Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands
hatte, kürte sie zu seiner Vizepräsidentin. Zusammen mit einer Reihe anderer wohlhabender Wirtschaftsfrauen gründete Rosely Schweizer 2001 eine Stiftung, die den Namen Käthe Ahlmanns trägt und deren Zweck es ist, junge Unternehmerinnen zu unterstützen.
Die Oetker-Tochter ist eine Familienunternehmerin aus Überzeugung. Als Sektunternehmerin war sie sich nicht zu schade, persönlich auf Messen mit potenziellen Abnehmern zu verhandeln. Auch für die Ehrung von Jubilaren in der Firma nahm sie sich Zeit. »In unpersönlich geführten Großunternehmen geht die echte menschliche Verbundenheit zwischen dem Management und allen anderen Mitarbeitern, das Bewusstsein der Gemeinsamkeit der Arbeit und der gegenseitigen Abhängigkeit, kurz das Menschliche in der Beziehung zur Arbeit, leicht verloren«, hatte sie schon 1966 in einem Aufsatz geschrieben. Familienunternehmen hielt sie für ein »stabilisierendes Element in unserer modernen Industriegesellschaft«. Auch das Unternehmen der Familie Ahlmann hat sich trotz einiger Turbulenzen als beständig erwiesen. Ein Onkel Rosely Schweizers schrieb die Geschichte fort und baute nach dem Krieg die Aco Severin Ahlmann GmbH & Co. KG auf, |333| die heute Wasserrinnen, Lichtschächte und Kanaldeckel produziert und 3000 Menschen beschäftigt.
Zu Maja Oetker und Rosely Oetker gesellte sich in den neunziger Jahren ein weiteres weibliches Mitglied des Bielefelder Familienclans, das keine Scheu vor der Öffentlichkeit hat. Alexandra Oetker ist seit 1994 die zweite Ehefrau des Firmenchefs August Oetker. Ihr Feld ist der Tierschutz. Der Unternehmergattin sitzt im Stiftungsrat des World Wide Fund for Nature und ist Schirmherrin des deutschen Ablegers der Animals Asia Foundation. Diese Organisation hat sich zum Ziel gesetzt, Kragenbären zu befreien, die auf Farmen in China unter grauenvollen Umständen in engen Käfigen dahinvegetieren. Zweimal täglich wird ihnen mit Hilfe von Kathetern Gallenflüssigkeit entnommen – eine Tierquälerei, die nicht sein müsste. Denn der Saft, der in der traditionellen chinesischen Medizin verwendet wird, kann ebenso gut synthetisch hergestellt werden.
Als die Tierschützerin Jill Robinson 38 Bären, die die Behörden im November 2003 konfisziert hatten, in ihre Obhut nahm, war die Unternehmerfrau aus Bielefeld vor Ort dabei. Die Animals Asia Foundation hat mit chinesischen Regierungsstellen ein Abkommen geschlossen, das die Schließung sämtlicher Bärenfarmen vorsieht, allerdings erst im Lauf mehrerer Jahre. Die Farmer sollen entschädigt werden, und die befreiten Bären in ein Freilandgehege kommen, sobald Tierärzte ihre Bauchwunden behandelt haben.
In Nordrhein-Westfalen arbeitete Alexandra Oetker auch in einer Bürgerinitiative mit, die sich kritisch mit den Hundeverordnungen auseinander setzte, die die Landesregierungen erlassen hatten, nachdem ein Kind von zwei Kampfhunden getötet worden war. Die Unternehmerfrau agitierte 2001 gegen das Vorgehen der Politiker. Um Menschen vor gefährlichen Tieren zu schützen, seien »wissenschaftlich nicht zu rechtfertigende Rasselisten« die falsche Antwort.
Im Unterschied zur konservativen Maja Oetker ist Alexandra Oetker ein Mensch mit dezidiert liberalen Grundüberzeugungen. Ihre Kritik an den Hundeverordnungen begründete sie auch damit, dass die Freiheitsrechte der Bürger verletzt würden. Einige Gruppen von |334| Hundebesitzern seien gegen Wohnungsdurchsuchungen der Behörden neuerdings schlechter geschützt als Drogendealer, argumentierte sie. »Das Ganze kommt in der Realität einer Änderung des Grundgesetzes gleich.«
Alexandra Oetker sitzt im Stiftungsrat des World Wide Fund for Nature.
Auf die Frage einer Journalistin der
Welt am Sonntag
, warum sie sich für Tiere einsetze, wo es doch bedürftige Menschen gebe, antwortete Alexandra Oetker eher philosophisch: »Eine humane Gesellschaft funktioniert nur dann, wenn sie auch den Schutz der Schwächsten gewährleistet – dazu gehören die Tiere.«
Im Privatleben der Alexandra Oetker spielen Tiere ebenfalls eine Rolle. Die Unternehmerfrau reitet eine eigene Stute und versorgt zwei Gnadenbrotpferde. Bei ihren Ausritten lässt sie sich meist von den Collie-Mischlingen Elli und Bollo begleiten. Alexandra Oetker ist überdies eine leidenschaftliche Tierfotografin. Bei einer Reise auf die Galapagosinseln entschloss sie sich vor vielen Jahren, einen Beitrag zum Erhalt solcher und anderer Paradiese zu leisten.
|335| Um die liberale Richtung in der
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