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Die Opferstaette

Die Opferstaette

Titel: Die Opferstaette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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ist. Er sagt, es hat einen Unfall gegeben, drüben an der Flussmündung. Dass Lena tot ist. Er sagt, sie und Michael hätten eine Auseinandersetzung gehabt, und er habe sie geschlagen. Sie sei im Dunkeln ins Wasser gefallen, und bevor sie sie fanden und herauszogen, sei sie ertrunken gewesen. Ich frage, wo ist die Leiche, und Barry sagt, Gus und Michael seien zur Mündung zurückgefahren, um sie irgendwie loszuwerden. Dass Gus es aussehen lassen wollte, als sei sie verschwunden.«
    »Warum ist Barry nicht mit ihnen gefahren?«
    »Er sagte, er hat nicht den Mumm dafür.«
    »Er wusste also, was sie vorhatten?«
    »Vermutlich. Jedenfalls warten wir, bis die Carmodys zurückkommen, und ich schlage vor, das Armband auf dem Weg zu den Klippen zu deponieren, damit man glaubt, sie sei da hinaufgegangen und abgestürzt oder habe Selbstmord begangen. Wir müssten nur sagen, dass es Lena gehörte. Aber Gus meinte, dass Männern so etwas normalerweise nicht auffällt,
und es würde verdächtig klingen, wenn man uns befragt, deshalb sollte Michael sagen, er habe es ihr geschenkt.«
    »Was haben sie mit Lenas sterblichen Überresten gemacht?«
    Zitaras schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht nach den Einzelheiten gefragt. Ich wusste nur, dass Gus … Er ist Polizist. Er braucht nicht CSI zu gucken. Er weiß außerdem, dass es ohne Leiche fast unmöglich ist, einen Mord zu beweisen. Deshalb habe ich auch kein Problem, Ihnen das zu erzählen. Weil es nur ein Stück Knochen gibt und Ihr Wort gegen meines.«
    »Andererseits könnten Sie die Carmodys jederzeit verpfeifen, wenn Sie wollten. Deshalb geben sie sich solche Mühe, Sie bei Laune zu halten.«
    Er sah auf die Uhr. »Ich muss zur Arbeit. Wir haben unsere Abmachung. Ich habe Ihnen mehr Informationen gegeben, als gut ist. Und Ihr Handy wird jede Minute läuten.«
    »Ich habe noch eine Frage. Haben Sie die Klosteranlage auf George’s Head demoliert?«
    »Nein. Wieso?«
    »Weil ich glaube, wer immer es war, könnte auch der Mörder von Kim Tyrell sein.«
    Zitaras warf die Arme in die Luft. »Wieso wollen Sie unbedingt einen Zusammenhang zwischen ihrem Tod und diesen Ereignissen sehen? Glauben Sie wirklich, dass sie umgebracht wurde, weil sie wusste, dass irgendwer ein paar alte Steine umgeworfen hat? Suchen Sie lieber nach einem betrogenen Geliebten. Das sind die brutalsten.«
    »Ich verstehe nicht, wieso ein Mann mit solchen Einsichten in die menschliche Natur mit Drogen handelt. Stört es Sie nicht, dass Sie das Leben von so vielen Menschen ruinieren?«
    Zur Abwechslung schaute Zitaras drein, als wäre ihm nicht ganz wohl in seiner Haut. »Falls es Sie tröstet, nach diesem
Projekt steige ich aus. Ich hole meine Frau und die Kinder herüber, sie wird das Restaurant führen, ich mache meine Marktstände. Ich höre bei den Carmodys auf, und wir werden gut verdienen, unsere Kinder auf anständige Schulen schicken und zusehen, wie etwas aus ihnen wird.«
    Er ging zu dem Pseudokamin und deutete auf das Foto. Ich sah eine Gruppe Soldaten in Uniform, die auf einer Waldlichtung herumstanden. »Erst kürzlich sagte eine Frau, die im Crabshell essen war, zu mir: ›Wissen Sie, seit so viele von euch Ausländern hier sind, habe ich Albträume. Ich gehe eine Straße entlang und kenne niemanden. Ich laufe zum Haus zurück, aber es wurde von Fremden übernommen, und sie setzen meine Kinder gerade auf die Straße. Ich versuche, mit ihnen zu reden, aber sie sprechen meine Sprache nicht. Ich wache schreiend auf‹.«
    Er nahm das Foto und betrachtete es. »Alle Leute in meinem Teil Europas haben ähnliche Albträume. So viele Male ist man bei uns einmarschiert, hat uns das Land geraubt, uns entrechtet.«
    Er gab mir das Bild.
    Die Soldaten in der Mitte der Gruppe studierten eine aufgeschlagene Karte, wie es schien, während der Rest herumstand und rauchte.
    »Das ist mein Vater.« Er zeigte auf einen der Soldaten, die sich um die Karte scharten. Der Mann drehte sich in diesem Moment zur Kamera, was seinen Körper unscharf werden ließ, aber nicht sein Gesicht. Der junge Mann hatte ein Gewehr über der Schulter hängen und trug eine Mütze. Die Ähnlichkeit zwischen Vater und Sohn war verblüffend.
    »Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kämpfte er gegen die Sowjets. Fast zehn Jahre lang widersetzten sich Zehntausende von litauischen Partisanen der Besatzung. Die ganze
Zeit glaubten sie, ihr Land wird von den Westmächten befreit werden. Sie wussten nicht, dass Churchill und Roosevelt sie auf

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