Die Oger - [Roman]
Tafel der Götter einnehmen. Es wird niemanden mehr geben, der sich seiner Macht und seinem Einfluss entziehen kann. Die übrigen Götter werden ihm den Respekt zollen müssen, der ihm zusteht. Er wird die Welt nach seinen Wünschen neu formen, und er wird bestimmen, wer auf ihr wandeln darf und wer nicht. Hütet euch vor seiner Missgunst, denn er kennt kein Erbarmen.«
Mit erhobenen Armen und weit aufgerissenem Mund, der eine Vielzahl von nadelspitzen Zähnen entblößte, schritt er auf Matscha zu.
Dann passierte es. Matscha bäumte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf, griff zur Seite und packte seine Stachelkeule. Mit einem weit ausholenden Schlag traf er den Meister, dem keine Zeit zu reagieren blieb, auf Kniehöhe. Der Nesselschrecken wurde durch die Luft geschleudert und krachte auf die Kommode, die unter seinem Gewicht zusammenbrach. Ein Bein wurde ihm unterhalb des Kniegelenkes durch die Wucht des Schlages und die langen scharfkantigen Splitter abgetrennt, das andere war grauenvoll verdreht und zeigte mehrere offene Brüche. Aber anstatt leblos liegen zu bleiben und sich seinem Schicksal zu ergeben, stützte er sich auf die Arme und lehnte sich gegen einen Pfeiler. Kein Ausdruck des Schmerzes lag auf seinem Gesicht, nur lodernder Zorn.
Mit einer kurzen Handbewegung und einem gemurmelten Wort löste sich ein Blitzstrahl aus seinen Fingern und raste Matscha entgegen. Der Oger wurde vollends von dem Strahl eingehüllt, der sich spiralförmig um seinen Körper schlang. Die Energie verbrannte ihn immer weiter, bis Matscha schließlich tot zusammenbrach, bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Der Meister krallte die Finger in die Fugen der Bodenplatten und zog sich vorwärts. Nach einem Augenblick hielt er inne und blickte zurück. Er hinterließ eine Spur gelber Flüssigkeit, die aus seinem Beinstumpf sickerte.
»Ach, dich hätte ich beinahe vergessen«, sagte er mit schwächer werdender Stimme und löste einen zweiten Strahl aus, der sich um den Mann im Käfig schlängelte. Ohne dem Schauspiel, das der brennende Gefangene bot, weiter Beachtung zu schenken, kroch der Nesselschrecken weiter durch den Saal.
36
Die Seestern
Das Wetter war ihnen wohlgesonnen, und die Seestern machte seit etlichen Tagen gute Fahrt. Nicht nur die Sonne und der günstige Wind leisteten ihnen gute Dienste, sondern auch der Umstand, dass sich das Wrack der Sturmwind in der ersten Nacht ihrer Reise wie von Geisterhand von ihnen gelöst hatte und gesunken war.
Natürlich bestritten die Oger, etwas damit zu tun gehabt zu haben, und da die Mannschaft über jeden Zweifel erhaben war, legte Londor die Untersuchung nieder und gab sich allein mit der Tatsache zufrieden, jetzt ein Schiff weniger zu besitzen. Das weit schnellere Reisetempo schmälerte seinen Verlust enorm. Jeder an Bord wurde dieser Reise langsam überdrüssig. Die Mannschaft sehnte den Tag herbei, an dem sie ihren Passagieren Lebewohl sagen konnten, und die Oger warteten auf den Augenblick, an dem sie wieder festen Boden unter den Füßen haben würden.
Londor verbrachte den Großteil seiner Zeit an Deck der Seestern. Immer wieder überprüfte er sämtliche Rettungsboote und die Takelage auf reparaturbedürftige Stellen. Er ordnete viele zusätzliche Arbeiten an, die auch ausgeführt wurden, obwohl sie der Mannschaft zum Teil seltsam vorkamen.
Der einzige Oger, der sich von Zeit zu Zeit an Deck blicken ließ, war Kruzmak. Er war es auch, der die Führung der anderen in Abwesenheit von Rator und Mogda übernommen hatte. Auch er konnte es nicht erwarten, endlich wieder zurück an Land zu kommen. Seine Kameraden setzten ihm jeden Tag aufs Neue zu. Die Verpflegung wurde knapp, und sie waren gezwungen, einige Fässer zu öffnen, deren Inhalt ausschließlich aus Pökelfisch bestand. Nicht ein einziger Oger hielt die salzige Mahlzeit für echte Nahrung.
»Du gedacht an Vorschlag, Kruzmak?«, fragte Brakbar, der es sich auf einem Stapel alter Säcke im Laderaum gemütlich gemacht hatte. Er sah völlig entspannt aus, so wie er dalag. Aber jeder, der ihn kannte, wusste, dass dieser Eindruck täuschte. Sobald er auch nur den Hauch einer handfesten Auseinandersetzung spürte, wäre er nicht mehr zu halten.
»Ich schon gesagt«, erklärte Kruzmak. »Wir so lange hier, bis gesegelt zu Zwergenesse. Kein Hafen, kein Ärger, kein Essen.«
Kruzmaks Worte duldeten keine Widerrede. Er führte die Oger mit strenger Hand und besann sich allein auf die Aufgaben, die Rator und Mogda ihnen
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