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Die Operation

Titel: Die Operation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Bruder an. Sie hielt den Mund, wie schon vorhin bei ihrem Vater. Bereits vor langer Zeit hatte sie gelernt, sich nicht aus der Deckung locken zu lassen. Tony hatte sich schon immer über Stephanies Universitätsausbildung lustig gemacht, genau wie ihr Vater, aber aus einem etwas anderen Grund. Stephanie hatte den Verdacht, dass es bei Tony eher der Neid war, weil er nur mit Mühe und Not die High School bestanden hatte. Nicht, dass es Tony an Intelligenz gemangelt hätte. Der Grund lag eher in seiner fehlenden Motivation in der Teenagerzeit. Als Erwachsener tat er zwar so, als wäre es ihm egal, dass er kein College besucht hatte, aber Stephanie wusste es besser.
    »Mom hat gesagt, dass dein Großer sich zu einem prima Hockeyspieler entwickelt«, sagte Stephanie, um von dem verhassten Thema Schule abzulenken. Tony hatte einen zwölfjährigen Sohn und eine zehnjährige Tochter.
    »Tja, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm«, sagte Tony. Er hatte die gleiche Haarfarbe wie Stephanie und war auch ungefähr so groß, aber deutlich untersetzter, mit breitem Nacken und großen Händen, wie ihr Vater.
    Und ebenfalls wie ihr Vater, strahlte Tony ständig eine wenig schmeichelhafte, chauvinistisch-männliche Feindseligkeit aus. Stephanie empfand dabei Mitleid für ihre Schwägerin und Angst um ihre Nichte.
    Tony küsste seine Mutter auf beide Wangen, bevor er ins Wohnzimmer ging.
    Stephanie hörte ein Rascheln, als die Zeitung zur Seite gelegt wurde, ein Klatschen, das sich als Handschlag deuten ließ, und ein Begrüßungsritual: »Wie geht’s?- Gut! Und selbst? - Gut!« Als das Gespräch sich auf das Thema Sport unter besonderer Berücksichtigung der verschiedenen Bostoner Profiteams verlagerte, blendete sie die beiden aus.
    »Ich muss los, Mom«, sagte Stephanie.
    »Bleib doch da. Das Essen steht gleich auf dem Tisch.«
    »Ich kann nicht, Mom.«
    »Dad und Tony werden dich vermissen!«
    »Oh ja, bestimmt!«, sagte Stephanie.
    »Sie lieben dich eben auf ihre eigene Art.«
    »Da bin ich mir ganz sicher«, sagte Stephanie lächelnd. Merkwürdigerweise glaubte sie das sogar. Stephanie drückte Theas Handgelenk. Es fühlte sich zerbrechlich an, als könnten die Knochen splittern, wenn sie zu kräftig drückte. Stephanie schob ihren Stuhl zurück und stand auf. Thea machte es ihr nach und sie umarmten einander.
    »Ich rufe dich an, sobald wir uns auf den Bahamas eingerichtet haben. Dann kann ich dir auch die Adresse und die Telefonnummer sagen«, meinte Stephanie. Sie küsste ihre Mutter flüchtig auf die Wange und streckte dann ihren Kopf noch einmal ins Wohnzimmer. Die Zigarettenschwaden hatten sich noch verdichtet, weil beide Männer rauchten. »Tschüs, ihr beiden. Ich muss los.«
    Tony blickte auf. »Was? Du verschwindest schon wieder?«
    »Sie verreist für einen Monat«, sagte Thea über Stephanies Schulter hinweg. »Sie muss sich fertig machen.«
    »Nein!«, sagte Tony. »Du kannst nicht gehen. Noch nicht! Ich muss mit dir reden. Ich wollte dich schon anrufen, aber wo du jetzt schon mal hier bist, von Angesicht zu Angesicht geht es besser.«
    »Dann aber sofort«, sagte Stephanie. »Ich muss wirklich los.«
    »Du wartest, bis wir fertig sind«, sagte Anthony. »Tony und ich reden übers Geschäft.«
    »Ist schon okay, Pop«, meinte Tony. Er tätschelte seinem Vater beim Aufstehen das Knie. »Was ich Steph zu sagen habe, dauert nicht lange.«
    Anthony grummelte und langte nach seiner Zeitung.
    Tony kam in die Küche zurück. Er setzte sich mit dem Gesicht zur Lehne auf einen der Küchenstühle und bedeutete Stephanie, sie solle sich auf einen der anderen setzen. Stephanie zögerte einen Augenblick. Tony wurde in letzter Zeit immer herrischer. Er übernahm mehr und mehr die Verhaltensweisen seines Vaters, und das war ihr lästig. Aber sie setzte sich trotzdem, weil sie jeden Aufstand vermeiden wollte. Um aber nicht das Gefühl haben zu müssen, sie sei untergebuttert worden, sagte sie zu ihrem Bruder, er solle sich beeilen. Außerdem wollte sie, dass er seine Zigarette ausmachte, und er gehorchte grummelnd.
    Dann sagte er: »Ich wollte dich anrufen, weil mein Finanzberater, Mickey Gualario, mir erzählt hat, dass CURE kurz vor dem Abgrund steht. Ich habe gesagt, das ist ausgeschlossen. Das hätte meine kleine Schwester mir garantiert erzählt. Aber er sagt, er hat es im Globe gelesen. Also, wie sieht’s aus?«
    »Wir haben finanzielle Probleme«, gab Stephanie zu. »Die Politik blockiert unsere zweite

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