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Die Opferstaette

Die Opferstaette

Titel: Die Opferstaette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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alles besser verstehen. Komm, Giles.« Sie marschierte den Hang hinauf. Sarah war in Gedanken bereits woanders.
    Kendrick winkte mir knapp und lächelte matt, dann lief er ihr hinterher.

8
    E s gab nicht viel zu sehen«, sagte ein niedergeschlagener Senan Costello. »Ein paar Halterungen, einige Bullaugen aus Bronze und verschiedene Metallwaren aus der Ladung.«
    »Das meiste davon lag in Rinnen und Spalten«, sagte Sally Hurst. »Nur so konnte es in einer derart lebhaften Umgebung überdauern.« Ihre schmalen, beweglichen Lippen meißelten jedes Wort in einem starken Belfast-Akzent heraus. Sie war Unterwasserarchäologin in Mahons Team, etwa in meinem Alter, mit glattem, schwarzem Haar, das zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war und ihr mandelförmiges Gesicht betonte.
    »Allerdings haben wir den zweiten Anker gefunden«, gab sich Costello positiv.
    »Ja, aber er ist wie das meiste Material durch Ablagerungen mit dem Meeresboden verwachsen. Der kommt so schnell nicht herauf«, dämpfte Mahon seine Freude.
    Sally und ich saßen einander im Crabshell-Restaurant gegenüber, Mahon und Costello jeweils neben uns. Mahon hatte um sechs im Hotel angerufen und mich zum Abendessen mit ihnen eingeladen; es würde voraussichtlich ihr letzter Abend in Kilkee sein.
    Nachdem ich inzwischen alle Hoffnungen auf ein Einsiedlerleben aufgegeben hatte, nahm ich dankbar an.
    Es waren keine anderen Gäste im Restaurant. Das Ende der Saison machte sich bemerkbar. Infolge davon genossen wir
jede Menge Aufmerksamkeit von Gus Carmody, dem Eigentümer, und seinem Oberkellner Jonas, die uns Mahon beide vorstellte. Er pflegte einen familiären Umgang mit ihnen, da er im Lauf des Sommers häufig in dem Restaurant gegessen hatte. Außerdem erfuhren wir von Mahon, dass Carmody früher Polizeitaucher gewesen war und bei der Wasserpolizei im Gebiet der Shannon-Mündung Dienst getan hatte, wo sie mehrere Schmugglerringe zerschlugen. Er galt zudem als anerkannter Experte für Tauchplätze rund um die Halbinsel.
    »Wie waren die Bedingungen zum Tauchen in der Bucht?«, fragte ich.
    »Sehr klar in der vierzig Meter tiefen Senke, die rund um die Bucht verläuft«, sagte Costello. »Aber wo es zum Fuß der Klippen hin ansteigt, hatten wir es mit Gischt zu tun. Man versteht, warum Tauchen dort verboten ist. Außer dass man natürlich Gefahr läuft, an die Felsen geschleudert zu werden, sieht man rein gar nichts.«
    »Was war mit dem Rippenbogen des Wals?«, sagte ich.
    »Dieses merkwürdige Gebilde?«, sagte Sally. »Es sieht aus wie ein großer Metallgrill oder Zaun, aus dem mehrere lange Spitzen ragen. Sie sind stark überwachsen, sodass sie irgendwie knollig aussehen …« Sie betrachtete ihre Hände, mit denen sie ihre Beschreibung unterstützt hatte. »Wie die Knochen in einer Hand.«
    »Theo hält sie für Eisenbahnschienen«, sagte Costello.
    »Niemals.« Sally schüttelte den Kopf. »Es ist alles in einem Stück. Und gebeugt wie ein Baum im Wind.«
    »Die Wirkung der Wellen im Lauf der Zeit«, sagte Mahon.
    »Wusstet ihr, dass dort unten eine Kirche liegt?«, gab ich mein frisch erworbenes Wissen zum Besten.
    »Was?«, riefen alle zusammen.
    Ich wiederholte, was mir das englische Paar erzählt hatte.

    »Das ist außergewöhnlich«, sagte Mahon. »Wenn es morgen ruhig ist, müssen wir noch mal raus und es überprüfen. Ein letzter Tauchgang in Kilkee.« Er lächelte Gus Carmody an, der an den Tisch gekommen war, um uns Wein nachzuschenken. »Hey, Gus, wusstest du, dass in der Intrinsic Bay eine Kirche liegt?«
    Carmody zuckte mit den Achseln. »Ich dachte, das sei im Shannon.« Er war so groß, dass er sich beinahe waagrecht vorbeugen musste, wenn er den Wein nachschenkte, und trug ein frisches, grün kariertes Hemd, über dem ein schmales, aber gerötetes Gesicht mit einem Kranz Baumwollhaar leuchtete. Seine Wimpern waren ebenfalls weiß und betonten noch das Rot des Gesichts, das sich zur Spitze einer Hakennase über einem nach unten gezogenen Mund hin intensivierte.
    »Ich meine nicht die Legende von der versunkenen Kirche. Ich meine ein Gebilde aus überwachsenem Eisen aus der Ladung der Intrinsic , das nicht weit vom Fuß des Lookout Cliffs steht. Du hast es wahrscheinlich selbst schon gesehen, ohne zu wissen, was es ist.«
    Carmody knurrte. »Da wage ich mich nicht rein. Viel zu gefährlich.«
    »Aber du weißt verdammt gut, wovon ich rede«, sagte Mahon.
    »Und du hast einen Tauchführer über diese Gegend geschrieben, Gus«, ergänzte

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