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Die Opferstaette

Die Opferstaette

Titel: Die Opferstaette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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Stadtverwaltung in Castleboyne, der fragte, wann sie mit einer Entscheidung rechnen dürften, ob ich das Museumsprojekt übernehmen würde. Ich hatte ihnen bereits mitgeteilt, dass ich eine Pause einlegen und ihnen antworten würde, wenn ich wieder zurück war. Komisch, dass sie im selben Moment ungeduldig wurden, in dem Pete mir seinen Vorschlag unterbreitet hatte. Wenn ich mich unter Druck gesetzt fühle, neige ich dazu, mich zu verschanzen oder gar in die Gegenrichtung zu gehen. Aber für den Augenblick würde ich ohnehin nichts unternehmen in der Angelegenheit – Usher war ein Mensch, der von Montag bis Freitag arbeitete.
    Diese beiden Nachrichten waren vom Vortag. Die dritte war von heute Morgen und stammte von Kim Tyrell. »Hallo, Illaun. Kim hier. Ich glaube, ich habe einen Weg gefunden, HFH mit der Zerstörung der Klosteranlage in Verbindung zu bringen. Im Lichte dessen, was Lena Morrison zugestoßen ist, dürfte sich die Polizei sicherlich dafür interessieren.«
    Ich rief Kim sofort zurück, erhielt jedoch keine Antwort. Ich hinterließ eine Nachricht, dass ich es heute Abend nicht mehr zu ihr hinaus schaffen würde, und ob es in Ordnung sei, wenn
ich morgen käme. Und natürlich würde ich gern über die Sache mit Head for Heights mit ihr reden.
    Als Nächstes rief ich meine Mutter an, entschuldigte mich, dass ich mich nicht früher gemeldet hatte, und teilte ihr mit, dass ich erst spät am Sonntag kommen würde. Wie es ihre Art war, hatte sie in Erwartung meiner Rückkehr für einen der beiden Tage ein Schmorgericht gemacht, das ich nur aufzuwärmen brauchte, wenn ich da war.
    Nach einer ausgiebigen Dusche wickelte ich mich in ein Handtuch und setzte mich von Kissen gestützt ans Kopfbrett des Betts. Ich hatte die inzwischen trockene Erde, die an dem Motivstück haftete, bereits abgebürstet und hielt den Knochen nun in verschiedenen Winkeln, während ich das Muster des unbekannten Künstlers abzeichnete. Tatsächlich fertigte ich die Skizze einer Skizze an. Der Knochen durfte möglichst wenig bewegt werden, deshalb war es am besten, das Motiv abzuzeichnen und ihn dann wegzulegen.
    Das Liniengewirr war fein und kompliziert, aber die Kreuze auf der anderen Seite waren schlicht und grob ausgeführt. Eine Weile dachte ich, sie hätten vielleicht überhaupt keine religiöse Bedeutung, sondern markierten lediglich eine Stelle, wo die Arbeit beginnen sollte.
    War das Motivstück benutzt worden, um ein Muster für die unbeschriebene Steinsäule auf der Insel zu üben? Es war eine Möglichkeit und würde die beiden Orte auf jeden Fall verbinden. Tatsächlich hatte die Triquetra auf dem Motivstück die Verbindung bereits bestätigt. Und doch war der Stein auf Bishop’s Island nicht nur unbeschrieben, es fehlte ihm auch das Loch in der Mitte. Was eher dafür sprach, dass der Stein auf dem George’s Head ein einmaliges Übergangswerk mit heidnischem Ursprung war. So oder so hatte ich kaum mehr einen Zweifel, dass die Gemeinschaft auf der Insel und die auf
dem George’s Head Geschwistereinrichtungen gewesen waren.
    Und das brachte mich auf eine neue Idee. Wenn man die Kreuze nicht von oben nach unten, sondern von links nach rechts betrachtete, stellten sie dann Positionen dar? Genauer gesagt die relativen Orte in der Landschaft von nicht nur zwei, sondern drei miteinander verbundenen Klostergemeinschaften? Es würde die keltische Vorliebe für Triaden widerspiegeln, wie sie im Muster der Triquetra zum Ausdruck kam, das seinerseits die Dreieinigkeit abbildete – drei in einem. Und soviel ich wusste, wäre es archäologisch einmalig.
    Nachdem ich die Muster abgezeichnet hatte, legte ich Motivstück und Zeichenblock beiseite und ging zum Schrank, um einmal mehr meine begrenzte Auswahl an Abendgarderobe zu begutachten.

20
    D ie vier amerikanischen Golfspieler saßen an einem Tisch beim Fenster, McGann und ich an einem andern. Wir waren die einzigen Gäste. Auf der andern Seite der Bucht hatte sich ein Dunstschleier über das Riff gelegt, der die Küste dahinter, einschließlich Bishop’s Island, vor dem Blick verbarg. Die Sonnenscheibe war dahinter so problemlos zu betrachten wie eine Glühbirne hinter einem Lampenschirm.
    Die Golfer waren allesamt große, übergewichtige Männer, ich staunte jedoch, wie ihre Hosen und Pullover so großzügig geschnitten waren, dass sie weniger korpulent wirkten.
    Inzwischen war mir klar, dass sie wahrscheinlich gar keinen Wert auf McGanns Gesellschaft gelegt hätten – sie

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