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Die Opferstaette

Die Opferstaette

Titel: Die Opferstaette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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der Konferenz von Jalta verraten hatten. Ebenso wenig wussten es die Leute im Westen. Und so wurden Zehntausende Litauer unter Stalin getötet, darunter mein Onkel, ein katholischer Priester – nachdem sie ihn gefoltert hatten. Mit seinem Bruder verlor mein Vater auch seinen Glauben, und nachdem er sechs Jahre in einem sibirischen Gulag verbracht hatte, war er ein harter und verbitterter Mann geworden. Und er machte mich sehr hart. Er sagte, das Rad des Schicksals sei das, was über das Leben eines Menschen bestimme, und das Rad würde sich immer drehen. Wenn du also auf dem Weg nach oben bist, nimm dir alles, was du kriegen kannst, denn du wirst es auf dem Weg nach unten brauchen.«
    »Und wie passt Romuva zu alldem?«
    Zitaras lachte verächtlich. »Ich habe Ihnen erzählt, ich sei Heide, weil es mich in diesem Land im Augenblick interessant macht. Hätte ich gesagt: ›Guten Tag, ich bin Katholik‹, wären Sie weitergegangen. Wenn ich den Leuten erzähle, ich sei ein Anhänger dieser alten Religion, scheinen sie zu glauben, dass ich besondere Kräfte habe, dass die Zeichen auf den Bernsteinen diese in Zauberamulette verwandeln. Sie glauben sogar, ich kann ihre Krankheiten heilen, nicht nur die des Körpers, sondern auch die der Seele. Es gab eine Zeit, da hatte ihre Religion diese Funktion für sie, aber jetzt haben sie keine mehr. Aber sie suchen trotzdem Antworten, wollen trotzdem geheilt werden. Was gut fürs Geschäft ist. Macht es leichter, ihnen allen möglichen Müll zu verkaufen.« Seine Augen leuchteten, es mochte einmal Schalkhaftigkeit gewesen sein, war nun aber nur noch Zynismus.
    Er hängte das Foto wieder an die Wand und drehte sich zu mir um. »Gehen Sie lieber zu Ihrem Handy.«

    Ich erhob mich. »Eine letzte Frage. Geben Sie zu, Sarah Baxter mit Heroin versorgt und ihr das Halsband gegeben zu haben?«
    »Versorgt? Gegeben? Was soll diese Ausdrucksweise? Ich habe ihr diese Dinge verkauft. Auf diese Weise verdiene ich mein Geld. Dann ist die Beziehung sehr klar.«
    »Okay. Sie haben ihr die Drogen und das Halsband also verkauft. Das ist alles, was ich wissen muss.«
    »Nein. Es gibt noch etwas, das Sie wissen müssen. Das Heroin, das im Augenblick aus Afghanistan eintrifft, ist von sehr hoher Reinheit. Ich habe sie darauf hingewiesen, ich habe gesagt, sie soll mit der Dosis aufpassen. Sie sagte, sie habe verstanden. Ich glaube aber nicht, dass sie verstanden hat.« Er machte eine Kurbelbewegung neben seiner Schläfe. »Es hat sie verrückt gemacht.«
    »Oh, ich glaube, sie hat Sie schon verstanden.«
    Zitaras fragte nicht, was ich damit meinte. Seine Augen hatten ihr Funkeln verloren. Und er das Interesse an mir.

45
    A ls Kendrick anrief, setzte ich mich gerade hinters Steuer. Er war sogar ein wenig vor der verabredeten Zeit dran, aber ich führte es auf Nervosität seinerseits zurück.
    »Alles in Ordnung?«
    Ich hatte ihm in etwa gesagt, was ich vorhatte, und dann seine Proteste übergehen müssen.
    »Ich weiß nicht. Es ist, als würde ein Teil von mir sagen, es war richtig, der Sache nachzugehen, aber ein anderer Teil ist fix und fertig von dem, was ich entdeckt habe. Ein bisschen wie bei Schalentiervergiftung.«
    Oder lag es daran, dass ich dem giftigen Insekt im Netz so nahe gekommen war?
    »Nun, dann wollen wir die mal aus Ihrem Organismus spülen. Als Erstes schlage ich vor, wir treffen uns am Kreisverkehr hier in George’s Heights und sehen uns den Stein an. Dann lade ich Sie zum Essen ein, hier bei mir. Keine Schalentiere, überhaupt kein Fisch. Um die Wahrheit zu sagen, könnte ich sterben für ein schönes Filetsteak, und noch dazu hat mir mein Anwalt aus irgendwelchen Gründen eine Flasche Wein geschenkt, die einen ganz anständigen Eindruck macht. Und obendrauf gibt es Schokoladeneis. Einverstanden?«
    »Wunderbar.«
    Es war genau das Richtige. Eine Ablenkung. Aber auch eine Gelegenheit, alles mit der einzigen Person durchzusprechen, der ich glaubte, trauen zu können.

    Schon auf der Treppe von Zitaras’ Wohnung zur Straße hatte ich beschlossen, nicht weiter Amateurdetektiv zu spielen, sondern mich möglichst schnell mit Matt Gallagher zu treffen, wenn ich nach Hause kam, und ihm alles darzulegen. Er konnte sich dann sein eigenes Bild machen und handeln, falls er es für nötig hielt.
    Auf dem Schreibtisch in meinem Zimmer stand eine Flasche Sekt. Daneben eine weitere Mitteilung von Barry McGann.
    Falls Sie morgen Vormittag eine Runde drehen wollen, rufen Sie mich an. Keine

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