Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Opferung

Die Opferung

Titel: Die Opferung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
Vom Netzwerk:
Hausbesetzer?«
    Sie warf mir einen knappen, fast vorwurfsvollen Blick zu. »Schon gut. Nein, das glaube ich nicht mehr. Aber ich glaube auch nicht an Geister. Glaubst du an Geister? Um Himmels willen, David! Ich weiß nicht, was es ist. Ich habe den ganzen
    Tag darüber nachgedacht. Ich bin nicht mal sicher, ob ich wissen will, was es ist.«
    »Wenn du möchtest, können wir morgen auch noch abreisen«, erwiderte ich. Ich versuchte, aufmunternd zu sein. Aber wer konnte das schon angesichts von Geräuschen und Lichtern, von blassen toten Kindern im Nachthemd und dunklen Gestalten, die sich in Fotografien bewegten?
    »Ich weiß nicht«, sagte sie. Sie klang gereizt und deprimiert.
    »Ich habe mir heute ein wenig freigenommen und bin zum Vikar gegangen.«
    »Was? Soll das ein Witz sein?«
    »Warum sollte ich Witze machen? Wenn ein Rohr platzt, lässt man einen Klempner kommen. Und wenn das Haus voller unruhiger Geister ist, ruft man einen Vikar. Du hast es selbst vorgeschlagen, weißt du noch? Ich sollte das Haus beschwören lassen, hast du mir empfohlen. Erstaunlicherweise weiß dieser Vikar verdammt viel über Fortyfoot House und die Billings und Brown Jenkin. In den Aufzeichnungen der Pfarrei ist einiges darüber niedergeschrieben.«
    »Und?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, ob er mir geglaubt hat - du weißt schon, das mit den Lichtern und mit Sweet Emmeline.«
    Emmeline ..., dachte ich. Emmeline ... hat seil über einer Woche niemand gesehen ... sie verschwand zwischen ...
    »Was?«, fragte Liz. »Wovon redest du?«
    Ich blinzelte sie an. »Was ... was meinst du?«
    »Du hast irgendwas gesagt von Emmeline hat seit über einer Woche niemand gesehen.«
    »Ich wusste nicht, dass ich das laut ausgesprochen hatte.«
    Liz seufzte. »David Williams, ich glaube, du hast es bald hinter dir.«
    »Das ist von A. A. Milne«, erklärte ich ihr. »Du weißt schon, der Kerl, der auch Winnie Puh geschrieben hat. Emmeline ... hat seit über einer Woche niemand gesehen ... sie verschwand zwischen. ... den beiden großen Bäumen am Ende des Rasens ... wir haben sie alle gesucht. >Emmeline!< Dieses Gedicht hat mir früher immer Angst eingejagt. Es gab eine Zeichnung, zwei Bäume, die an einem Zaun standen. Ich dachte immer, dass niemand zwischen diesen Bäumen verschwinden könne, es sei denn ...«
    »Es sei denn was, David? Allmählich mache ich mir Sorgen um dich.«
    »Es sei denn ... keine Ahnung. Es sei denn, dass sich Emmeline am selben Ort aufhielt, aber in einer anderen Zeit. Sie war eine Woche lang weg? Ohne etwas zu essen? Ohne zu schlafen? Und wo ist sie gewesen? Das hat mir immer Angst eingejagt.«
    »Himmel, David! Das ist ein Kinderbuch.«
    »Vielleicht. Aber irgendetwas hat mich daran erinnert. Vielleicht will mir mein Unterbewusstsein irgendetwas sagen. Emmeline ... am selben Ort, in einer anderen Zeit.«
    »Ich glaube, dein Unterbewusstsein will dir sagen, dass du nicht länger im Fortyfoot House übernachten sollst. Das glaube ich ganz sicher.«
    »Und falls der Vikar das alles klären kann?«, erwiderte ich.
    »David, was kümmert es dich, was er machen kann und was nicht? Das hier ist nicht dein Problem. Und mein Problem ist es auch nicht, das kannst du mir glauben.«
    »Natürlich ist es mein Problem. Ich möchte nicht um jeden Preis Geld ausgeben, um woanders zu wohnen. Außerdem bin ich bereits dafür bezahlt worden, um das Haus in Schuss zu bringen.«
    »Stimmt genau«, sagte Liz. »Du wirst bezahlt, um das Haus zu renovieren, nicht um es zu beschwören. Warum sagst du den Maklern nicht, dass es verflucht ist und dass du erst wieder arbeiten wirst, wenn es ... >entflucht< ist?«
    »Ja, sicher, und sie werden mir natürlich glauben.«
    »Jeder hier scheint zu glauben, dass Fortyfoot House verflucht ist. Ich glaube ja bald schon selbst daran, und ich glaube eigentlich überhaupt nicht an solche Dinge.«
    »Liz, ich kann es ja wenigstens versuchen.«
    Sie schüttelte fassungslos ihren Kopf. »Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass dieser Vikar irgendetwas erreichen kann, oder etwa doch?«
    »Er kommt heute Abend vorbei, um zu sehen, ob er herausfinden kann, was hier nicht stimmt, weiter nichts. Vielleicht kann er uns ja auch nicht helfen. Vielleicht hat das alles überhaupt nichts mit Satan zu tun. Aber wenn es eine Chance gibt, dass hier Ruhe einkehrt, dann ist das einen Versuch wert. Für jemanden, der sich mit Geistern auskennt, könnte es ein ganz gewöhnliches Problem sein. Vielleicht sind

Weitere Kostenlose Bücher