Die Operation
Zusammenhang mit diesen letztgenannten Aktivitäten hatten Tony und die Zwillinge nähere Bekanntschaft geschlossen.
»Zunächst einmal«, sagte Tony, »möchte ich euch allen danken, dass ihr an einem Sonntag hier herausgekommen seid.«
»Kein Problem«, sagte Sal. Er saß links von Tony. »Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass wir Gaetano dazu gebeten haben.«
»Du hast bei deinem Anruf erwähnt, dass es Schwierigkeiten gibt, und da dachten wir, dass er mit von der Partie sein sollte«, fügte Louie hinzu.
»Kein Problem«, sagte Tony. »Ich wünschte nur, dieses Treffen hätte ein bisschen früher stattfinden können, doch dazu komme ich gleich noch.«
»Wir haben unser Bestes getan«, sagte Sal.
»Mein Handyakku war leer«, erläuterte Gaetano. »Ich war bei meiner Schwägerin, zum Billardspielen. Dadurch war ich nur schwer aufzutreiben.«
Tony zündete sich eine Zigarette an und bot den anderen eine an. Jeder bediente sich. Bald rauchten sie alle.
Nach ein paar tiefen Zügen legte Tony seine Zigarette beiseite. Er brauchte seine Hände zum Reden. Dann berichtete er den Castigliano-Brüdern jedes Wort aus dem Gespräch mit Stephanie, an das er sich noch erinnern konnte. Er ließ nichts aus und beschönigte auch nichts. Er sagte, er und sein Finanzberater seien davon überzeugt, dass Stephanies Firma vor dem Exitus stand.
Im Verlauf von Tonys Vortrag wurden die Zwillinge zunehmend unruhig. Sal, der mit einer Büroklammer gespielt hatte, brach sie letztendlich entzwei. Louie drückte wütend seine halb gerauchte Zigarette aus.
»Das gibt’s doch nicht!«, sagte Sal, nachdem Tony geendet hatte.
»Ist deine Schwester mit diesem Hohlkopf verheiratet?«, wollte Louie wissen.
»Nein, sie leben nur zusammen.«
»Also, das kann ich dir sagen, wir werden hier nicht einfach ruhig sitzen bleiben, während dieses Arschloch in der Sonne liegt«, sagte Sal. »Auf keinen Fall!«
»Wir müssen ihm deutlich machen, dass wir darüber nicht erfreut sind«, sagte Louie. »Entweder, er bewegt seinen Arsch hierher zurück und bringt die Sache in Ordnung, oder es passiert was. Kapiert, Gaetano?«
»Ja, na klar. Wann?«
Louie blickte zu Sal. Sal blickte zu Tony.
»Heute ist es zu spät«, sagte Tony. »Deshalb hätte ich mich gerne früher mit euch getroffen. Sie wollen noch woanders hin, bevor sie nach Nassau fliegen. Aber meine Schwester ruft meine Ma an, sobald sie auf den Bahamas angekommen sind.«
»Du sagst uns Bescheid?«, fragte Sal.
»Na klar. Aber meine Schwester lasst ihr in Ruhe.«
»Sie hat unsere Kohle ja nicht eingesteckt«, sagte Louie. »Glaube ich zumindest nicht.«
»Sie hat eure Kohle nicht«, sagte Tony. »Vertraut mir! Ich will nicht, dass zwischen uns böses Blut entsteht.«
»Er hat unsere Kohle«, sagte Sal.
Louie schaute Gaetano an. »Ich schätze mal, du fliegst nach Nassau.«
Gaetano brachte mit der linken Hand die Knöchel seiner rechten zum Knacken. »Hört sich gut an!«
Kapitel 11
Montag, 25. Februar 2002, 7.00 Uhr
»Stephanie!«, rief Daniel leise und rüttelte sanft an ihrer Schulter. »Es gibt Frühstück. Möchtest du etwas, oder soll ich dich schlafen lassen, bis wir landen?«
Stephanie öffnete mit Gewalt die Augen, rieb sie und gähnte gleichzeitig. Sie musste noch ein paar Mal blinzeln, bevor sie etwas sehen konnte. Die trockene Luft im Flugzeug hatte auch ihre Augen trocken werden lassen.
»Wo sind wir?«, fragte sie heiser. Auch ihr Mund war ausgetrocknet. Sie setzte sich auf und streckte sich. Dann beugte sie sich nach vorne und schaute zum Fenster hinaus. Ein Streifen am Horizont kündete zwar schon das Morgengrauen an, aber direkt unter ihnen war es noch dunkel. Sie konnte die Lichter der in der Landschaft verstreuten Städte und Dörfer erkennen.
»Ich schätze mal, wir sind irgendwo über Frankreich«, sagte Daniel.
Trotz aller Versuche, eine überstürzte Abreise in letzter Minute zu vermeiden, war es gestern Abend zu einem heillosen Durcheinander gekommen. Sie waren aus Daniels Wohnung gestürmt, zum Logan Airport gefahren, hatten die Sicherheitskontrollen über sich ergehen lassen und waren schließlich keine zehn Minuten, bevor die Gates geschlossen wurden, im Flugzeug gewesen. Dank Butlers Geld flogen sie in der Alitalia-Magnifica-Klasse und hatten die ersten beiden Sitze auf der linken Seite der Boeing 767 bekommen.
Stephanie stellte die Lehne wieder in Sitzposition. »Wieso bist du denn so munter? Hast du geschlafen?«
»Kein bisschen«, sagte
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