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Die Opfer des Inzests

Die Opfer des Inzests

Titel: Die Opfer des Inzests Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathalie Schweighoffer
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wirst!‹
    Ihr Tonfall duldete keinen Widerspruch.
    Im Wagen, auf dem Weg zum Hafen, schlug
Papa zum x-ten Mal sein Lieblingsthema an: er und seine Heldentaten. Der
Monolog hätte mich einschläfern müssen — ich kannte ihn auswendig — , aber in
der Rolle des Helden machte mein Vater mich rasend. Wenn er vor meiner Geburt
ein toller Typ gewesen war — gut... schade, daß er es nicht geblieben war!
    Ich ahnte noch nicht, wie sehr er sich
von dieser mystischen, großzügigen, mutigen und heldenhaften Person entfernt
hatte, die er an diesem Tag mit besonderem Nachdruck beschrieb.
    Wir trafen am Hafen ein. Das Wetter an
diesem Nachmittag im September war einfach traumhaft. Das Meer war
spiegelglatt. Ich schüttelte meine schlechte Laune ab. Vielleicht standen mir
ja doch einige angenehme Stunden bevor.
    Der ›Major‹ erwartete uns bereits,
gesprächig und enthusiastisch.
    ›Ihr werdet sehen! Was für ein Ausflug,
meine Freunde! Los, los, kommt an Bord! Ich habe noch nie ein so ideales Wetter
erlebt. Schade, daß Christoph Kolumbus bei seinem Aufbruch nach Amerika nicht
solches Wetter hatte.‹
    Er hat den Motor gestartet, und schon
nach wenigen Minuten waren wir draußen auf offenem Meer. Es stimmte, daß das
Meer schön war und die Sonne warm, aber nicht zu heiß. Ich beschloß, den
Ausflug zu genießen.
    ›Komm her, ich zeige dir die Kabinen,
Gina. Sie werden dir gefallene
    Ich fuhr zusammen. Ich war auf meiner
bequemen Liege beinahe eingeschlafen. Ich hatte nicht die geringste Lust
aufzustehen. Aber wie gewöhnlich gab es kein Entrinnen, ich mußte meinem Vater
gehorchen. Ohne Widerworte.
    Er führte mich zu einer schmalen
Treppe. Ich war überrascht, wie dunkel es dort war. Er öffnete hastig eine Tür,
stieß mich in einen kleinen Raum und schloß hinter uns ab.
    Ohne ein Wort zog er seinen Pullover
und seinen Gürtel aus.
    Ich war völlig entgeistert und noch ein
wenig benommen von der Hitze oben an Deck. Ich kam jedoch rasch wieder zu mir,
als er mir befahl:
    ›Zieh dich aus!‹
    ›Aber...‹
    Da brüllte er, vor Zorn hochrot im
Gesicht:
    ›Kein Aber.‹
    Dann schlug er mit dem Gürtel auf das
Bett in der Kabine.
    Völlig verschreckt starrte ich ihn an.
Ich war wie gelähmt, verstand nichts. Noch nie hatte er sich so aufgeführt.
    Ein Brennen an den Beinen ließ mich
aufschreien. Mein Vater hatte mir mit dem Gürtel auf die Waden geschlagen.
Hatte er den Verstand verloren? Plötzlich war ich überzeugt davon, daß ich
keine andere Wahl hatte, als ihm zu gehorchen und mich nackt auszuziehen.
Gehorchen. Meinen Badeanzug ausziehen. Gehorchen. Gehorchen. Ich wiederholte
dieses Wort immer wieder wie besessen. Ich begann zu weinen wie ein Baby. Ich
hatte Schmerzen, ich hatte Angst.
    ›Leg dich aufs Bett!‹
    Als er sich neben mich legte, senkte
sich Stille herab, während seine Hände über meinen Körper glitten. Dann legte
mein Vater sich auf mich. Einen Augenblick später durchzuckte mich ein
schrecklicher Schmerz. Er bewegte sich, während ich meine Furcht in stummen
Tränen ertränkte. Ich war verloren. Womit hatte ich eine solche Strafe
verdient?
    Endlich stand mein Vater wieder auf. Er
zog sich an, und in Weltuntergangsstimmung tat ich es ihm gleich.
    ›Und jetzt führen wir beide ein
ernsthaftes Gespräch.‹
    Die Worte klangen schneidend wie
Drohungen, wie Ohrfeigen.
    Ich wagte nicht, meinen Vater
anzusehen. Meinen Vater! Ich war einfach unfähig, den Kopf gerade zu halten.
Meine Arme hingen kraftlos an meinem Körper herab, der mir nun fremd war.
    ›Was gerade passiert ist, muß unter uns
bleiben. Verstehst du mich?‹
    Ich verstand nicht.
    Verärgert über mein Schweigen, wurde er
wieder gewalttätig, packte mich bei den Schultern, schüttelte mich und brüllte:
    ›Hast du mich verstanden, Gina? Niemand
würde dir glauben, wenn du es erzählen würdest! Niemand! Also tu, was ich sage!‹
    Gehorchen.
    Er fuhr fort:
    ›Du bist nur ein freches Gör, das
dringend eine Lektion nötig hatte. Es ist getan. Wenn du den Mund aufmachst,
wird man glauben, du hättest dir das alles nur ausgedacht. Und überhaupt, du
liest viel zu viele Geschichten und bestimmt nicht von der anständigsten Art.
Bilde dir nicht ein, daß jemand dir glauben würde. Und mach nicht solch ein
Gesicht, sonst muß ich unserem Freund sagen, daß du wieder seekrank bist, und
er steuert zurück an Land. Es wäre doch schade, einen so schönen Nachmittag
nicht zu nutzen.‹
    Mehrere Tage habe ich vor mich
hinvegetiert, völlig

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