Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands
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|131| 1933 – 1945
Oetker im Dritten Reich
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10. »Dank dem selbstlosen Entgegenkommen des Parteigenossen Kaselowsky …«
Der Oetker-Chef im »Freundeskreis Himmler«
I m Dezember 1931 bat Adolf Hitler den Industriellen Wilhelm Keppler, einen Kreis von Fachleuten aus der Wirtschaft zu bilden. Die Unternehmer und Manager sollten die NSDAP in wirtschaftspolitischen Fragen beraten. Keppler, ein nationalsozialistischer Idealist, war schon seit Jahren ein Mitglied der Hitler-Partei und übernahm die Aufgabe gern. In der Wirtschaft war er keine große Nummer. Als Direktor der Odin-Werke, die Foto-Gelatine herstellten, gehörte er nicht zur ersten Garde deutscher Manager.
Auf Hitlers Wunsch nahm Keppler mit einer Reihe von Unternehmensführern Kontakt auf und stieß bei den Herren nicht auf Ablehnung. Es gelang ihm, die Bankiers Hjalmar Schacht und Kurt von Schröder, den Stahlindustriellen Albert Vögler, den Kaliproduzenten August Rosterg, den Siemens-Manager Rudolf Bingel und einige andere Wirtschaftsgrößen zu Gesprächsrunden zu versammeln. Die meisten der Herren rechneten damit, dass Hitler bald an die Macht kommen könnte. Sie wollten dafür sorgen, dass er als Reichskanzler eine aus ihrer Sicht vernünftige Wirtschaftspolitik machte.
Das Programm der NSDAP stammte aus dem Jahr 1920 und war sozialistisch. Verlangt wurden zum Beispiel die »Abschaffung des arbeits- und mühelosen Einkommens« und die »Brechung der Zinsknechtschaft«. Gottfried Feder, der Vorsitzende des Wirtschaftsrats der Partei, vertrat überdies die Ansicht, dass die Unternehmen zu sehr auf Rentabilität achteten und zu wenig auf den Bedarf der Konsumenten. Die in der Partei einflussreichen Brüder Otto und Gregor Strasser forderten sogar, die Industrie müsse verstaatlicht werden. Selbst |134| Grund und Boden sollten nach ihrer Meinung in Gemeineigentum überführt werden. Ein Gräuel war den frühen Nationalsozialisten überdies die Tatsache, dass sich Vertreter der Banken in den Aufsichtsräten der großen Aktiengesellschaften breit gemacht hatten.
Hitler selbst war in wirtschaftspolitischen Fragen nicht festgelegt. Von Wirtschaft verstand er wenig, sie interessierte ihn auch nicht. Ihm ging es allein um die Macht. Um sie zu erlangen, brauchte er die Unterstützung der Unternehmer. Er hatte frühzeitig erkannt, dass er sie gewinnen konnte, wenn er sich den Herren der Wirtschaft als ein Kämpfer gegen den Bolschewismus präsentierte. Daher tönte er bei einer Rede im Januar 1932 im Düsseldorfer Industrieclub: »Wir haben den unerbittlichen Entschluss gefasst, den Marxismus bis zur letzten Wurzel in Deutschland auszurotten.« Das kam bei diesem Publikum gut an.
Die Herren des Keppler-Kreises trafen sich einige Male zum Meinungsaustausch, ohne dass dabei programmatisch viel herauskam. Aber darauf kam es auch gar nicht mehr an. Hitler selbst war längst entschlossen, das Wirtschaftssystem beizubehalten, sollte er an die Macht kommen. Er suchte nicht den politischen Rat der Industriellen, sondern wollte ihr Geld für seine teuren Wahlkämpfe. Die meisten der Mächtigen in der Wirtschaft gaben ihr Geld Anfang der dreißiger Jahre allerdings lieber den konservativen und reaktionären Parteien als der schwer berechenbaren NSDAP. Als einziger Großunternehmer spendete Fritz Thyssen schon vor der Machtergreifung großzügig an die NSDAP.
Der Keppler-Kreis spielte bei der Finanzierung der NSDAP wohl keine Rolle. Aber die Mithilfe einiger seiner Mitglieder war doch eine Voraussetzung für Hitlers Machtergreifung. »War der Keppler-Kreis unter dem Firmenschild einer wirtschaftspolitischen Beratung der NSDAP gegründet worden, so diente er in Wahrheit dazu, der Partei unter der Industrie die nötige Resonanz zu verschaffen, die Hitler für seine Kanzlerschaft brauchte«, resümiert der Historiker Reinhard Vogelsang.
Hitlers Weg zur Macht war steinig. Im Jahr 1932 sah es so aus, als |135| würden sich die Nationalsozialisten zu Tode siegen. Zwei Jahre zuvor hatten sie bei der Reichstagswahl einen Überraschungserfolg erzielt und aus dem Stand 18 Prozent der Wählerstimmen geholt. Damit waren sie zur zweitstärksten Partei aufgestiegen. Bei der Reichstagswahl im Juli 1932 waren die Nationalsozialisten dann sogar mit 37 Prozent der Wählerstimmen die stärkste Partei geworden. Aber sie hatten keine Mehrheit im Parlament errungen. Andererseits hatten auch die bürgerlichen Parteien
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