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Die Opferstaette

Die Opferstaette

Titel: Die Opferstaette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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eins zu, und das Grummeln in meinem Magen erinnerte mich daran, dass ich noch nicht gefrühstückt hatte.
    Nachdem ich rasch geduscht und mich umgezogen hatte, fuhr ich in die Stadt und parkte in der Hauptstraße vor einem terracottafarbenen Gebäude mit zwei großen Erkerfenstern mit dunkelblauem Rahmen. Es war ein Restaurant namens The Pantry.
    Vor der Auslage, wo man sein Essen wählte, standen die Leute Schlange, aber ich war bereits so hungrig, dass es keinen großen Unterschied mehr machte, ob ich warten musste. Schließlich durfte ich mir einen Meeresfrüchteeintopf, dunkles Brot und einen Beilagensalat bestellen, mit Tee und einem Scone obendrauf. Ich zahlte und hielt nach einem freien Tisch Ausschau. Es gab keine Plätze, aber eine Frau mittleren Alters,
die mit ihrem Mann in der Nähe eines Fensters gesessen hatte, machte mir Zeichen, dass sie im Begriff seien zu gehen.
    Ich dankte ihr und setzte mich.
    Die Kombination von mildem Wetter und einem Herbstfest, für das überall in den Schaufenstern Werbung gemacht wurde, hatte viele Tagesausflügler in die Stadt gelockt. Eine Broschüre mit den Festveranstaltungen lag auf dem Tisch, und ich blätterte sie durch, während ich wartete. Die Freiluftkonzerte auf dem Stadtplatz hatte ich an den vergangenen Abenden verpasst, ebenso eine Hundeschau und einen Wettkampf im Sandburgenbauen am Samstagnachmittag. Pferderennen am Strand hatte man wegen der später einsetzenden Flut auf Sonntagvormittag angesetzt; sie waren gerade zu Ende gegangen, während die Krönung der Festkönigin an diesem Abend den eher kargen Veranstaltungskalender beschließen würde. Alles hatte so eine Ausstrahlung von Saisonende, dass es mir fast unnatürlich vorkam, über das Wochenende hinaus zu bleiben. Ich erinnerte mich an Barry McGanns Worte: »Sollten Sie aus irgendeinem Grund beschließen, bis morgen oder übermorgen zu bleiben …« Damals hatte ich das für sehr unwahrscheinlich gehalten. Sollte ich mich bei ihm melden? Besser nicht.
    Es gab jede Menge Dinge, mit denen ich mich beschäftigen konnte, angefangen bei den Zeichnungen von dem knöchernen Motivstück, die ich angefertigt hatte. Und ich sollte bald bei Kim Tyrell vorbeischauen, um meinen Briefbeschwerer für Fran abzuholen, die in ihrer momentanen Stimmung wahrscheinlich versucht sein würde, ihn mir über den Schädel zu hauen.
    Meine Bestellung kam, ich faltete die Broschüre zusammen und machte mich ans Essen. Der Eintopf war gut, seine Wärme durchströmte mich und ließ meine Wangen glühen.

    Als ich aufgegessen hatte, fing ich den Blick einer Bedienung auf, und sie brachte meinen frischgebackenen Scone und eine kleine Kanne Tee. Ich holte meinen Zeichenblock und einen Stift aus dem Rucksack und betrachtete die Zeichnungen noch einmal, besonders die drei Kreuze. Ihre unebene Anordnung interessierte mich. Kreuz eins und drei waren auf einer Höhe, aber Nummer zwei in der Mitte saß tiefer – ich zog eine Linie von diesem zu den beiden andern und erhielt ein V mit dem tieferen Kreuz als Spitze. Wenn es sich hier um geografische Bezüge handelte, Positionen in der Landschaft, dann waren eins und drei möglicherweise die Gemeinschaften von George’s Head und Bishop’s Island. In diesem Fall stellte Kreuz zwei eine Niederlassung dar, die zwischen den beiden lag, aber näher am Meeresspiegel.
    Und es musste etwa in der Gegend der Intrinsic Bay sein. Oder Poulatemple, wie es vor dem Schiffbruch genannt wurde. Der irische Ortsname bezog sich auf eine Kirche oder einen Tempel, was sich auch ganz allgemein als heilige Stätte interpretieren ließ, so wie » poll « oder Loch eine kleine Höhle oder einen Felsunterstand bedeuten konnte. Solche Orte wurden häufig von Einsiedlern als Wohnsitz gewählt.
    Ich trank meine zweite Tasse Tee und verließ das Restaurant, um zu Kim Tyrell zu fahren. Aber erst musste ich telefonieren.
    Auf dem Gehsteig kam mir eine schnatternde Schar schlanker junger Frauen in eng anliegenden Abendroben entgegen, alle aufwändig frisiert und geschminkt. Die Festköniginnen.
    Ich schnappte Bruchstücke ihrer Unterhaltung auf.
    »Und er: ›Kommt nicht infrage, Tracy.‹ Und ich darauf: ›Hey, wofür hält der sich?‹«
    »Ich weiß. Weil ich so: ›Was willst du machen?‹, und Rob nur: ›Egal … irgendwas.‹«

    Ich runzelte die Stirn über ihre verkümmerte Sprechweise, aber dann rief ich mich selbst zur Ordnung. Du wirst wie deine Mutter, Illaun.
    Ich lächelte über die Erkenntnis, aber es war

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