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Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands

Titel: Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruediger Jungbluth
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Weniger als 350 Gefangene überlebten.
    Rund 7500 Menschen starben bei dem Drama in der Lübecker Bucht. Damit war die Bombardierung der Cap Arcona und der Thielbeck eine größere Katastrophe als die Versenkung der Wilhelm Gustloff, bei der über 5000 Menschen ihr Leben verloren, eine größere Katastrophe auch als der Untergang der Titanic, bei der rund 1500 Menschen ertranken. Aber da es KZ-Häftlinge waren, die auf den beiden Schiffen 1945 umkamen, und britische Bomberpiloten, die das ins Werk setzten, ist dieses Unglücks später kaum jemals gedacht worden.
    Für die Stadt Hamburg ging das Kalkül ihres Gauleiters auf. Als britische Soldaten am 5. Mai 1945 nach Neuengamme kamen, war das Konzentrationslager fast menschenleer. Die Briten trafen keine der elenden und ausgemergelten Gestalten an, wie sie die alliierten Truppen in einigen anderen Konzentrationslagern finden sollten. Nichts offenbarte auf den ersten Blick die Verbrechen, die hier begangen worden waren. Während aus anderen Lagern die Fotografien und Filmaufnahmen geschundener Menschen um die Welt gingen, konnte sich die Hansestadt als ein Ort darstellen, in dem es während der NS-Zeit angeblich weniger schlimm als anderswo zugegangen war.

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    |205| Seit 1945
Der Clan und seine Konzerne

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15. »Die meisten Verbraucher verlangten unsere Fabrikate«
Oetker profitiert von Währungsreform und Fresswelle
    A m 8. April 1945 übergaben US-Einheiten die Stadt Bielefeld an die britische Militärführung. Auf der Potsdamer Konferenz im Juli und August 1945 beschlossen Truman, Stalin und Attlee, »nazistische Parteiführer, einflussreiche Nazianhänger und die Leiter der nazistischen Ämter« zu verhaften und zu internieren. Vermutlich schon bald darauf wurde auch Rudolf-August Oetker von der britischen Militärpolizei verhaftet. Er war einer von rund 70000 Menschen, die die Briten im ersten Nachkriegsjahr internierten.
    Oetker wurde nach Paderborn-Staumühle gebracht. Dort befand sich ein riesiges Gefangenenlager, das Civil Internment Camp No. 5. Während der NS-Zeit hatte die Anlage als provisorische Garnison der Waffen-SS gedient. Nach dem Krieg wurde Staumühle das größte Internierungslager der Briten. Zeitweilig wurden dort mehr als 10000 Menschen gefangen gehalten. Zu Anfang wussten viele der Inhaftierten nicht, weshalb man sie eingesperrt hatte. Dass die Briten nach festgelegten Arrestkategorien verfahren waren, die in bestimmten Fällen zu einer automatischen Verhaftung führten, war ihnen nicht bekannt.
    Unter den in Staumühle einsitzenden SS-Leuten glaubten zunächst nicht wenige, dass es zu einem Krieg zwischen den westlichen Alliierten und der Sowjetunion kommen würde. Diese Männer wollten gegen den Bolschewismus kämpfen und rechneten damit, bald wieder zum Einsatz zu kommen. Aus Stimmungsberichten, die Militärangehörige und Geistliche über das Lager verfassten, geht hervor, dass viele der Internierten am meisten fürchteten, an die Sowjetunion oder osteuropäische Länder ausgeliefert zu werden. Tatsächlich wurden zahlreiche |208| Männer als mutmaßliche Kriegsverbrecher von den Briten nach Polen ausgeliefert. Im Lager Staumühle machten Gerüchte die Runde, die Ausgelieferten würden gar nicht angeklagt, sondern gleich misshandelt und umgebracht.
    Rudolf-August Oetker bekam den Hass, den die Deutschen während des Kriegs in Osteuropa erzeugt hatten, am eigenen Leib zu spüren. Polnische Wachleute nahmen an ihm Rache für das, was sie unter der Naziherrschaft selbst erlitten hatten. Die Männer hatten offenbar erfahren, dass er der Waffen-SS angehört hatte. Dies war an der Tätowierung der Blutgruppe in der linken Achselhöhle zu erkennen, wie sie bei der Waffen-SS üblich war, oder an der Narbe, die entstand, wenn sie herausgeschnitten worden war. Die Wachleute schlugen Oetker so zusammen, dass er schwere gesundheitliche Schäden davontrug. Infolge der Misshandlungen musste Oetker später beim Gehen einen Stock benutzen.
    Rudolf-August Oetker musste sich vermutlich schon während seiner Internierung in Staumühle einem Entnazifizierungsverfahren stellen. Über den Ausgang dieses Verfahrens ist bislang nichts bekannt geworden. Die Akten liegen heute noch unter Verschluss im Staatsarchiv in Düsseldorf. Es scheint sich um einen vergleichsweise langwierigen Prozess gehandelt zu haben. Oetker war an der Spitze der Nahrungsmittelfabrik tätig gewesen und Aufsichtsratsmitglied bei der

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