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Die Opferung

Die Opferung

Titel: Die Opferung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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sein, Sir, klingt das für mich schwer nach einem Märchen.«
    »Hier müsste literweise Blut zu finden sein«, sagte Miller.
    »Literweise«, stimmte ich ihm zu. Ich begann zu schwitzen, obwohl ich nicht wusste, warum. Miller schaffte es, dass ich mich schuldig fühlte, dabei hatte ich überhaupt nichts getan.
    »Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn ich einen Blick unter den Teppich werfe?«, fragte Miller.
    »Fühlen Sie sich wie zu Hause«, erwiderte ich.
    Jones kippte den Sessel ein wenig, sodass Miller den Teppich darunter fortziehen konnte, um ihn dann ordentlich aufzurollen, damit er die Dielenbretter in der Mitte des Raums begutachten konnte. Er hatte ja eigentlich Recht, der ganze Boden war mit Pickerings Blut bedeckt worden, aber im Lauf von hundert Jahren war das zu einem dunklen, rostigen Rorschach-Muster geworden.
    Miller kniete nieder und strich über den Boden. » Hier ist zwar etwas verschüttet worden, aber nicht in jüngerer Zeit.« Jones gesellte sich zu ihm: »Sehen Sie hier, Sir. Der Boden ist irgendwann mal geöffnet worden. Das ist allerdings auch schon sehr lange her, aber es ist nicht ordentlich ausgeführt worden ...«
    Millers Blick war so giftig, als wolle er mich auf der Stelle umbringen. Er machte kein Hehl daraus, dass ich seiner Ansicht nach mehr über Pickerings Verschwinden wusste, als ich ihm verriet. Dennoch war ich ziemlich sicher, dass er mich nicht für einen Mörder hielt. Anders als seine Kollegen war er bereit, an die Geräusche und die Lichter und die übernatürlichen Kräfte zu glauben, die den Frieden in Fortyfoot House störten. Sein einziges Problem war, Beweise zu erbringen.
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir ein paar Bohlen herausnehmen, um zu sehen, was sich darunter befindet?«, fragte er mich.
    »Es ist nicht mein Haus, da sollten Sie besser mit den Maklern sprechen.«
    »Wir werden auch nichts beschädigen.«
    »Trotzdem sollten Sie erst mit den Maklern reden. Dunn & Michael in Ventnor.«
    Miller zuckte mit den Schultern. »Na gut, Mr. Williams. Wenn Sie das für erforderlich halten, werden wir das machen.«
    »Ich will Sie nicht in Ihrer Arbeit behindern. Aber wenn irgendetwas beschädigt wird ... na ja, dann trage ich die Verantwortung.«
    »Ich verstehe«, sagte Miller beschwichtigend. »Wir sind ungefähr in einer halben Stunde wieder da. Können wir den Teppich so liegen lassen?«
    »Aber natürlich.«
    Miller und Jones verließen Fortyfoot House ohne ein weiteres Wort. Ich stand vor der Tür und sah zu, wie sie abfuhren, dann wandte ich mich an Danny und Charity und sagte: »Warum geht ihr nicht runter zum Strand und spielt dort eine Weile? Danny, du kannst Charity zeigen, wie man ein Taschenkrebsrennen veranstaltet. Danach mache ich euch Frühstück.«
    »Aber ich habe jetzt Hunger«, beschwerte sich Danny.
    »Danny, bitte. Du weißt, dass es im Moment nicht ganz einfach für mich ist. Kommt in ... na, sagen wir, in zwanzig Minuten zurück. Komm, ich leihe dir auch meine Uhr.«
    Ich nahm meine durchsichtige Swatch ab und legte sie um Dannys dünnes Handgelenk. Seit fast sechs Monaten hatte er mich bearbeitet, damit er so eine Uhr bekam, wie ich sie hatte, und jetzt war er so begeistert, dass er sein Grinsen gar nicht mehr abstellen konnte. Charity sah fasziniert auf die Uhr, aber Danny legte seinen Arm um ihre Schultern und sagte: »Komm, Charity! Lass uns Taschenkrebse suchen.« Dann rannten sie aus der Küche nach draußen in den Garten.
    Während ich den beiden nachsah, wünschte ich mir die Unschuld dieser Zeit zurück. Für mich und Janie. Und für mich und Liz.
     
     
    Ich nahm das kurze Stemmeisen aus meiner Werkzeugkiste und brachte es ins Wohnzimmer. Wenn irgendjemand oder irgendetwas unter diesen Dielen versteckt worden war, dann wollte ich es als Erster finden. Ich steckte das flache Ende des Stemmeisens zwischen zwei Bretter und bewegte es vorsichtig nach oben, um nicht zu deutliche Spuren zu hinterlassen. Zunächst wollten die Bretter aber nicht nachgeben. Sie saßen zwar locker und rutschten hin und her, wenn man auf sie trat, doch die Nägel, mit denen man sie befestigt hatte, waren mit großer Kraft eingeschlagen worden. Es würde erhebliche Mühen kosten, sie zu lockern.
    Ich begann vorsichtig, doch nach sechs oder sieben erfolglosen Versuchen gab ich diesen Plan fast auf. Was sollte es auch? Ich sollte Fortyfoot House renovieren, und wenn ich dabei den Fußboden im Wohnzimmer aufreißen wollte, dann konnte ich das verdammt noch

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