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Die Operation

Titel: Die Operation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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am Treppenlauf, stützte der Kardinal den anderen Arm auf das gebeugte Knie. Mit bleichen, aufgepusteten Backen stieß er den Atem aus und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Es gab zwar einen Aufzug, aber den mied er als eine Art Akt der Buße.
    »Brauchen Sie etwas, Euer Eminenz?«, fragte Father Maloney. »Ich könnte es Ihnen herunterbringen, dann müssen Sie die steilen Stufen nicht hinaufsteigen. Es war ein anstrengender Nachmittag.«
    »Danke, Michael«, sagte James. »Aber ich muss mich frisch machen, wenn ich das Essen mit dem Bürgermeister und dem Kardinal aus Italien überstehen soll.«
    »Wann soll ich mit Turin Kontakt aufnehmen?«, fragte Father Maloney entschlossen.
    »Heute Abend, nach Mitternacht«, sagte James zwischen einzelnen Atemstößen. »Dann ist es dort sechs Uhr morgens und Sie müssten eigentlich vor der Messe noch jemanden erreichen.«
    »Das war eine überraschende Bitte, wenn Sie mir die Bemerkung gestatten, Euer Eminenz.«
    »Wohl wahr! Überraschend und merkwürdig! Falls die Informationen des Senators bezüglich der Textilproben stimmen - und alles andere wäre eine Überraschung, nach allem, was ich über diesen Mann weiß -, dann dürfte die Bitte nicht allzu schwer zu erfüllen sein, da eine direkte Berührung des Grabtuches damit umgangen werden könnte. Aber wenn Sie mit Turin sprechen, dann betonen Sie bitte nachdrücklich, dass die ganze Angelegenheit vollkommen geheim bleiben muss. Es muss absolute Vertraulichkeit herrschen, und keinerlei Schriftverkehr! Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    »Vollkommen klar«, sagte Michael. »Euer Eminenz, zweifeln Sie an der Begründung des Senators?«
    »Das ist meine einzige Sorge«, sagte James mit einem letzten, tiefen Atemzug. Dann nahm er die nächsten Stufen in Angriff. »Der Senator versteht es hervorragend zu feilschen. Ich bin mir sicher, dass er selbst keine unautorisierten Versuche mit der Probe machen möchte, aber vielleicht tut er ja damit jemand anderem einen Gefallen, der genau so etwas vorhat? Der Heilige Vater hat ex cathedra verkündet, dass das Grabtuch keinen entwürdigenden wissenschaftlichen Versuchen mehr ausgeliefert werden darf, und ich stimme darin vollkommen mit ihm überein. Aber darüber hinaus glaube ich, dass es eine gute Sache wäre, ein paar heilige Fasern gegen die Möglichkeit des wirtschaftlichen Überlebens der Kirche einzutauschen. Stimmen Sie mir zu, Father?«
    »Absolut.«
    Sie waren am oberen Treppenabsatz angelangt. Der Kardinal blieb erneut stehen, um wieder zu Atem zu kommen.
    »Glauben Sie denn, dass der Senator sein Angebot hinsichtlich der Gesetzesinitiative in die Tat umsetzen wird, Euer Eminenz?«
    »Auf jeden Fall«, sagte James ohne jedes Zögern. »Der Senator kommt seinen Verpflichtungen immer nach. So hat er beispielsweise dem Schul-Gutschein-System, das unsere kirchlichen Schulen vor dem endgültigen Aus bewahren wird, zur Durchsetzung verholfen. Im Gegenzug habe ich dafür gesorgt, dass er bei der letzten Wahl die katholischen Stimmen bekommen hat. Strahlende Sieger auf beiden Seiten, nicht wahr? Aber bei dieser Geschichte hier ist es nicht ganz so eindeutig. Also möchte ich, falls es so weit kommen sollte, dass Sie zur Sicherheit nach Turin fliegen, um zu überprüfen, wer die Probe an sich nimmt und an wen sie weitergegeben wird. Auf diese Art und Weise können wir sämtliche potenziell negativen Folgen vorhersehen.« »Euer Eminenz! Einen schöneren Auftrag kann ich mir überhaupt nicht vorstellen!«
    »Father Maloney!« Der Kardinal schlug einen scharfen Ton an. »Es handelt sich hier um einen ernsthaften Auftrag und nicht um Ihr Privatvergnügen. Ich erwarte absolute Diskretion und Hingabe.«
    »Selbstverständlich, Euer Eminenz! Genau das wollte ich damit ausdrücken.«

Kapitel 8
    Freitag, 22. Februar 2002, 19.25 Uhr
    »Oh, mein Gott!«, murmelte Stephanie nach einem Blick auf ihre Armbanduhr. Es war schon fast halb acht! Verblüffend, wie die Zeit vorbeiraste, wenn sie von etwas völlig in Beschlag genommen wurde, und das war sie den ganzen Nachmittag lang gewesen. Zunächst hatte sie sich in der Buchhandlung in die Bücher über das Turiner Grabtuch vergraben, und während der letzten Stunde hatte sie wie hypnotisiert vor dem Computer gesessen.
    Kurz vor sechs war sie ins Büro zurückgekommen, aber es war niemand mehr da gewesen. Daniel war vermutlich nach Hause gegangen, und so hatte sie sich an ihren improvisierten Schreibtisch im Labor gesetzt und mit Hilfe des

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