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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Augenbraue hoch.
    »Meine Frau und die Kinder wissen es zu schätzen, dank Euch nicht hungrig ins Bett zu müssen.«
    »Auch ich habe meine Hausaufgaben gemacht. Ihr habt weder Frau noch Kinder. Aber mit dem Geld, welches Ihr bei mir in den letzten Jahren eingeheimst habt, könntet Ihr Euch einen ganzen Harem leisten.«
    »Bleibt nur noch die Frage, wer jetzt zuerst geht. Ihr oder ich?«
    Lord Felton schob seinen Stuhl zurück und stand auf. Er verließ die Schenke, wie er gekommen war.
    Nachdem er unbemerkt wieder seine Gemächer betreten und sich umgezogen hatte, rief er nach einem Diener. Er beauftragte ihn, Hauptmann Barrasch ausfindig zu machen und sofort zu ihm zu bringen.
    Wenig später klopfte es an die Tür, und der Hauptmann trat ein. Sichtlich erschöpft bot ihm Lord Felton etwas zu trinken an und bedeutete ihm, Platz zu nehmen.
    »Ihr wolltet mich sehen, Eure Lordschaft?«, fragte Barrasch erwartungsvoll.
    »Es ist etwas eingetreten, worauf wir sofort reagieren müssen.«
    Barrasch wirkte verwirrt.
    »Wir sind immer noch in den Untersuchungen ...«
    »Ich weiß, ich weiß. Das kann aber warten. Das hier hat oberste Priorität.«
    Barrasch nickte nur. Eine ausführlichere Antwort hätte ihn dazu verleiten können, Lord Felton zu widersprechen.
    »Also gut. Hör mir zu. Gestern sind dreißig Reiter in die Stadt gekommen. Sie geben sich als Truppen des Königs aus und versuchen, die Bürger der Stadt aufzuwiegeln. Ich möchte, dass du sie überprüfst und notfalls einsperrst, wenn sie sich nicht ausweisen können. Hast du das verstanden?«
    Felton verzog keine Miene, doch sein Blick war durchdringend.
    »Das kann ich tun, Eure Lordschaft, aber ich habe schon gestern einige von ihnen gesehen. Es sind Königstruppen. Sie tragen Rangabzeichen und reiten Pferde aus dem Königsstall. Ich sah keinen Grund, ihre Identität anzuzweifeln. Außerdem sprechen die Umstände für sie. So wie die Lage aussieht, liegt es doch auf der Hand, dass der König die Bevölkerung dazu aufruft, mit ihm in den Krieg zu ziehen.«
    Barrasch war ein guter Mann für seinen Posten, für den er alle erforderlichen Eigenschaften mitbrachte. Nur, wenn es darum ging, ein Motiv oder eine versteckte Andeutung zu erkennen, wäre es einfacher gewesen, einem Ork Tischmanieren beizubringen.
    »Tu es einfach«, unterstrich Lord Felton seine Anweisung.
    »Gut, Eure Lordschaft. Ich suche sie sofort auf.«
    »Nein, erst morgen früh.«
    Man konnte in Barraschs Gesicht sehen, wie die Puzzlestücke, die er mühsam zusammengesetzt hatte, wieder auseinanderbrachen. »Lord Felton, erlaubt mir eine Frage. Gibt es irgendetwas, das ich wissen sollte?«
    Felton schaute übertrieben nachdenklich zum Fenster hinaus. »Na ja, bevor du es von jemand anderem hörst; in der Stadt wird gemunkelt, dass der Sohn der Schneiderin dir wie aus dem Gesicht geschnitten ist.«
    Barrasch atmete enttäuscht und zugleich verständnisvoll aus.
    »Ich verstehe, Eure Lordschaft.« Er machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Arbeitszimmer.
 
    Am nächsten Morgen war die Stadt in heller Aufregung. Es gab nur ein Gesprächsthema.
    Schwer gerüstete Stadtwachen stürmten kurz vor Sonnenaufgang eine Gaststätte. Sie nahmen dreißig Männer fest, die sich als Königstruppen ausgegeben hatten und die Bevölkerung dazu aufwiegelten, in den Krieg zu ziehen. Man fand bei ihnen keinerlei Hinweis auf eine Order des Königs und auch die Rangabzeichen an ihren Uniformen fehlten, genau wie bei unehrenhaft entlassenen Soldaten. Die Brandzeichen an den Pferden schienen nachträglich angebracht zu sein. Und im Gepäck eines Anführers fand man ein Schriftstück in orkischer Sprache. Die Anklage gegen sie lautete auf Verrat.
 
    Lord Felton saß am Morgen schon früher als gewohnt hinter seinem Schreibtisch. Seine Miene verriet Zufriedenheit, und der Anflug eines Lächelns huschte über sein Gesicht.
    »Komm herein, Barrasch, und drück dich nicht so vor meiner Tür herum, sonst müsste ich annehmen, dass du ein Spion bist«, rief er durch die geschlossene Tür.
    Barrasch betrat mit einem Räuspern das Arbeitszimmer. Mit einer Hand korrigierte er noch schnell den Sitz seiner Uniform.
    »Ihr habt es schon gehört, oder?«, fragte er.
    »Natürlich. Ein ausgezeichneter Einsatz. Ich gratuliere«, antwortete Lord Felton.
    »Eure Lordschaft, mir ist nicht ganz wohl bei der Sache. Die vermeintlichen Verräter fordern die Benachrichtigung des Königs, um ihre Unschuld zu beweisen.«
    Felton stand auf

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