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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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hast.«
    Der Meister streckte die Hand aus, um den Beutel entgegenzunehmen, doch Matscha versteckte ihn hinter seinem Rücken.
    »Zuerst du mir geben, was versprochen. Du gesagt, du machen mein Blut sauber, damit ich zu dem werden, was ich schon immer wollen sein. Ganz normaler Oger. Oger mit gesunden Armen und Beinen. Oger, der frei von Gedankengängen der Hüttenbauer. Ein Oger, den sein Volk mögen, und kein schwachsinniger Krüppel.«
    Der Meister blieb unbeeindruckt vor ihm stehen und hielt nach wie vor seine Hand ausgestreckt. Von unten nach oben musterte er ihn, wobei sein Blick jeweils einen Moment auf seinen deformierten Gliedern ruhte.
    »Du sollst bekommen, wonach du verlangst«, sagte er nachgiebig, drehte sich um und ging auf eine kleine Kommode zu, die direkt unter einer Halterung mit brennender Fackel stand. Er sortierte mehrere kleine Phiolen von links nach rechts und betrachtete dabei nachdenklich deren Etiketten. Er schnappte sich eine, warf sie hoch und fing sie mit einer Hand wieder auf. Dann drehte er sich um und kam zurück.
    »Hier habe ich das Ziel deiner Wünsche. Diese wunderbare Tinktur wird all deine Erwartungen übertreffen.«
    Er reichte Matscha die Phiole, aber kurz bevor dieser sie greifen konnte, ließ er sie zu Boden fallen. Der Oger versuchte sie noch im Fallen zu erreichen und beugte sich vor. Genau in diesem Moment griff der Nesselschrecken an. Er umklammerte mit der flachen, spinnenartigen Hand das Gesicht des Ogers und drückte zu. Jegliche Bewegung Matschas kam zum Stillstand. Er verharrte in halb gebückter Stellung mit weit aufgerissen Augen und offen stehendem Mund. Sein Speichel tropfte in langen Fäden zu Boden. Der Meister trat einige Schritte zurück und betrachtete zufrieden das Werk seines Zaubers.
    »Das hast du nun von deiner Gier, ein besserer Diener Tabals sein zu wollen. Du musstest dich ja unbedingt auf ein Spiel einlassen, dessen Regeln du nicht kennst. Ich weiß zwar nicht, wie Tabal darüber denkt, aber ich glaube, ein Halboger mit dem Verstand eines Menschen wäre ihm lieber als noch ein zu groß geratener Ork. Du solltest mal darüber nachdenken, ob es nicht besser wäre, so zu bleiben, wie du bist. In der Zwischenzeit werde ich mir mal anschauen, was du mitgebracht hast.«
    Der Meister näherte sich ihm vorsichtig und zog ihm den Beutel aus den Fingern. Dann breitete er den Inhalt auf der Kommode aus und betrachtete den Dolch und das Amulett, ohne sie zu berühren.
    Der Mann im Käfig hockte an den Gitterstäben und versuchte zu erkennen, was der Meister tat, als eine Bewegung des Ogers ihn ablenkte. Sie war nur minimal, aber unverkennbar. Matscha bewegte die Finger. Anscheinend hatte der Meister die Willensstärke des Ogers unterschätzt. Sein Innerstes sträubte sich erfolgreich gegen den Lähmungszauber.
    »Du schwachsinniger Krüppel«, schrie der Nesselschrecken aufgebracht und fuhr herum. »Sie haben dich reingelegt. Das Amulett ist wertlos und ohne Zauberkraft. Sie haben dir eine Falle gestellt, und du bist prompt darauf hereingefallen.«
    Der Meister kniete sich vor Matscha, um ihm in die Augen sehen zu können.
    »Sag mir, haben sie die Arkan-Oger gefunden? Gibt es etwas, das ich wissen sollte? Ein Oger mit Grips und eine Hand voll wilder Barbaren unter der Führung eines kleinen Mädchens können unmöglich denken, dass sie unsere Pläne durchkreuzen können.«
    Der Meister beugte sich weiter nach unten und schaute auf Matschas Lippen, die versuchten, Worte zu formen.
    »Oh, du brauchst nicht zu reden. Es reicht, wenn du die Antwort denkst«, flüsterte der Meister ihm zu. »Ich kann in deinem Kopf lesen wie in einem Buch.« Der Meister schwenkte sein Haupt hin und her. »Du erstaunst mich immer wieder«, sagte er nach einem Augenblick. »So lange Zeit, die du mit den Verrätern verbracht hast und alles, was du herausbekommst, ist weniger als jemand, der zufällig ein Kneipengespräch belauscht. Aber am meisten erstaunt mich, dass ich bei dir ein Gefühl der Sympathie für unsere Widersacher spüre.«
    Der Meister erhob sich und lief nachdenklich und ab. »Wisst ihr was? Ich habe es satt, mich weiter mit euch zu beschäftigen. Das bedeutet natürlich, so leid es mir tut, euren Tod. Aber das ist ohnehin nur ein vorgezogenes Ende.
    Der Tag rückt näher, an dem sich die Welt verändern wird. Wenn wir unser Opfer dargebracht haben, ist es endlich so weit. Illistanteè der Großmeister, Vater aller Teudraeden wird seinen rechtmäßigen Platz an der

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