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Die Opferstaette

Die Opferstaette

Titel: Die Opferstaette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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in das Gespräch einklinkte. »Wir gingen von Selbstmord aus, aber wir haben ihre Leiche nie gefunden.«
    Jonas brachte Carmody ein Glas Wasser, das er wortlos nahm und austrank.
    »Ist sie in der Shannon-Mündung verschwunden?«, fragte Sally.
    »Nein. Das ist ja das Merkwürdige dabei.« Carmody sah Mahon an. »Wir dachten, sie sei vom Lookout Cliff gesprungen.«
    »In diesem Fall wäre ihre Leiche wohl kaum im Shannon angespült worden«, sagte Sally.
    »Ausgeschlossen ist es nicht«, sagte Mahon.
    »Nein«, stimmte Carmody zu. »Aber die Vermutungen der Polizei gehen in eine ganz andere Richtung …«
    Das Telefon läutete an der Rezeption in der Eingangshalle, und Carmody ging, um das Gespräch anzunehmen, nachdem er Jonas ein Zeichen gemacht hatte, es ihm zu überlassen. Aber erst stellte er den Stuhl zurück, den Mahon ihm herausgezogen
hatte. Ich nahm an, das war der Seemann in ihm, der sich in dem geduldigen Bemühen zeigte, das Restaurant ordentlich zu halten – die Tische gewischt, alles geometrisch angeordnet, jedes Möbelstück auf seinem Platz.
    Mahon schob seinen Teller von sich. »Mir ist gerade der Appetit vergangen«, sagte er. »Aber zu einem Drink würde ich nicht Nein sagen. Jonas …« Er suchte Blickkontakt mit dem Kellner. »Könnten Sie mir einen Brandy bringen?« Er sah sich am Tisch um. »Noch jemand?«
    Niemand wollte einen.
    Bis der Kellner mit Mahons Brandy wiederkam und den Rest des Weins ausschenkte, wurde nichts gesprochen am Tisch. »Denken wir nicht mehr daran«, sagte Mahon und hob sein Glas.
    Wir tranken halbherzig von unserem Wein.
    »Möchte jemand Dessert bestellen?«, fragte Jonas.
    Die beiden Männer schüttelten den Kopf.
    Sally und ich wechselten einen Blick. Wie die meisten Frauen waren wir dem süßen Abschnitt auf der Speisekarte nicht abgeneigt. Aber in diesem kurzen Blick einigten wir uns darauf, auf ein Dessert zu verzichten.
    »Nein, danke«, sagten wir wie aus einem Mund.
    »Natürlich essen die Damen ein Dessert«, kam eine Stimme aus der Tür zur Küche. Ich nahm aufgrund der weißen Kochjacke an, dass der junge Mann, der auf uns zukam, Michael Carmody war. Er hatte nicht die Statur oder die kräftigen Gesichtszüge seines Vaters. Sein Gesicht war rund und rotwangig unter den schwarzen Locken, seine Lippen wulstig und feucht wie die eines Babys. Vermutlich war er mehr nach seiner Mutter geraten, aber ich würde es nicht bestätigen können, da ich von Mahon wusste, dass Carmody Witwer war. »Meine Spezialität ist Crème brulée, klassisch einfach zubereitet, mit keinem
anderen Aroma als Vanille.« Seine Stimme hatte den hohen, näselnden Klang, den man manchmal im Südwesten des Landes hört. »Hat es Ihnen allen bis jetzt geschmeckt?«
    Wir murmelten alle pflichtschuldig ein »Ja, danke«.
    Da er spürte, dass etwas nicht stimmte, wandte Michael den Kopf, als sein Vater wieder in den Raum kam. Carmody senior sah ihn ernst an, ehe er zur Küche weiterging und Michael bedeutete, ihm zu folgen.
    »Hat Michael Sie in Versuchung führen können?« Jonas glaubte, Sally und ich wären vielleicht schwach geworden.
    Sie sah mich an, ehe sie unsere frühere Entscheidung bestätigte. »Sie kommen aus Litauen, habe ich gehört«, sagte sie dann zu ihm.
    »Aus Vilnius, ja. Mein Name ist Jonas Zitaras.«
    »Wie lange sind Sie schon in Irland?«
    Der Kellner zog die Unterlippe nach unten und zuckte mit den Achseln, als wollte er sagen, das spiele keine große Rolle. »Sieben Jahre müssen es jetzt sein.«
    Sally sagte, sie sei einmal in Lettland gewesen, und fragte ihn über die Unterschiede zwischen den beiden Ländern aus. Er antwortete mit wenig Wärme oder Humor, blieb aber dennoch stehen und gab ihr ausführlich Auskunft, was ich merkwürdig fand, bis mir dämmerte, dass er die Zeit hier vertrödelte, weil er nicht in die Küche gehen wollte. Costello machte inzwischen Müdigkeit geltend und begann, seinen Anteil an der Zeche auszurechnen, doch Mahon wollte ihn nicht zahlen lassen und bestand darauf, ihn einzuladen. Costello dankte ihm, verabschiedete sich von mir, tippte Sally auf die Schulter und ging. Während des ganzen Mahls war zwischen Costello und dem Kellner kein Wort gewechselt worden, was nicht weiter bemerkenswert gewesen wäre, hätte Costello nicht sonst mit allen Leuten so gern geplaudert.

    Ich wollte mich gerade selbst entschuldigen, als Mahon das Gespräch zwischen Sally und dem Kellner unterbrach und noch einen Brandy bestellte. »Auf einem Bein steht

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