Die Operation
Er hatte nicht vor, hier noch länger herumzustehen und sich das Gelabere dieser beiden Komiker anzuhören. Er ging zur Tür und zog sie auf.
»Danke, dass Sie uns den Namen besorgt haben«, sagte Paul.
»Ja, genau, danke«, fügte Spencer hinzu. »Wir werden auch versuchen, nicht mehr daran zu denken, dass Sie einen Monat dafür gebraucht haben und im Verlauf der Suche jemanden umbringen mussten.«
Kurt warf Spencer noch einen kurzen, stechenden Blick zu, dann war er verschwunden. Der Schließautomatismus ließ die Tür ins Schloss schnappen.
»Dieser letzte Kommentar war unter der Gürtellinie«, beschwerte sich Paul.
»Ich weiß«, sagte Spencer und winkte ab. »Ich wollte nur witzig sein.«
»Du weißt seine Dienste für uns einfach nicht richtig zu würdigen.«
»Da hast du wahrscheinlich Recht«, pflichtete Spencer ihm bei.
»Das wird sich aber ändern, wenn unsere Kapazitäten erst einmal ausgelastet sind. Dann wird die Sicherheit eine zentrale Rolle spielen, das kannst du mir glauben!«
»Schon möglich, aber jetzt lass uns erst mal wieder zu der Implantation zurückgehen. Hoffentlich läuft es von nun an reibungslos.« Spencer zog die Tür auf und wollte schon hinausgehen.
»Einen Augenblick noch!«, sagte Paul und griff nach Spencers Arm. »Mir ist gerade etwas eingefallen: Senator Ashley Butler ist der Wortführer derjenigen, die Lowells HTSR-Verfahren verbieten wollen. Also, wenn das keine Ironie ist, angesichts der Tatsache, dass er jetzt von dem Verfahren profitieren wird.«
»Ich würde sagen, das ist eher Heuchelei als Ironie«, erwiderte Spencer. »Er und Lowell müssen da irgendeine geheime Absprache getroffen haben.«
»So muss es sein, und wenn das stimmt, dann ist das ein gutes Omen für unseren Geldsegen, weil sie dann beide großes Interesse haben müssten, ihr tiefes, dunkles Geheimnis zu bewahren.«
»Ich glaube, wir haben die Zügel fest in der Hand«, sagte Spencer und nickte. »Aber jetzt nichts wie zurück in den OP, damit es nicht noch mehr Probleme gibt und die Implantation stattfinden kann. Gut, dass wir bei diesem ganzen Röntgenkuddelmuddel in der Nähe waren.«
»Wir müssen uns ein tragbares Röntgengerät besorgen.«
»Erst mal langsam, bis wieder ein bisschen Geld in der Kasse ist, falls du nichts dagegen hast.«
Vor der Tür zum OP angekommen, zögerte Spencer noch einmal kurz. Er drehte sich zu Paul um. »Ich glaube, es wäre gut, wenn wir die wahre Identität des Senators vorerst für uns behalten.«
»Natürlich«, erwiderte Paul. »Das versteht sich doch von selbst.«
Kapitel 25
Sonntag, 24. März 2002, 11.45 Uhr
Tony D’Agostino fühlte sich wie gefangen in einem bösen Traum, unfähig daraus zu erwachen, als er wieder einmal vor dem Klempnerbedarfgeschäft der Castigliano-Brüder vorfuhr. Darüber hinaus war es ein kalter, regnerischer Sonntagvormittag Ende März, und es gab ungefähr tausend Dinge, die er jetzt lieber gemacht hätte, wie zum Beispiel gemütlich im Cafe Cosenza in der Hanover Street zu sitzen, einen Cappuccino zu schlürfen und Cannoli zu essen.
Nachdem Tony die Wagentür aufgeklappt hatte, spannte er zunächst seinen Schirm auf. Erst dann stieg er aus. Aber er wurde trotz dieser Bemühungen nass. Der Wind wirbelte die Regentropfen herum, sodass sie aus allen Richtungen zugleich kamen. Es war sogar schwierig, den Schirm so festzuhalten, dass er ihm nicht aus der Hand gerissen wurde.
Im Laden schüttelte Tony die Regentropfen ab, wischte sich mit dem Handrücken die Stirn und lehnte den Regenschirm an die Wand. Als er an der Theke vorbeikam, hinter der Gaetano normalerweise seiner Arbeit nachging, stieß er einen unterdrückten Fluch aus. Er hatte nicht den leisesten Zweifel, dass Gaetano es schon wieder versaut hatte, und er hatte gehofft, dem Muskelprotz persönlich zu begegnen, um ihm kräftig die Meinung geigen zu können.
Die Tür zum hinteren Büro war wie üblich unverschlossen, und Tony trat nach flüchtigem Anklopfen ein, ohne eine Reaktion abzuwarten. Beide Castiglianos saßen an ihren Schreibtischen, deren überladene Tischplatten von zwei identischen Schreibtischlampen mit grünen Lampenschirmen beschienen wurden. Die schwere Wolkendecke ließ nur wenig Licht durch die schmutzigen, kleinen Fensterscheiben dringen, die hinaus auf den Sumpf zeigten.
Die Castiglianos blickten gleichzeitig auf. Sal war gerade dabei gewesen, mit Hilfe eines Stapels zerknitterter Notizzettel Eintragungen in ein altmodisches Kassenbuch
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