Die Opferstaette

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Autoren: Patrick Dunne

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ein Ausdruck für christliche Kreuze, die nicht kreuzförmig sind, sondern bei denen das Kreuz in den Stein gemeißelt ist. Wo sich die Arme des Kreuzes trafen, war eine Vertiefung von der Größe einer Grapefruit, die sich als Loch herausstellte, das durch den Stein gebohrt worden war. Die Arme selbst endeten jeweils in einem spiegelverkehrten D, das an die Gabel eines Schraubenschlüssels erinnerte, aber in etwa den Durchmesser der runden Öffnung hatte. Innerhalb jeder Gabel konnte ich mit Mühe ein verwittertes Knotenmuster ausmachen, das als Triquetra bekannt ist: drei sich überschneidende Kreise, als Symbol der Dreieinigkeit. Obwohl nur wenige Flechten auf der Oberfläche wuchsen, deutete die Verwitterung des Steins darauf hin, dass er eine beträchtliche Zeitlang der Luft und den Elementen ausgesetzt gewesen war. Auf einer Seite sah man etwas, das wie Brandspuren aussah und wahrscheinlich auf einen Ginsterbrand zurückzuführen war, der dem Stein irgendwann zu nahe gekommen war.
    Aus reiner Neugier legte ich eine Hand auf die leicht gewölbte Oberseite des Steins und schob den anderen Arm in das Loch. Es war groß genug, um meinen Arm bis zur Schulter aufzunehmen.
    Bei der Höhe, auf der man den Stein platziert hatte, und
mit seinem ungehinderten Blick auf die Küste fragte ich mich, ob man ihn von einem andern Ort aus sehen sollte, oder ob er möglicherweise auf etwas wies, das in der Ferne lag. Die untergehende Sonne, die genau rechts von mir auf Augenhöhe stand, erschwerte das Schauen, wenn man die Augen nicht abdeckte. Aber wenn ich in die Hocke ging, um durch das Loch zu spähen, schirmte mich die Säule von dem grellen Licht ab, und ich konnte Bishop’s Island in drei Kilometer Entfernung im Südwesten deutlich sehen. Seine zentrale Position in der Öffnung ließ mich nicht daran zweifeln, dass es der beabsichtigte Fokus des durchlöcherten Steins war.
    War der Stein ein Beispiel für ein vom Christentum vereinnahmtes heidnisches Artefakt? Ein Symbol für das, was Jonas Zitaras als einen Wandel von einer sorgenfreien, matriarchalischen Gesellschaft zu einer patriarchalischen ansehen würde, die von Sünde und Strafe überzogen wird? Ich war als Mensch und Archäologin skeptisch gegenüber Behauptungen, es habe irgendwo, irgendwann auf Erden eine gutmütige, auf eine Göttin ausgerichtete Kultur existiert, wie sie Marija Gimbutas aufstellte. Aber wie viele Theorien, die zu Einfluss in der Welt gekommen sind, wurde sie trotz der Entlarvung durch die Gelehrten von ihren Anhängern eifrig propagiert. Die nicht greifbare »keltische« Gesellschaft des vorchristlichen Irlands wurde gelegentlich für ähnliche Theorien vereinnahmt, trotz aller Hinweise, dass ständig Kriege geherrscht hatten und Gewalt verherrlicht worden war.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    Ich drehte mich um und sah nach unten. Die barsche Frage war von einem Mann gekommen, der auf der Steinumrandung des Hügels stand. Er war aus einem weißen Kombi gestiegen, der am Rand des Kreisverkehrs stand und die Aufschrift O’MEARA SECURITY trug.

    »Ich sehe mich nur um«, sagte ich. »Soviel ich weiß, ist das immer noch ein freies Land.«
    »Das ist Privatbesitz hier.« Von meinem erhöhten Standpunkt aus sah ich, dass er fettiges schwarzes Haar über einen kahl werdenden Schädel gekämmt hatte, aber was ihm oben fehlte, machte er durch lange Koteletten und einen Schnauzer, der sich bis zum Kinn hinunterzog, wieder wett.
    »Und das hier ist ein nationales Denkmal und gehört dem Volk«, sagte ich und kam halb gehend, halb rutschend den Hügel herunter.
    »Und wir sind dafür verantwortlich.«
    »Sehen Sie den Vorschlaghammer?«, sagte ich und zeigte ihm meine leeren Hände, während ich auf die Steinumrandung trat. Obwohl er auf der Straße stand, überragte er mich immer noch. Er war übergewichtig, und behaarte, rosa Haut schimmerte durch die Öffnungen seines weißen Hemds, das mit einem blauen Gittermuster verziert war. Ich war seinen Achseln nahe genug, um zu merken, dass er es mit der Körperpflege nicht allzu genau nahm.
    »Also, was geht Sie das Ding an?«
    »Das wiederum geht Sie nichts an.«
    »Sehr witzig«, sagte er. »Sie kommen sich ziemlich schlau vor, was?«
    Ein Hauch von Aggression mischte sich nun in seine schalen Ausdünstungen.
    »Mr. O’Meara, nicht wahr?«, sagte ich nach einem Blick auf sein Fahrzeug.
    »Was spielt es für eine Rolle, wer ich bin?« Er zeigte zum Ausgang. »Machen Sie, dass Sie verschwinden.«
    Ich