Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Opferstaette

Die Opferstaette

Titel: Die Opferstaette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
Vom Netzwerk:
sie glaubt, ich hätte auch nur über die Fälle gesprochen mit Ihnen.«
    Das war sehr wahrscheinlich. Ich würde einer Unterhaltung mit Fran fürs Erste aus dem Weg gehen müssen. Sie hatte ein Näschen dafür, wenn ich etwas im Schilde führte. Wir beendeten das Gespräch an diesem Punkt. Ich blickte auf das Telefon in meiner Hand. Es hatte sich in den letzten Stunden klammheimlich wieder in mein Leben geschlichen. Ich dachte an Gallaghers Rat, schaltete es aus und stopfte es in meinen Rucksack.

12
    N achdem ich ein kleines Stück die Straße auf der Rückseite des Golfplatzes hinaufgegangen war, kam ich an ein offenes Tor in Form einer Tiara, das von den schmiedeeisernen Worten George’s Heights überragt wurde. Die Abendsonne in meinem Rücken ließ mehrere Terrassen mit Villen im spanischen Stil orangefarben leuchten, die wie die Stufen eines Amphitheaters aus einer Senke in der Landspitze anstiegen. Bei den meisten waren die Jalousien zugezogen, aber nicht, um die Bewohner vor dem grellen Licht zu schützen – niemand schien in den Häusern zu wohnen. Nirgendwo war ein Fenster offen, in den Zufahrten standen keine Autos, man sah keine Kinder spielen, und niemand ging spazieren. Die Anlage wirkte so verlassen wie eine Filmkulisse nach den Dreharbeiten.
    Während des Spaziergangs vom Hotel hier heraus hatte ich versucht, über die Ereignisse der letzten vierundzwanzig Stunden nachzudenken. Zwei Frauen, die nichts gemeinsam hatten, waren im Abstand von fünf Jahren gestorben, und doch waren ihre Schicksale miteinander verbunden. Es war, als hätte sich die Intrinsic Bay ein neues Opfer geholt, nachdem man ihr ein anderes verweigert hatte. Und der angebliche Selbstmord schien sich jetzt als Mord zu entpuppen. Sollte Sarahs Tod trotz Kendricks merkwürdigem Verhalten tatsächlich Selbstmord gewesen sein und auf diese Weise das Gleichgewicht wiederhergestellt haben? Es konnte sich außerdem schlicht um einen Unfall handeln, Sarah konnte ausgerutscht
und von den Klippen gestürzt sein. So oder so war es durchaus möglich, dass Kendrick von ihrem Schicksal noch gar nichts wusste. Und doch legte sein Verhalten, als ich ihn auf der Straße getroffen hatte, den Schluss nahe, dass er etwas zu verbergen hatte.
    In der Zwischenzeit würde sich die Ermittlung in Sachen Lena vermutlich auf die Frage konzentrieren, wer ein Motiv hatte, sie zu töten. Schloss das die Bauträger mit ein oder die Person, die die historische Stätte zerstört hatte?
    Und würden die Schnittspuren auf dem Schädelfragment dazu beitragen, ihren Mörder ausfindig zu machen? Nur wenn man ein Werkzeug fand, das man mit den Spuren vergleichen konnte. Und dann bräuchte man einen Verdächtigen und müsste beweisen können, dass er im Besitz dieses Werkzeugs gewesen war. Das war alles höchst unwahrscheinlich. Lenas Mörder würde sich also wegen des Funds des Skelettfragments keine großen Sorgen machen. Vielleicht sah die Sache anders aus, wenn man ihre restlichen Knochen auch noch fand.
    Ich setzte meinen Weg zu einem steilen, grasbewachsenen Hügel in der Mitte eines Kreisverkehrs fort, wo die Straße in eine Reihe von Sackgassen abzweigte. Der Hügel – mehr kamm- als kuppelförmig – wurde von einer Steinsäule gekrönt, die als Einzige das Zerstörungswerk überlebt hatte, durch das der Bau der Anlage erst möglich geworden war. Von meinem Standplatz aus würden es viele Leute vermutlich für eine moderne Skulptur halten; ein Monolith mit geraden Seiten, der an einen Grabstein erinnerte. Eine kleine Vertiefung war etwa auf drei Viertel der Höhe in den Stein gehämmert worden, und es gab weitere Markierungen, die aber schwer auszumachen waren, weil sie auf der von der Sonne abgewandten Seite lagen.
    Es erforderte ein wenig Anstrengung, den Hang hinaufzusteigen, die Säule war also bis zu einem gewissen Grad zumindest
von beiläufig zugefügter Beschädigung geschützt. Schwer atmend und die Hände in die Hüften gestützt, erreichte ich den Gipfel, der breiter und flacher war, als ich erwartet hatte. Ich sah mich nach der »Mea-Culpa-Tafel« um, die Muriel erwähnt hatte. Sie war nicht da. Aber spielte es überhaupt eine Rolle? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass viele Leute die Anstrengung auf sich nahmen, das Artefakt zu besichtigen.
    Die Säule war brusthoch, ihre Oberfläche von einer raueren Struktur, als es von unten den Anschein gehabt hatte, und sie war mit Zeichen bedeckt, die sie in die Kategorie der »Kreuzsäulen« verwiesen –

Weitere Kostenlose Bücher