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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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schob den Fehler auf ein Versagen des Metalls und tauschte die Ketten aus. Der Schmied war Tarbur von Anfang an sympathisch. Ein groß gewachsener Mann mit Glatze und Übergewicht. Er verbreitete einen Dunst von Schweiß, Kohle und glühendem Metall um sich herum. Wenn es nicht anatomisch zu schwierig gewesen wäre, hätte man vermuten können, dass einer seiner Urahnen ein Oger war. Er scheute Tarbur nicht, und er zeigte auch keine Angst, als er sich ihm nähern musste.
    Tarburs Mahlzeiten kamen wie versprochen. Zu seiner Verblüffung waren die Portionen seinem Körpergewicht angepasst worden. Tag für Tag kam Hauptmann Barrasch hier herunter und befragte ihn. Und so, wie es der Meister verlangte, gab Tarbur ihm stückchenweise die Informationen, die er haben sollte. Ohne die Zustimmung des Meisters hätte er nicht eine dieser Fragen beantwortet. Er wäre lieber gestorben, statt irgendwelche Geheimnisse auszuplaudern. Hauptmann Barrasch schien mit den Informationen zufrieden. Jedes Mal, wenn Barrasch wieder ging, um die neuen Erkenntnisse weiterzuberichten, gab der Meister Anweisungen für die nächste Befragung. Tarbur war unklar, warum der Meister so viel Wissen preisgeben wollte, aber er würde sicherlich einen Grund dafür haben. Es gab nur zwei Dinge, die Tarbur nicht ausplaudern durfte. Zum einen alles, was die Meister betraf, und zum anderen, was den Verbleib der Zwerge anging. Das war nicht allzu schwer für ihn, denn über die Meister wussten die Hüttenbauer nichts, und über den Verbleib der Zwerge wusste Tarbur nichts. Barrasch fragte ihn einmal, ob es Hintermänner gab, die für den Krieg verantwortlich waren. Daraufhin antwortete er, der Gott Tabal hätte den Kampf all seinen Untertanen befohlen. Barrasch ließ die Frage auf sich beruhen, da er wohl auch keine andere Antwort erwartet hatte. Die Zwerge interessierten ihn auch nicht besonders. Anscheinend vermuteten die Menschen, dass sie auch im Drachenhorst gefangen gehalten wurden. Gestern Abend, als der Hauptmann wieder ging, sagte er, er bringe heute eine alte Frau mit, die auch einige Fragen hätte, und er solle sich ihr gegenüber ordentlich verhalten, sonst würden die Essenrationen gestrichen. Tarbur war es ganz egal, wer ihn befragte, aber nicht, ob seine Mahlzeiten unpünktlich waren, also stimmte er zu.
    Und mal ein anderes Gesicht zu sehen wäre bestimmt eine gute Sache. Trotzdem war Tarbur ein wenig verunsichert, da der Meister sich nicht gemeldet hatte, um ihm neue Anweisungen zu geben. Was, wenn er nicht weiterwusste? Er entschloss sich, in diesem Fall einfach nicht zu antworten.
    In den vergangenen Gesprächen war er dazu übergegangen, sein begrenztes Sprachvermögen als Vorwand zu nehmen, um unangenehmen Fragen auszuweichen. War er verunsichert, antwortete er immer wieder mit: »Ja, wir großes Heer, bringen Willen Tabals zu Hüttenbauern.«
    Das Essen ließ heute auf sich warten. Die Feuchtigkeit und die Kälte machten ihm nicht viel aus, denn er war es gewohnt im Freien zu schlafen, egal bei welchem Wetter, aber das Warten war zermürbend. Besonders, wenn man Hunger hatte.
    Tarbur stieg ein vertrauter Geruch in die Nase. Er kam aus dem kleinen Loch im Boden. Es war der Geruch des Meisters.
    Tarbur wartete ab. Der Meister vergewisserte sich immer erst, ob niemand außer ihm im Kerker war. Es verging einige Zeit, aber der Meister ließ nichts von sich hören.
    »Meister, seid Ihr da?«, fragte Tarbur unsicher.
    Niemand antwortete.
    Tarburs Blick fiel auf eine Stelle am Boden, die ihm seltsam vorkam. Der Stein sah aus, als ob er seine gespeicherte Feuchtigkeit ausschwitzte. Seine Oberfläche glänzte, ganz im Gegensatz zu den benachbarten Quadern. Kurz danach begann die Zeichnung des Steines zu verschwimmen. Der Vorgang breitete sich auf die benachbarten Steine aus und nahm Besitz vom umliegenden Boden. Die Fläche wuchs auf eine Größe von zwei Schritt an. Sie war kreisrund. Dann geriet das Phänomen für einen Augenblick ins Stocken.
    Tarbur blickte fasziniert auf den Fleck. Er war nicht verunsichert oder gar verängstigt. Dieser Zauber entsprang der Kraft der Meister. Er hatte sie schon oft zaubern sehen, und ihm war aufgefallen, dass sie viel Wert auf Effekte legten. Sein Blick war wie erstarrt. Selbst das Blinzeln versuchte er zu unterdrücken, um auf keinen Fall das Resultat zu verpassen.
    Die Steine begannen zu verschwimmen. Es sah aus, als ob man Wachsklötze erhitzt und sie mit einem Stab in einem Topf verrührt. In der Mitte

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