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Die Opferung

Die Opferung

Titel: Die Opferung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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mal auch machen. Ich konnte immer noch sagen, dass ich Trockenfäule gerochen hätte.
    Schließlich gelang es mir, von einem gequälten Knarren begleitet, einen der längsten Nägel aus dem Holz zu ziehen. Und mit ein wenig Anstrengung gab dann auch noch das Brett seinen Widerstand auf.
    Darunter war es finster, aber trocken. Ich hatte meine Taschenlampe auf dem Treppenabsatz gelassen, aber ich wusste auch ohne sie, dass sich etwas unter diesem Fußboden befand.
    Als ich ein weiteres Brett entfernte, sah ich, was Fortyfoot House seit Jahren unter seinem Fußboden verbarg: einen aschfahlen mumifizierten Körper, sorgfältig zwischen den Querbalken des Bodens verstaut. Die Haut war völlig trocken und hatte die Farbe von Mahagoni, die Arme waren wie Hühnerklauen angewinkelt, die Augenhöhlen waren leer, der Bauch war geöffnet worden und sah, nachdem er über viele Jahre hinweg getrocknet war, eher wie ein Wespennest aus.
    Trotz des Mumifizierungsprozesses war sofort zu erkennen, um wen es sich handelte: Dennis Pickering, den man vor über 100 Jahren getötet und unter dem Fußboden begraben hatte. Die trockene Luft unter dem Fußboden hatte seinen Körper und seine Kleidung weitestgehend konserviert, und das, was von ihm übrig war, genügte für Detective Sergeant Miller, um ihn zu identifizieren. Wie Miller allerdings eine gut hundert Jahre alte Mumie in Hush Puppies und Unterwäsche von Marks & Spencer erklären wollte, war mir nicht klar, und ich wollte es auch nicht wissen. Sobald Miller mit Fortyfoot House fertig war, würde ich das Haus bis auf die Grundmauern abbrennen. Mit ein wenig Glück würde es uns alle von Brown Jenkin, vom jungen Mr. Billings und von Kezia Mason sowie von allen anderen Geistern befreien, die Bonchurch seit dem Tag heimgesucht hatten, an dem Fortyfoot House erbaut wurde.
    Lange Zeit starrte ich Pickerings geschrumpften Leichnam an. Es war unvorstellbar, dass ich erst gestern noch mit ihm gesprochen hatte, und jetzt lag er dort vor mir wie ein Ausstellungsstück aus dem British Museum.
    »Armes Schwein«, sagte ich tonlos. Noch nie hatte mir ein Mensch so Leid getan. Und das Schlimmste war, dass ich seiner Frau nicht mal sagen konnte, was ihm wirklich zugestoßen und wo er abgeblieben war.
    Ich musste die Mumie loswerden, bevor Miller zurückkehrte, wusste aber nicht, wie ich das anstellen sollte. In der Gartenlaube gab es eine große altmodische Schubkarre, mit der ich ihn in den Garten hätte bringen und unter einem Komposthaufen verstecken können. Aber abgesehen von der Tatsache, dass er zu Staub zerfallen konnte, sobald ich ihn berührte, war das Risiko immens. Wenn Miller mich dabei erwischte, wie ich Pickerings Leiche beerdigte, würde er sofort und zu Recht annehmen, dass ich etwas über seinen Tod wusste. Dabei genügte es schon, dass er mir den Tod von Harry Martin und das unerklärliche Auftauchen von Charity hätte anhängen können.
    Ich ging durch die Küche zurück. Ich wollte einen kurzen Blick auf den Komposthaufen werfen, um zu prüfen, ob ich Pickering darin verstecken konnte. Als ich aber die Haustür öffnete, sah ich, wie ein Streifenwagen neben meinem Audi hielt. Ein uniformierter Polizist stieg aus und setzte seine Mütze auf, um sich dann mit hinter dem Rücken verschränkten Armen neben seinen Wagen zu stellen. Miller hatte offensichtlich den Mann herbestellt, damit er ein Auge auf mich hatte.
    Verdammt, was sollte ich jetzt tun? Die Situation wurde mit jeder Sekunde komplizierter. Wenn ich sicher gewesen wäre, dass Miller mir jedes Wort geglaubt hätte, dann hätte ich ihm die Wahrheit erzählt. Aber so sehr er auch an Geister, an Brown Jenkin und an die übernatürlichen Mächte in Fortyfoot House glauben mochte, musste er doch seinen Vorgesetzten einen Bericht vorlegen. Und wenn Pickerings
    Leiche gefunden wurde, dann musste er mich unter Mordverdacht festnehmen. Dennis Pickering war immerhin der Vikar, nicht irgendein Penner oder ein besoffener Tourist. Natürlich konnte er nicht beweisen, dass ich etwas getan hatte, weil dem einfach nicht so war. Aber er konnte mich für Monate hinter Gitter und Danny zurück zu Janie oder zu einer Pflegefamilie bringen. Und Liz würde ich auch nie wiedersehen.
    Ich ging zurück ins Wohnzimmer und betrachtete die mumifizierte Leiche. Ich konnte sie nicht hier und jetzt aus dem Haus schleppen, selbst wenn ich den Mut gefunden hätte, sie anzufassen. Aber was war, wenn ich sie damals, 1886, aus dem Haus brächte, nachdem

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