Die Operation
jemand etwas dafür kann. Die ganze Sache ist und bleibt verkorkst, und zwar von Anfang an, von diesem schicksalhaften, regnerischen Abend in Washington bis heute. Ich frage mich ständig, was noch alles schiefgehen kann.«
»Lass uns versuchen, ein bisschen mehr Optimismus an den Tag zu legen«, zischte Daniel. »Das Ende ist in Sicht.«
Paul und Spencer kamen aus dem Entwicklerraum, die Röntgenassistentin folgte ein paar Schritte dahinter. Paul hielt die Aufnahmen fest in der Hand. »Ich finde, sie sehen gut aus«, sagte er im Vorbeigehen zu Daniel und Stephanie und betrat das Röntgenzimmer. Die anderen folgten ihm. Paul hängte die Aufnahmen vor den Bildbetrachter, schaltete das Licht ein und trat zur Seite. Die Bilder zeigten Ashleys Schädel, umgeben von den schattenhaften Umrissen des stereotaktischen Rahmens.
Dr. Nawaz trat näher und untersuchte jede einzelne Aufnahme sorgfältig. Dabei orientierte er sich hauptsächlich an den verschwommenen Schatten, die Ashleys mit Flüssigkeit gefüllte Hirnkammern repräsentierten. Einen Augenblick lang sagte niemand ein Wort. Das einzige Geräusch waren Ashleys tiefe Atemzüge, die nur kurz von den Pumpgeräuschen aus Dr. Newhouses Blutdruckmessgerät überlagert wurden.
»Nun?«, wollte Paul wissen.
Dr. Nawaz nickte zögerlich seine Zustimmung. »Sie sehen gut aus. Damit müsste es gehen.« Er holte einen Filzstift, einen Winkelmesser und ein Präzisionslineal aus Metall hervor. Mit großer Sorgfalt machte er auf jeder Aufnahme einen bestimmten Bereich ausfindig und markierte ihn mit einem kleinen X. »Das hier ist unser Ziel: die Zona compacta der Substantia nigra auf der rechten Seite des Mittelhirns. Jetzt muss ich noch die x-, y-und z-Koordinaten ermitteln.« Er fing an, auf den Röntgenbildern Linien zu ziehen und Winkel zu messen.
»Wollen Sie das hier machen?«, fragte Paul.
»Das ist ein guter Bildbetrachter«, antwortete Dr. Nawaz gedankenverloren.
»Wir sollten den Patienten in den OP zurückbringen«, sagte Dr. Newhouse. »Es wäre mir wohler, wenn er wieder an die Herzüberwachung angeschlossen wird.«
»Gute Idee«, sagte Paul. Unverzüglich trat er an das Fußende des OPTisches, um mit anzupacken. Dr. Newhouse lockerte die Feststellbremse an den Rädern.
Daniel und Stephanie blickten Dr. Nawaz über die Schulter und beobachteten mit atemloser Spannung, wie er die Koordinaten für die Implantationsspritze einzeichnete. Die Spritze würde später mit Hilfe einer Führungsschiene so am Rahmen befestigt werden, dass sie nicht verrutschen konnte.
Mit Paul am vorderen und Dr. Newhouse am hinteren Ende manövrierten sie den OPTisch aus dem Röntgenraum hinaus. Dr. Newhouse hatte eine Hand auf Ashleys Schulter gelegt, damit er durch die Bewegung nicht aus dem Gleichgewicht geriet. Das war zwar wahrscheinlich gar nicht notwendig, da er vorhin schon Ashleys Brustkorb mit Klebeband an der hochgekurbelten Rückenlehne des OPTischs befestigt hatte, aber er wollte auf Nummer sicher gehen.
Als sie draußen im Flur waren, drehte Paul sich nach vorne, behielt die Hand aber am Fußende des OPTisches in seinem Rücken. Das war einfacher, als zu versuchen, rückwärts zu gehen. Er zog zwar immer noch an dem Tisch, aber sein Hauptaugenmerk war auf das Lenken gerichtet, da der OPTisch mit seinen vier Rollen zum Ausbrechen neigte. Marjorie ging daneben her. Sie hielt eine Infusionsflasche in die Höhe, war aber ständig darauf gefasst, Ashley zu stützen, falls das notwendig werden sollte. Spencer bildete die Nachhut und gab gelegentliche Anweisungen, die von allen ignoriert wurden.
»Er sieht nicht besonders gut aus«, bemerkte Dr. Newhouse im Schein der Flurbeleuchtung. »Beeilen wir uns!«
Sie beschleunigten ihre Schritte.
»Er hat schon bleich ausgesehen, als er hier angekommen ist«, sagte Spencer. »Ich finde nicht, dass er sich verändert hat.«
»Ich will ihn wieder an die Überwachung anschließen«, sagte Dr. Newhouse.
»Wir sind da!«, gab Paul bekannt, während er die Tür zum Operationssaal aufstieß. Er ging hindurch, ohne sich nach dem OPTisch umzudrehen. In der Eile versäumte er es, den Tisch gerade auszurichten, sodass er schräg auf die Türöffnung zurollte und mit einer der vorderen Ecken so heftig gegen den metallenen Türrahmen stieß, dass Ashleys Oberkörper mit Wucht an dem Klebeband zerrte, das seinen Brustkorb am Tisch festhielt. Durch die Trägheit des stereotaktischen Rahmens kippte Ashleys Kopf mit einer leichten zeitlichen
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