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Die Operation

Titel: Die Operation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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auszusetzen gehabt, aber er respektierte ihn als einen erfahrenen Profi, und angesichts seiner Einbindung in eine Mafiafamilie war Tony davon ausgegangen, dass Gaetanos Loyalität über jeden Zweifel erhaben war. Sein spurloses Verschwinden ergab überhaupt keinen Sinn.
    »Ich muss nicht extra betonen, dass auch wir ein winziges bisschen verdutzt sind.«
    »Habt ihr irgendwelche Nachforschungen angestellt?«, wollte Tony wissen.
    »Nachforschungen?«, fragte Lou sarkastisch zurück und blickte schließlich doch von seiner Patience auf. »Wieso sollten wir so was Bescheuertes machen? Verdammt nochmal, nein! Wir haben Tag für Tag nur hier gehockt, uns die Fingernägel wund gekaut und darauf gewartet, dass das Telefon klingelt.«
    »Wir haben die Sprianos in New York angerufen«, sagte Sal, ohne auf den sarkastischen Tonfall seines Bruders einzugehen. »Das sind entfernte Verwandte von uns, falls du’s noch nicht weißt. Die überprüfen das für uns. Und außerdem schicken sie uns einen neuen Assistenten, der morgen oder so hier eintreffen müsste. Von ihnen haben wir auch schon Gaetano bekommen.«
    Ein Angstschauer kroch langsam Tonys Wirbelsäule empor. Er wusste, dass die Sprianos eine der mächtigsten und skrupellosesten Familien der gesamten Ostküste waren. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass die Castiglianos mit ihnen in Verbindung standen, aber dadurch erschien ihm alles plötzlich in einem unheilvolleren und beängstigenderen Licht. »Was ist mit den Kolumbianern in Miami, die die Kanone besorgen sollten?«, fragte er, um das Thema zu wechseln.
    »Die haben wir auch angerufen«, sagte Sal. »Du weißt ja, dass sie nie besonders kooperativ sind, aber sie haben gesagt, sie würden sich darum kümmern. Wir haben also unsere Fühler ausgestreckt. Wir wollen natürlich wissen, wo der Idiot sich verkrochen hat und wieso.«
    »Fehlt etwas von dem Geld?«, fragte Tony.
    »Nichts, was Gaetano hätte mitgehen lassen können«, lautete Sals rätselhafte Antwort.
    »Seltsam«, bemerkte Tony, weil ihm nichts anderes einfiel. Er wusste nicht, was Sal meinte, aber er hatte auch nicht vor zu fragen. »Tut mir Leid, dass ihr solche Schwierigkeiten habt.« Er rutschte auf die Sofakante, als wollte er gleich aufstehen.
    »Das ist mehr als seltsam«, meinte Sal spöttisch. »Und ›tut mir Leid‹ reicht uns nicht. Wir haben in den letzten Tagen alles durchgesprochen und ich finde, wir sollten dich wissen lassen, wie es uns geht. Letztendlich machen wir dich für diesen ganzen Schlamassel mit Gaetano verantwortlich, egal, wie es schließlich ausgeht. Das Gleiche gilt für unsere einhundert Riesen, die wir einschließlich Zinsen zurückhaben wollen. Die Zinsen berechnen sich nach unserem üblichen Satz beginnend mit dem Tag der Übergabe und sind nicht verhandelbar. Und noch ein Letztes: Von jetzt ab betrachten wir den Kredit als überfällig.«
    Tony stand ruckartig auf. Seine wachsende Besorgnis hatte nach Lous Bemerkungen und seiner kaum verhüllten Drohung einen kritischen Punkt erreicht. »Lasst es mich wissen, wenn ihr etwas hört«, sagte er und setzte sich Richtung Tür in Bewegung. »In der Zwischenzeit werde ich selbst ein paar Erkundigungen einziehen.«
    »Du ziehst besser ein paar Erkundigungen darüber ein, wie du die hundert Scheine auftreiben willst«, sagte Sal. »Besonders viel Geduld werden wir nicht mit dir haben.«
    Tony stürmte aus dem Laden, ohne den Regen zu beachten. Trotz der Kälte schwitzte er. Erst nachdem er in sein Auto gesprungen war, fiel ihm der Schirm wieder ein. »Scheiß drauf!«, sagte er laut. Er startete den Caddy, legte den Arm auf die Lehne des Beifahrersitzes, blickte zum Heckfenster hinaus und gab Vollgas. Der Wagen machte einen Satz auf die Straße, einen Augenblick später jagte er mit beinahe achtzig Sachen in die Stadt zurück.
    Tony entspannte sich ein wenig und wischte sich die Hände an seinen Hosenbeinen trocken, abwechselnd erst die eine und dann die andere. Die unmittelbare Bedrohung war vorüber, aber er wusste intuitiv, dass am Horizont eine sehr viel größere, langfristige Bedrohung lauerte, besonders falls die Sprianos sich einmischen sollten, und sei es nur am Rande. Das alles war außerordentlich entmutigend, wenn nicht sogar beängstigend. Gerade jetzt, wo er alle seine Reserven mobilisierte, um gegen dieses Strafverfahren vorzugehen, stand er möglicherweise vor einem Revierkampf.
    »John! Hören Sie mich?«, rief Dr. Nawaz. Er hatte sich nach vorne gebeugt und

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