenschaften |336| studiert, als Vorstandsassistentin bei der Internetfirma Bild.T-Online.de in Berlin gearbeitet. Daneben engagierte sie sich bei Berlin-Polis, einem Generationenclub von 25- bis 35-Jährigen. Der Verein dient angehenden Unternehmern, Managern und Wissenschaftlern als Netzwerk und Sprachrohr. Marie Oetker suchte sich in Interviews als Sprecherin ihrer Generation zu profilieren: »Die Gesellschaft kann der jüngeren Generation mehr Chancen geben und sollte sich stärker in Entscheidungsprozesse integrieren.«
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|337| 24. »Gezwungen, mich zurückzuziehen«
Der Patriarch, die Kunst und die Stadt
D ie Kunsthalle, die Rudolf-August Oetker der Stadt Bielefeld 1968 spendiert hatte, entwickelte sich für den Industriellen im Lauf der Jahre zu einem kapitalen Ärgernis, nicht nur wegen des Streits um den Namenszusatz »Richard-Kaselowsky-Haus«. Auch die Exponate missfielen Oetker bisweilen. Zum 25. Jubiläum organisierte der Museumsleiter Ulrich Weisner 1993 die Ausstellung »Picasso – letzte Bilder«. Erstmals sollte in Deutschland eine Auswahl jener Gemälde und Zeichnungen gezeigt werden, die Pablo Picasso zwischen 1967 und 1972 geschaffen hatte.
Dass die Schau auch Ablehnung provozieren würde, war Weisner von vorneherein klar. In der letzten Phase seines Schaffens hatte Picasso mit Vorliebe grobschlächtige Darstellungen des weiblichen Geschlechts auf die Leinwand gebracht. Als die Bilder nach Picassos Tod 1973 das erste Mal gezeigt worden waren, waren auch Bewunderer des Malers schockiert. Viele Betrachter empfanden die Darstellungen als sexistisch. Picassos langjähriger Freund Douglas Cooper bezeichnete die Bilder als »unzusammenhängende Schmierereien, ausgeführt von einem rasenden Greis im Vorzimmer des Todes«. In Bielefeld wurde nur ein Teil der umstrittenen Werke gezeigt. »Die Auswahl ist dezent, streift Exzesse allenfalls im Bild eines sich erleichternden Frauendämons«, urteilte Eduard Beaucamp in der
Frankfurter Allgemeinen Zeitung
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Für einen Mann mit dem konservativen Geschmack Rudolf-August Oetkers war es dennoch zu viel. Der Industrielle, der eine Vorliebe für alte Meister hat, fühlte sich von den Bildern angewidert. Er war empört, dass sie in »seiner« Bielefelder Kunsthalle ausgestellt wurden. |338| Oetker nannte die Werke »obszön und senil«, ihre Ausstellung sei eine Beleidigung
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