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Die Opferung

Die Opferung

Titel: Die Opferung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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Kezia Mason und Brown Jenkin Pickering begraben hatten?
    Wenn ich es damals machte, dann würde der Tote jetzt nicht hier sein. Allerdings ging mir der Gedanke durch den Kopf, dass er möglicherweise aus dem Grund hier war, weil ich es 1886 nicht geschafft hatte, ihn aus dem Haus zu bringen. Könnte ich wirklich die Geschichte ändern? Könnte ich zurückreisen und dafür sorgen, dass man Pickerings Leiche niemals fand? Könnte ich vielleicht sogar verhindern, dass er überhaupt getötet wurde? Die Möglichkeiten erschienen mir unendlich. Vielleicht konnte ich ja dafür sorgen, dass Kezia Mason gar nicht erst ins Fortyfoot House gebracht wurde, dass der alte Mr. Billings nicht von einem Blitz getroffen wurde. Vielleicht konnte ich die Geschichte sogar dahingehend verändern, dass Brown Jenkin nie gezeugt wurde.
    Ich setzte die Dielenbretter wieder ein und trat sie fest, dann schlug ich die Nägel wieder ein und nahm eine Hand voll Staub und Asche aus dem Kamin, um sie in die Spalten zwischen den Brettern zu reiben, damit sie so aussahen, als hätte sie seit hundert Jahren niemand mehr angerührt. Sehr überzeugend sah meine Arbeit nicht aus, aber falls Miller die Bretter schnell genug heraushebeln ließ, ohne sie erst gründlich zu studieren, dann war es denkbar, dass ihm nichts auffiel.
    Ich sah aus dem Fenster nach Danny und Charity, die bei der Sonnenuhr spielten. Charity saß auf dem Gras und flocht ein Stirnband aus Gänseblümchen, während Danny auf einem Bein um sie herumhüpfte. Es sprach nichts dagegen, sie ein paar Minuten unbeobachtet zu lassen, damit ich über den Speicher gehen und Dennis Pickerings Leiche wegschaffen konnte.
    Ich lief natürlich Gefahr, Brown Jenkin oder Kezia Mason zu begegnen, aber wenn ich vorsichtig war und ihnen aus dem Weg ging oder wenn ich wenigstens schnell genug rennen konnte, dann hatte ich durchaus eine Chance. Immerhin war ich diesmal auf das vorbereitet, was mich erwartete. Ich nahm mein Stemmeisen, ging auf den Speicher und lauschte. Einen Moment lang glaubte ich, Stimmen zu hören, aber dann wurde mir klar, dass es nur der Wind war, der sich am Dach fing. Ich hatte gehofft, dass noch immer Tageslicht zu sehen sein würde, doch es war stockfinster. Ich schaltete meine Taschenlampe an und suchte den Speicher ab ... aber nach was?
    Zwar war es auf dem Speicher dunkel, aber ein ganz schwacher bläulicher Lichtschein fiel durch das Fenster herein. Es war noch immer der Dachboden des Jahres 1886. Nur war es diesmal mitten in der Nacht. Ich ging an dem Dachfenster vorüber und warf einen Blick nach draußen. Ich konnte die Sterne am Himmel und davor eine dünne Schicht grauer Wolken sehen.
    Ich richtete den Strahl der Taschenlampe auf die Klapptür. Sie war nach wie vor von der Speicherseite aus verriegelt, aber einer der Bolzen hatte sich gelockert, als hätte jemand von unten mit unvorstellbarer Kraft immer und immer wieder dagegen geschlagen.
    Ich zögerte einen Augenblick, doch dann ging ich hinüber und schob die Riegel vorsichtig zurück. Als ich so weit war, hielt ich den Atem an und lauschte bestimmt eine halbe Minute lang, ob ich unter mir jemanden hören konnte. Wenn ich eines nicht wollte, dann war das, von Brown Jenkin die Beine zerfetzt zu bekommen, während ich mich in mein Schlafzimmer hangelte.
    Ich öffnete die Klapptür und sah vorsichtig nach unten. Der Raum war dunkel, aber ich konnte die fahlen Umrisse des bezogenen Betts erkennen. Brown Jenkin musste den Stuhl weggetreten haben, da ich nur eines der Stuhlbeine erkennen konnte. Ich würde also direkt auf den Boden springen müssen, ohne zu viel Lärm zu machen. Ich lauschte wieder, konnte aber keine Stimmen hören. Das Einzige, was an meine Ohren drang, war das Schlagen einer Tür. Natürlich hatte ich keine Ahnung, welche Tageszeit es 1886 war. Ich wusste ja nicht einmal, ob ich an demselben Tag des Jahres 1886 zurückgekehrt war. Vielleicht war es jetzt eine Woche früher oder eine Woche später oder sogar das Jahr 1885 oder 1887. Es gab keinen Anhaltspunkt dafür, dass Brown Jenkin vor ein paar Stunden gegen den Stuhl getreten hatte. Er konnte genauso gut seit Monaten dort liegen, Fortyfoot House mochte längst verlassen sein.
    Ich konnte nur darauf hoffen, dass die beiden Zeiten parallel verliefen, während ich mich in das Schlafzimmer hinabließ und das letzte Stück sprang. Nachdem ich gelandet war, stand ich eine Weile wie erstarrt da und horchte, um sicher zu sein, dass niemand mich gehört hatte.

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