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Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands

Titel: Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruediger Jungbluth
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am Buß- und Bettag, an Christi Himmelfahrt, Fronleichnam und Allerheiligen. Hinzu kamen noch der Dreikönigsfeiertag, Peter und Paul sowie nicht weniger als drei Feiertage zu Ehren der Muttergottes: Mariä Lichtmess, Mariä Verkündigung und Mariä Empfängnis. Der Fabrikant Albert Ferdinand Oetker war nicht willens, an all diesen Tagen seine Webstühle stillstehen zu lassen.
    Die lokale Presse bekam Wind von den Auseinandersetzungen bei Deuß & Oetker. Am 22. Dezember 1890 war in der
Niederrheinischen
Volkszeitung
zu lesen: »Das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer scheint in unserer hiesigen Fabrik nicht mehr ein inniges zu sein, was folgender Vorgang veranlasst hat. Kürzlich ließ einer der Herren Fabrikbesitzer die sämtlichen Arbeiter zu sich kommen, bei welcher Gelegenheit sie als faul, dumm und ungebildet geschildert wurden. Sie (die Fabrikbesitzer) hätten sich in ihnen getäuscht und wären besser in Crefeld geblieben.« Außerdem habe Albert Oetker den Arbeitern angekündigt, dass künftig »an allen Mutter-Gottes-Festen gearbeitet werden sollte, weil sonst die Firma nicht bestehen könnte«.
    Das Lokalblatt stellte sich in seinem Kommentar ganz auf die Seite der katholischen Arbeiterschaft: »Für jeden vernünftigen Menschen ist es schwer begreiflich, daß der Bestand der Fabrik nur durch Arbeiten an kath. Feiertagen kann erhalten bleiben und auch muß es jedem |30| sehr auffällig erscheinen, von rein kath. Arbeitern die Festtagsarbeit zu fordern.« Für Unmut habe bei Betriebsversammlung ferner gesorgt, dass die Inhaber den Arbeiterinnen und Arbeitern neue Strafbestimmungen für Fehlverhalten in der Fabrik angekündigt hätten.
    Das Unternehmen reagierte mit einer Gegendarstellung, die zwei Wochen später erschien. Darin hieß es, »dass das Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern in unserer Fabrik allezeit das beste war und auch heute noch ist«. Gleichzeitig wurde aber eingeräumt, dass die Ansprache eines Inhabers nach Ablauf des ersten Betriebsjahres »neben Worten der Anerkennung auch solche der Rüge erhielt, letztere an diejenigen Arbeiter gerichtet, deren Leistungen das Durchschnittsmaß nicht erreichten«. Dabei seien auch die Worte »faul«, »dumm« und »ungebildet« gefallen, allerdings in »wohlwollender Absicht«. Von neuen Strafbestimmungen für Fehlverhalten könne keine Rede sein. »Vielmehr wurde nur hervorgehoben, daß, wie zum Gedeihen eines jeden Gemeinwesens, so auch zu dem einer Fabrik es nothwendig sei, daß Zucht und Ordnung herrsche, und daß deshalb die bestehende Fabrikordnung fernerhin zur strikten Durchführung kommen werde.«
    Nach Darstellung der Inhaber hatte die Firma Deuß & Oetker damals mit dem Ortsgeistlichen vereinbart, dass die Arbeiter an den weniger hohen Feiertagen nur für die Zeit ihres Kirchenbesuchs freigestellt würden. Der Heimatforscher Hügen fand im Archiv der Pfarrgemeinde allerdings einen Brief des Pastors an den Kölner Erzbischof, in dem dieser die Vorgehensweise der Firmenleitung heftig kritisierte. Am Dreikönigsfest sei der Betrieb bei Deuß & Oetker nicht eingestellt worden, klagte der Priester, man habe den katholischen Arbeitern lediglich freigestellt, ob sie kämen oder nicht. »Zum Lobe der Arbeiter muss es gesagt sein, dass zahlreich von dieser Freiheit im Sinne der Feiertagsheiligung Gebrauch gemacht wurde, obgleich die Fabrikarbeiter wussten, wie unangenehm eine solche Maßnahme für sie werden kann.« Auch an Mariä Lichtmess hätten einige Arbeiter »Mut genug gehabt, ihre katholische Überzeugung nicht zu opfern«, schrieb der Pfarrer dem Bischof.
    |31| Im Herbst 1899 einigten sich Firmenleitung und Belegschaft darauf, dass an den Marienfesten in der Fabrik nicht gearbeitet werden würde. Zum Ausgleich mussten sich die Lohnempfänger verpflichten, während der Sommermonate täglich 15 Minuten länger zu arbeiten.
    1897 zog sich Firmengründer Wilhelm Deuß im Alter von 70 Jahren aus dem Unternehmen zurück. Der Fabrikant war Junggeselle geblieben, und so konnte sein zwölf Jahre jüngerer Geschäftspartner Albert Ferdinand Oetker Alleininhaber werden. Bevor Ruheständler Deuß zu großen Reisen in die Alpen, nach Florenz und Neapel aufbrach, schenkte er der Stadt Krefeld noch einen Stadtwald. Auf die Idee hatte ihn Oetker gebracht, der bei seinen Geschäftsreisen nach England die dortigen Parks gesehen und bewundert hatte.
    Albert Ferdinand Oetker selbst war ein Mann, der sich in vielen Bereichen

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