Die Operation
werden.«
»Und jetzt wollen Sie von mir hören, ob Sie weitermachen sollen?«
»Exakt. Letztendlich ist er ja Ihr Patient. Ich selbst bin in dieser doch eher außergewöhnlichen Situation ja nichts weiter als eine Art Leiharbeiter.«
»Wie sicher sind Sie sich hinsichtlich der Position der Nadel?«
»Sehr sicher. Während meiner gesamten Arbeit mit dem stereotaktischen Rahmen ist es noch kein einziges Mal vorgekommen, dass ich die angepeilte Stelle nicht genau getroffen habe. Außerdem gibt es in diesem Fall noch einen beruhigenden Faktor. Wir fügen ja Zellen hinzu und ziehen keine ab, was sonst bei diesem Eingriff die Regel ist. Wenn die Nadel dann nur ein kleines Stückchen außerhalb des vorgesehenen Kanals verläuft, sind sehr viel mehr Probleme zu erwarten als in diesem Fall hier.«
»Gegen eine hundertprozentige Erfolgsbilanz lässt sich kaum etwas sagen. Ich bin mir sicher, dass wir uns in guten Händen befinden. Wir machen es!«
»Richtig so!«, sagte Dr. Nawaz. Er griff nach der Kanüle, die jetzt mit der vorbereiteten Menge an Aktivzellen gefüllt war. Nachdem er den Trokar vom Anschluss der nunmehr im Schädel steckenden Implantationsnadel genommen hatte, brachte er die Kanüle an. »Dr. Newhouse, ich bin so weit. Wir können mit der Implantation beginnen.«
»Danke«, sagte Dr. Newhouse. Er wurde gerne an den entscheidenden Punkten eines Eingriffs informiert und überprüfte schnell noch einmal die wichtigsten Werte. Als er damit fertig war und das Stethoskop von den Ohren genommen hatte, signalisierte er Dr. Nawaz, er könne fortfahren.
Nachdem Dr. Nawaz das Tuch angehoben und Dr. Newhouse erneut veranlasst hatte, Ashley einen Schubs zu geben, damit dieser aufwachte, wiederholte er dieselben Instruktionen, die er Ashley schon vor dem Einstechen der Nadel gegeben hatte. Erst dann begann er mit der Implantation. Dabei benutzte er ein weiteres mechanisches Hilfsmittel, um den Druck auf den Spritzenkolben möglichst langsam und gleichmäßig ausüben zu können.
Daniel schauderte vor Aufregung, als er die voranschreitende Implantation beobachtete. Während die geklonten, Dopamin produzierenden Neuronen, die mit Hilfe der Gene aus dem Blut des Turiner Grabtuches vermehrt worden waren, langsam in Ashley Butlers Gehirn geleitet wurden, war er sich sicher, dass hier gerade Medizingeschichte geschrieben wurde. Auf einen Schlag wurden jetzt die durch Stammzellen, therapeutisches Klonen und das HTSR-Verfahren geweckten Hoffnungen erfüllt, indem zum allerersten Mal eine der großen degenerativen Krankheiten der Menschheit geheilt wurde. Mit steigender Erregung drehte er sich um und schickte Stephanie mit dem gestreckten Zeige-und Mittelfinger ein Victoryzeichen. Verkrampft erwiderte Stephanie die Geste, allerdings nicht annähernd so enthusiastisch. Daniel nahm an, dass sie sich unwohl fühlte, weil sie neben Paul Saunders und Spencer Wingate stehen und Smalltalk machen musste.
Etwa bei der Hälfte der Implantation unterbrach Dr. Nawaz den Eingriff, genauso wie beim Einsetzen der Nadel. Als er die Ecke des Tuches anhob, erkannte er, dass Ashley schon wieder eingeschlafen war.
»Möchten Sie, dass ich ihn aufwecke?«, fragte Dr. Newhouse.
»Bitte«, erwiderte Dr. Nawaz. »Und vielleicht könnten Sie versuchen, ihn ein paar Minuten lang wachzuhalten.«
Mühsam öffneten sich Ashleys Augen als Reaktion auf das Rütteln. Dr. Newhouse hatte ihn an der Schulter gepackt.
»Ist alles in Ordnung, Mr Smith?«, fragte Dr. Nawaz.
»Wunderbar«, murmelte Ashley. »Sind wir fertig?«
»Fast! Nur noch einen kleinen Augenblick!«, sagte Dr. Nawaz. Dann ließ er das Tuch los und blickte Dr. Newhouse an. »Ist alles stabil?«
»Absolut.«
Nun wandte sich Dr. Nawaz wieder dem Spritzenkolben zu und drückte ihn auf dieselbe langsame und gleichmäßige Weise wie vorhin weiter hinein. Als er seiner mechanischen Injektionshilfe gerade die letzte Drehung verpassen wollte, um den letzten Rest der Aktivzellen durch die Nadel zu schicken, da murmelte Ashley unter den Tüchern etwas Unverständliches vor sich hin. Dr. Nawaz hielt inne, schaute zu Dr. Newhouse und fragte, ob er Ashleys Worte verstanden hatte.
»Nein«, gestand Dr. Newhouse.
»Sind alle Werte stabil?«
»Keine Veränderung«, erwiderte Dr. Newhouse. Er setzte das Stethoskop noch einmal auf und kontrollierte den Blutdruck. In der Zwischenzeit hob Dr. Nawaz die Ecke des Tuches hoch und linste zu Ashley hinein. Der Ausdruck auf seinem Gesicht, das wegen des
Weitere Kostenlose Bücher