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Die Operation

Titel: Die Operation
Autoren: Robin Cook
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seinen Fahrgästen trennte. Ashley und Carol saßen auf der Rückbank. Immer wieder wurden ihre Gesichter durch die Scheinwerfer entgegenkommender Fahrzeuge beleuchtet. Da der Eingriff hinter ihm lag, zeigte sich Ashley ausgesprochen euphorisch und führte ein angeregtes Gespräch mit Carol über seine politischen Vorhaben nach den Kongressferien. Eigentlich war es eher eine Art Monolog, da Carol nichts weiter tat, als in unregelmäßigen Abständen zu nicken oder ja zu sagen.
    Während Ashley ununterbrochen weiterredete, fiel die Anspannung, die durch die Sorge verursacht gewesen war, Ashley könnte vielleicht einen Anfall haben und er müsste ihm dann das Beruhigungsmittel geben, langsam von Daniel ab. Falls der Anfall auch nur ansatzweise dem ähnelte, was sich im Operationssaal abgespielt hatte, dann, so viel war Daniel klar, war eine intravenöse Verabreichung des Medikamenten-Cocktails praktisch ausgeschlossen. Ihm bliebe nur noch die Möglichkeit einer intramuskulären Spritze, was bedeutete, dass es länger dauerte, bis die Mittel wirkten. Und falls es zu Aggressionen kam - eine Möglichkeit, auf die Dr. Nawaz ihn noch einmal ausdrücklich hingewiesen hatte -, barg jede Verzögerung erhebliche Risiken. Angesichts von Ashleys Größe und seiner überraschenden Körperkraft war Daniel klar, dass ein Ringkampf in der engen Limousine ein Alptraum werden würde.
    Je mehr sich Daniel entspannte, desto eher war er in der Lage, über den Horizont eines möglicherweise bevorstehenden Anfalls hinauszublicken. Er war zusehends verblüfft von der Beweglichkeit, die aus Ashleys Gesten, aber auch aus seinem Mienenspiel und seinem normaler gewordenen Tonfall sprach. Er hatte nur noch sehr entfernt etwas mit dem halb gelähmten Mann zu tun, dem Daniel heute Morgen gegenübergestanden hatte. Daniel war ratlos, da die Aktivzellen sich gar nicht an der richtigen Stelle befanden. Das hatte die Computertomografie eindeutig gezeigt. Aber die Wirkung, die er mit eigenen Augen beobachten konnte, ließ sich auch nicht auf die Beruhigungsmittel oder einen Placebo-Effekt zurückführen, wie er zuvor so munter angedeutet hatte. Es musste eine andere Erklärung geben.
    Wie alle Wissenschaftler war sich auch Daniel darüber im Klaren, dass die Forschung nicht immer nur durch harte Arbeit, sondern gelegentlich auch mehr durch Glück als durch Verstand Fortschritte erzielte. Er begann sich zu fragen, ob der Bereich, in dem die Aktivzellen irrtümlich abgesetzt worden waren, für Dopamin produzierende Zellen vielleicht besonders geeignet war. Aber das ergab keinen Sinn. Daniel wusste, dass das Limbische System, wo sich die Zellen jetzt befanden, nicht für die Steuerung von Bewegungen zuständig war, sondern eher für den Geruchssinn, das Sexualverhalten und andere emotionale Reaktionen. Andererseits: große Teile des menschlichen Gehirns und seiner Funktionsweise waren nach wie vor noch nicht schlüssig erklärt, und so freute sich Daniel zunächst einmal darüber, dass er solch positive Resultate erzielt hatte.
    Nach ihrer Ankunft vor dem Atlantis verzichtete Ashley beim Aussteigen aus dem Wagen demonstrativ auf jede Hilfe von den Portiers. Als er auf den Beinen stand, wurde ihm zwar kurz schwindelig, sodass er sich einen Augenblick lang an Carol festhalten musste, aber das ging schnell vorbei, und er konnte halbwegs normalen Schrittes durch die Lobby bis zu den Fahrstühlen gehen.
    »Wo ist denn die wunderschöne Dr. D’Agostino geblieben?«, fragte Ashley, während sie warteten.
    Daniel zuckte mit den Schultern. »Entweder ist sie schon vor uns angekommen oder sie kommt gleich nach. Da mache ich mir keine Sorgen. Sie ist ein großes Mädchen!«
    »Das ist sie«, pflichtete ihm Ashley bei. »Und mächtig klug obendrein.«
    Im zweiunddreißigsten Stockwerk angekommen, ging Ashley voraus den Flur entlang, als wollte er mit seinen neu gewonnenen Fähigkeiten angeben. Trotz seiner immer noch leicht gebückten Haltung bewegte er sich sehr viel normaler als heute Morgen. Das galt auch für den Armschwung, der heute Früh fast gar nicht vorhanden gewesen war.
    Carol öffnete mit Hilfe der Schlüsselkarte die Meerjungfrauentür und trat zur Seite, um Ashley eintreten zu lassen. Er knipste das Licht an. »Jedes Mal, wenn sie das Zimmer machen, ziehen sie alles zu, damit es hier aussieht wie in einem Rübenkeller«, beschwerte er sich. Er trat hinüber zu den Wandschaltern und ließ Vorhänge und Glaspaneele gleichzeitig auseinander
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