Die Operation
zahlreichen Tennisplätze.
»Mist!«, murmelte Gaetano. Seine Zielpersonen waren im Augenblick nicht im Hotel, so viel war klar. Er blickte auf seine Armbanduhr. Schon nach zwei. Er schüttelte den Kopf. Die Frage war jetzt nicht mehr, ob er vielleicht eine Nacht hier verbringen musste, sondern, wie viele Nächte es ihn wohl kosten würde, wenn er in diesem Tempo weitermachte.
Gaetano lenkte seine Schritte wieder in den Empfangsbereich. Dort entdeckte er eine bequeme Couch, in deren Nähe sich ebenfalls eine Obstschale sowie ein Stapel mit Hochglanzzeitschriften befanden. Außerdem konnte er von hier aus durch einen Torbogen hindurch den Haupteingang des Hotels beobachten. Gaetano fand sich damit ab, warten zu müssen, setzte sich und machte es sich bequem.
Kapitel 16
Freitag, 1. März 2002, 14.07 Uhr
Nachdem sie sich von ihren Gästen verabschiedet hatten, schwebte Spencer nach oben in sein weitläufiges Büro. Paul hingegen nahm die Treppe und stieg in den Keller des Hauptgebäudes hinab. Er fragte sich oft, was Spencer in diesem riesigen Zimmer, das viermal so groß und zehnmal so luxuriös ausgestattet war wie sein eigenes nebenan, den ganzen Tag über eigentlich machte. Doch Paul wollte sich nicht beklagen. Es war während der gesamten Bauzeit Spencers einzige Forderung gewesen. Abgesehen davon, dass er auf ein lächerlich großes, persönliches Büro bestanden hatte, hatte er Paul relativ freie Hand gelassen, und das war besonders im Hinblick auf das Labor und seine Ausstattung sehr wichtig gewesen. Außerdem hatte Paul noch ein zweites, wenn auch winziges Büro im Labor, wo er sich sehr viel öfter aufhielt als im Verwaltungsgebäude.
Paul pfiff vor sich hin und öffnete die feuerfeste Tür, die vom Treppenhaus in die Kellerräume führte. Er hatte allen Grund dazu, gut gelaunt zu sein. Nicht nur, dass er durch die Zusammenarbeit mit einem potenziellen Nobelpreisträger eine enorme Aufwertung seines Rufes als Stammzellenforscher zu erwarten hatte, nein, was noch wichtiger war, er konnte auch mit einer beachtlichen und dringend benötigten Finanzspritze für die Klinik rechnen. Wie der Phönix aus der griechischen Mythologie war Paul erneut aus der Asche auferstanden, dieses Mal sogar buchstäblich. Vor weniger als einem Jahr hatten er und die anderen Klinikbetreiber aus Massachusetts fliehen müssen, weil die Barbaren - in Form von Bundespolizisten -vor den Toren ihrer Einrichtung gestanden hatten.
Glücklicherweise hatte Paul bereits damit gerechnet, dass sich aufgrund seiner bahnbrechenden Forschungsarbeiten Probleme ergeben könnten, auch wenn er nicht direkt mit der Staatsanwaltschaft, sondern eher mit der Aufsichtsbehörde gerechnet hatte. Daher hatte er bereits detaillierte Pläne für einen Umzug der Klinik an einen Ort außerhalb des Machtbereichs der US-Administration ausgearbeitet. Schon fast ein Jahr lang hatte er hinter Spencers Rücken Gelder abgezogen. Das war nicht weiter schwierig gewesen, da Spencer sich größtenteils in Florida aufgehalten hatte. Mit dem Geld hatte Paul das Grundstück auf den Bahamas gekauft, eine neue Klinik entworfen und mit dem Bau begonnen. Die unerwartete Razzia, die ein paar dämlichen Klatschbasen zu verdanken war, bedeutete lediglich, dass er mitsamt seinen Truppen zu einer überstürzten Abreise vor Fertigstellung der neuen Klinik gezwungen war. Sie bedeutete auch, dass er ein komplett ausgearbeitetes Notfallszenario in Gang setzen musste, das im Abfackeln der alten Einrichtung zur Vernichtung sämtlicher Beweise bestand.
Die eigentliche Ironie dieser Auferstehung aus der Asche lag aber darin, dass sie bereits seine zweite wundersame Wiederbelebung darstellte. Vor nur sieben Jahren waren seine Perspektiven absolut düster gewesen. Er hatte seine Krankenhauszulassung verloren und stand kurz davor, seine ärztliche Approbation für den Bereich des Staates Illinois ebenfalls zu verlieren, und das nur zwei Jahre nach Beendigung seiner Pflichtassistenz auf einer gynäkologischen Station. Der Grund war eine blöde Abrechnungsschummelei gewesen, die er sich bei ein paar Kollegen abgeschaut und dann verfeinert hatte. Dadurch war er gezwungen gewesen, den Bundesstaat zu verlassen. Mit mehr Glück als Verstand war er in Massachusetts gelandet, wo er eine Forschungsstelle im Bereich der Reproduktionsmedizin angenommen hatte, um zu verhindern, dass die Ärztekammer von Massachusetts etwas von seinen Schwierigkeiten in Illinois erfuhr. Seine Glückssträhne ging weiter,
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