Die Operation
erwartet«, antwortete Monsignore Mansoni mit einem starken italienischen Akzent. »Ich bin bereit, Sie noch heute Vormittag zu treffen, falls das möglich ist.«
»Je eher, desto besser, wenn es nach uns geht«, erwiderte Daniel.
»Uns?«, ließ sich der Monsignore fragend vernehmen.
»Meine Partnerin und ich sind gemeinsam hergekommen«, erläuterte Daniel. Der Begriff »Partnerin« erschien ihm unverfänglich genug zu sein. Er fühlte sich ungewöhnlich befangen, weil er mit einem römisch-katholischen Priester sprach, der möglicherweise Anstoß an ihrer Form des Zusammenlebens nahm.
»Dann reisen Sie also gemeinsam mit einer Frau?«
»Genauso ist es«, antwortete Daniel. Er schaute Stephanie an, weil er sichergehen wollte, dass sie mit der Bezeichnung »Partnerin« einverstanden war. Bisher hatte er sie noch nie so genannt, obwohl der Begriff absolut zutreffend war. Stephanie musste angesichts seiner Beklemmung lächeln.
»Kommt sie denn auch mit zu unserem Treffen?« »Auf jeden Fall«, bestätigte Daniel. »Wo würde es Ihnen denn passen?«
»Vielleicht im Cafe Torino an der Piazza San Carlo? Wohnen Sie und Ihre Partnerin in einem Hotel in der Innenstadt?«
»Ich glaube, wir befinden uns direkt im Zentrum.«
»Sehr gut«, meinte der Monsignore. »Dann ist das Cafe ganz in der Nähe Ihres Hotels. Der Portier kann Ihnen bestimmt den Weg beschreiben.«
»Schön«, sagte Daniel. »Wann sollen wir da sein?«
»Wie wär’s in einer Stunde?«
»Einverstanden«, sagte Daniel. »Woran erkenne ich Sie?«
»Eigentlich dürften dort nicht viele Priester zugegen sein, aber falls doch, dann bin ich bestimmt der beleibteste. Ich fürchte, ich habe durch meine sitzende Tätigkeit viel zu viel zugenommen.«
Daniel ließ seinen Blick zu Stephanie hinübergleiten. Er sah ihr an, dass sie die Worte des Priesters verstehen konnte. »Wir sind vermutlich auch leicht zu erkennen. Ich fürchte, allein durch unsere Kleidung sehen wir sehr amerikanisch aus. Außerdem ist meine Partnerin eine schwarzhaarige Schönheit.«
»Unter diesen Umständen können wir einander gar nicht verpassen. Ich bin gegen elf Uhr fünfzehn da.«
»Wir freuen uns darauf«, sagte Daniel. Dann reichte er das Telefon dem Portier zurück.
»Schwarzhaarige Schönheit?«, fragte Stephanie in gequältem Flüsterton, als sie den Weg zum Cafe Torino erfragt hatten und sich vom Empfangstresen entfernten. Es war ihr peinlich. »So hast du mich noch nie genannt. Das ist herabwürdigend und sexistisch.«
»Tut mir Leid«, sagte Daniel. »Es hat mich ein bisschen durcheinander gebracht, dass ich mich mit einem Priester verabredet habe.«
Luigi Mansoni zog eine Schreibtischschublade auf. Er griff hinein, holte eine schmale, silberne Schachtel heraus und steckte sie ein. Dann hob er seinen Talar hoch, damit er beim Aufstehen nicht auf den Saum trat, und verließ eilig sein Büro. Am Ende des Flurs klopfte er an Monsignore Valerio Garibaldis Tür. Er war außer Atem und das war ihm peinlich, schließlich war er keine hundert Meter weit gegangen. Er schaute auf seine Armbanduhr und fragte sich, ob er sich mit Daniel nicht doch besser erst in anderthalb Stunden verabredet hätte. Valerio bat ihn lautstark hereinzukommen.
Luigi schilderte seinem Freund und Vorgesetzten das Telefonat.
»Meine Güte«, erwiderte Valerio Garibaldi. »Ich bin mir sicher, dass Father Maloney nicht so früh damit gerechnet hat. Hoffentlich ist er auf seinem Zimmer.« Valerio griff zum Telefon. Er war erleichtert, als Father Maloney sich meldete. Er berichtete dem Amerikaner über die neuesten Entwicklungen und dass er und Monsignore Mansoni in seinem Büro auf ihn warteten.
»Das ist wirklich eine eigenartige Angelegenheit«, sagte Valerio zu Luigi, während sie warteten.
»Das stimmt«, erwiderte Luigi. »Ich frage mich, ob wir nicht einen der Sekretäre des Erzbischofs benachrichtigen sollten, damit er die Verantwortung trägt, falls es doch irgendwelche Probleme geben sollte. Seine Hochwürden sind nicht informiert worden. Aber schließlich sind Seine Hochwürden der offizielle Wächter des Grabtuchs.«
»Ein sehr gutes Argument«, sagte Valerio. »Ich glaube, ich werde deinen Vorschlag aufgreifen.«
Es klopfte und Father Maloney trat ein. Valerio bat ihn mit einer Handbewegung, Platz zu nehmen. Valerio und Luigi standen in der kirchlichen Hierarchie zwar über Michael, aber er war der offizielle Repräsentant von Kardinal O’Rourke, des mächtigsten römisch-katholischen
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