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Die Opferstaette

Die Opferstaette

Titel: Die Opferstaette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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ich erst kürzlich zweimal von Peter Groot gehört hatte.
    Ich fragte mich nicht zum ersten Mal, wieso Frauen von Männern wie Barry McGann angezogen werden. Muriel Blunden war eine Serientäterin in der traurigen Kunst, sich den Falschen zu angeln. In populärwissenschaftlichen Artikeln hieß es, Frauen fühlten sich zu Männern mit offenkundig männlichen Zügen hingezogen, auch wenn sie spürten, dass es sich um riskante Typen handelte. Dem stand jedoch die Theorie gegenüber, dass Frauen instinktiv nach verlässlichen fürsorglichen Männern strebten, die zu einer lebenslangen Bindung
bereit waren, da es eine lange und anstrengende Aufgabe war, Kinder großzuziehen.
    Aber warum endeten so viele Frauen in gewalttätigen Beziehungen? Ich wusste mit Bestimmtheit, dass der Mann, mit dem ich mein Leben teilen wollte, zivilisiert und freundlich sein würde. Natürlich sollte er auch attraktiv und sexy sein, und der Mann, mit dem ich drei Monate zuvor Schluss gemacht hatte, war all das gewesen. Aber eben auch starr in seiner Lebensweise, festgefahren. Und Fran zufolge war er ohnehin eine Vaterfigur gewesen. Im Rückblick erschien es mir jetzt natürlich, dass das Ende meiner Beziehung zu Finian mit dem Tod meines Vaters zusammengefallen war. Was Frans Theorie zu widersprechen schien. Ich fand es außerdem merkwürdig, dass die beiden Frauen, deren Rat ich in diesen Dingen suchte, in ihrem Leben selbst unglückliche Entscheidungen in Bezug auf Männer getroffen hatten. Aber das hatte ich auch. Und es war nicht Finian gewesen.
    Die einzige Gewalt, die mir in einer Beziehung je begegnet war, war von einem Mann ausgegangen, der einige Jahre jünger war als ich. Und das Schlimmste war, dass ich, bevor wir zusammenkamen, wusste, dass er launisch war und zu Wutausbrüchen neigte. Solche Menschen in sein Leben zu lassen, ist, als würde man ein Fenster für einen Vampir offen lassen und hoffen, nicht gebissen zu werden.
    Fröstelnd vor Kälte ging ich ins Zimmer zurück, schloss die Balkontür und zog die Vorhänge zu.

    Ich erwachte im Dunkeln und streckte die Hand nach der Nachttischlampe aus. Sie war nicht da. Ich befand mich an einem fremden Ort. Mein Herz raste. Ein schwaches Licht vom Fenster half mir, mich zu orientieren. Ich war in meinem Hotelzimmer, dessen Grundriss ich noch nicht verinnerlicht hatte.

    Aber warum war ich aufgewacht?
    Ein Klopfen an der Tür. Da war es wieder. Jemand war vor meinem Zimmer. Auf dem Fernsehgerät konnte ich die Uhrzeit in roten Ziffern ablesen: 23:42. Unwahrscheinlich, dass es jemand vom Hotelpersonal war.
    McGann?
    Ein neuerliches Klopfen und eine gedämpfte Männerstimme.
    Ich zog meinen Bademantel an, ging zur Tür und spähte durch das Guckloch.
    Ich sah eine Wollmütze. Dann hob der Mann das Gesicht. Es war Giles Kendrick.
    Ein Rinnsal Blut lief unter seiner Kopfbedeckung hervor und die Stirn hinab.
    Ich trat erschrocken von der Tür zurück. Was war da los?
    »Lassen Sie mich hinein … bitte.«
    »Nein! Warum sind Sie hierhergekommen?«
    »Ich wurde angegriffen … Typen … hinter mir her.«
    »Ich kann nicht«, krächzte ich. Meine Kehle war trocken.
    »Bitte … sie werden mich umbringen.«
    Die Geschichte wurde mit jedem Augenblick bizarrer. Ich hatte die Wahl, ihn draußen seinem Schicksal zu überlassen oder das Risiko einzugehen, ihn ins Zimmer zu lassen.
    Ich öffnete die Tür, und Kendrick stolperte an mir vorbei in den Raum.
    Ich lugte in den Flur hinaus. Es war niemand zu sehen. Ich schloss die Tür und sperrte zweimal ab.
    »Sind Sie schwer verletzt?«
    Er zog die blutgetränkte Mütze vom Kopf, befühlte die Wunde mit der Hand und betrachtete das frische Blut an seinen Fingern. Es begann, auf den Boden zu tropfen. Mir fiel auf, dass seine Brille fehlte.

    »Tut mir leid, ich mache eine Schweinerei in Ihrem Zimmer.«
    Ich stieß die Badezimmertür auf und schaltete das Licht an. »Gehen wir hier rein. Setzen Sie sich, damit ich Sie ansehen kann«, sagte ich, schnappte mir ein paar Papiertücher und schob ihn ins Bad.
    Er setzte sich auf den Rand der Wanne, und ich untersuchte seinen Kopf und das Gesicht. Das Blut schien aus einer offenen Wunde direkt über seiner Stirn zu kommen. Ich wies ihn an, die Papiertücher darauf zu drücken, während ich ein Handtuch anfeuchtete und ihm das getrocknete Blut aus dem Gesicht wischte. Es gab Anzeichen, dass man ihn verprügelt hatte, unter anderem eine stark geschwollene Oberlippe.
    »Kann sein, dass Sie ein paar Stiche

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