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Die Opferstaette

Die Opferstaette

Titel: Die Opferstaette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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irische Künstler in der frühchristlichen Zeit. War die Triquetra hier geübt worden, um später in die immer noch
leere Steinsäule auf Bishop’s Island gemeißelt zu werden – die Säule, die in nicht allzu ferner Zukunft unweigerlich ins Meer stürzen würde?
    Ich fotografierte das Stück an dem Ort, wo ich es gefunden hatte, mit einem Bleistift als Maßstab danebengelegt. Dann packte ich es in feuchte Erde und steckte es in die leere Sandwichtüte, die ich in einem eigenen Fach meines Rucksacks verschloss. Ich würde den Fund und die Existenz des Abfallhaufens den zuständigen Behörden melden müssen, es eilte allerdings nicht – Bishop’s Island war nicht in Gefahr, von Besuchern überrannt zu werden.
    Ich hatte mich gerade ein letztes Mal in den Ruinen umgesehen, als ich McGanns Hubschrauber kommen hörte. Während das Knattern der Rotorblätter lauter wurde, blickte ich durch mein Fernglas in Richtung George’s Head, das drei Kilometer weiter nördlich lag. Ich konnte so eben den grasbewachsenen Hügel vor den Ferienhäusern sehen, die Säule darauf befand sich genau gegenüber von der, hinter der ich stand. Falls der Stein auf Bishop’s Island ursprünglich entsprechend beschrieben werden sollte, warum war das Vorhaben nicht ausgeführt worden? Hatte man das Unterfangen aufgegeben, als die Landspitze vollständig vom Festland abgetrennt wurde? Wenn ja, dann waren wir wieder bei der Theorie der plötzlichen Katastrophe, wie in den Annalen der vier Meister eine beschrieben wird. Eines Nachts ließ eine Verschiebung der Platten entlang des Mittelatlantischen Rückens einen Tsunami auf die Küste zurasen, der an Höhe gewann, als er sich der Insel näherte, möglicherweise in einem Winkel, die Welle türmte sich auf und traf den Landvorsprung von der Seite, ließ die bröckelnde Verbindung zum Festland einstürzen und schnitt die Insel für alle Zeiten ab.
    Ich war so in Gedanken, dass ich mich leicht benommen
dem Hubschrauber näherte, der an derselben Stelle gelandet war wie zuvor. Deshalb überraschte es mich, als ich jemanden vom Passagiersitz im Cockpit steigen sah. Und meine Überraschung wurde noch größer, als ich Jonas Zitaras erkannte.

19
    J onas ist auf den Flug mitgekommen«, sagte McGann, während Zitaras mir an Bord half. »Ihr seid euch schon begegnet, soviel ich weiß.«
    »Ja. Sind Sie vom Crabshell abgeflogen?«
    »Ja, ich war früher als erwartet zurück, deshalb habe ich mich dort ein Weilchen niedergelassen und mit Michael geplaudert. Wie war Ihr Tag?«
    Zitaras schloss die Cockpittür und schnallte sich neben McGann an.
    »Gut. Ich habe vielleicht eine Verbindung zwischen der Insel und George’s Head gefunden.«
    »Was für eine Verbindung?«
    »Es hat mit einem Steinkreuz zu tun.«
    »Dem vor George’s Heights?«, fragte McGann.
    »Das die Zerstörer übrig gelassen haben«, ergänzte Zitaras.
    »Genau das«, sagte ich und widmete mich dem Ausblick durch das Fenster, als McGann abhob.
    »Die Golfer haben gefragt, ob sie bis nach dem Abendessen im Crabshell bleiben können. Ich sagte, kein Problem – die Maschine kann bei Nacht fliegen. Und solange Sie zahlen, was am Ende des Tages auf dem Taxameter steht. Sie sagten, natürlich.«
    »Na, wunderbar.«
    Er warf einen Blick über die Schulter.
    »Da ich keine Lust habe, ihnen bei ihren Golfgesprächen
zuzuhören, wollte ich Sie fragen, ob Sie mir vielleicht Gesellschaft leisten. Jonas hat versprochen, uns fürstlich zu bewirten. Hab ich recht, Johnny?«
    Zitaras brummte etwas.
    »Was meinen Sie?«, fragte McGann.
    Ich hatte halbwegs vorgehabt, aus reiner Neugier wieder ins Crabshell zu gehen, und abgesehen davon, dass ich meinen Briefbeschwerer von Kim Tyrell abholen wollte, hatte ich für den Abend noch nichts vor. Aber würde ich McGanns unangenehme Art aushalten, sein flegelhaftes Gehabe?
    »Warum nicht? Um welche Zeit?«
    »Meine amerikanischen Freunde gehen gern früh zu Bett, deshalb essen sie um sieben. Passt Ihnen das?«
    Wenn ich mich auch nur im Geringsten zum Ausgehen zurechtmachen und einen ruhigen Blick auf das Probestück werfen wollte, würde ich die Fahrt zu Kim auf den nächsten Tag verschieben müssen. Es wäre kein Problem für mich gewesen, aber ich würde bei ihr nachfragen müssen.
    »Das müsste in Ordnung sein. Falls es ein Problem gibt, sage ich Bescheid.« Ich hatte eine Frage an Zitaras. »Ist heute nicht Markttag? Sind Sie nicht an Ihrem Stand?«
    »Um den kümmert sich jemand anderes. Immer nur

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