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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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blind.
    Der Informant hüstelte affektiert. »Mein lieber Bruder, das können wir nicht. Niemand hat Anklage gegen uns erhoben. Wir dürften nicht einmal wissen, was ich euch vorgetragen habe. Wenn wir uns gegen Vorwürfe verteidigen, die noch nicht öffentlich erhoben wurden, machen wir uns nur noch verdächtiger. Denn wer sollte um die Umstände von Charles’ Tod wissen, außer natürlich seine Mörder?«
    Leon schüttete den Kopf. Das war gut eingefädelt worden. Sie saßen in der Falle! »Was schlägst du vor, Bruder?«
    »Wir werden dasselbe tun wie sie. Da allerdings keiner der Unseren mehr zu den Heptarchen gehört, wird es uns schwerer fallen, bei den Kirchenfürsten von Aniscans Gehör zu finden. Erfreulicherweise sind unsere Brüder vom Aschenbaum ein korrupter und amoralischer Haufen, der sich weniger dem Dienst an Gott als vielmehr dem eigenen Wohlgefallen ergeben hat. Wir werden keine Geschichten erfinden müssen … Wir müssen sie lediglich aufdecken. Wir sollten uns allerdings darüber im Klaren sein, dass wir einen regelrechten verdeckten Krieg um die Macht innerhalb der Kirche führen werden, wenn wir diesen Weg beschreiten.«
    »Haben wir denn eine andere Wahl?«, fragte Alvarez. »Die Hunde vom Aschenbaum haben uns doch dazu gezwungen, diesen Weg zu gehen.«

    »Nun ja … Wir könnten die Schwestern Lilianne und Michelle de Droy aus unserem Orden ausschließen und nach Aniscans ausliefern. Damit würden wir alle Vorwürfe im Keim ersticken. Natürlich müssten wir so tun, als hätten wir ihre Untaten zufällig aufgedeckt, und darüber sehr entrüstet und erschüttert sein.«
    »Aber sie sind doch unschuldig, verdammt. Wie kannst du so überhaupt nur denken?«, rief Drustan empört.
    »Ich kann so denken, weil ich mich im Gegensatz zu dir nicht dadurch gebunden fühle, dass ich mit einer der beiden Schwestern in derselben Lanze bin. Im Übrigen haben wir doch alle geschworen, jederzeit unser Leben dem Wohl der Kirche und des Ordens zu opfern. Ich verlange also nichts Infames. Für mich steht außer Frage, dass ihr Opfer unserem Orden nutzen würde.«
    Leon zweifelte keinen Atemzug lang daran, dass der stellvertretende Leiter des Handelskontors die Gunst der Stunde nutzen wollte, um seine Fehde mit Schwester Michelle auszufechten.
    »Wir haben genug von unseren Rittern verloren. Ich verbiete dir, über diesen Weg noch weiter nachzudenken. Tu, was du kannst, um das Ansehen der Ritter vom Aschenbaum zu schädigen. Und sorge dafür, dass uns zumindest einige der Heptarchen geneigt bleiben. Du hast freie Hand für diese Aufgabe.«
    »Ich danke dir für dein Vertrauen, Bruder Primarch, aber da gibt es noch etwas, das ich wissen muss. Mir sind Gerüchte zu Ohren gekommen, dass wir einen Spitzel am Hof der Königin Roxanne haben. Warum kenne ich ihn nicht? Er wäre von großem Nutzen im Kampf gegen die Ritter vom Aschenbaum. Nichts würde ihrem Ruf so sehr schaden wie eine erneute schwere Niederlage in Drusna. Wenn wir diesem
Spitzel die richtigen Nachrichten zukommen lassen, sollte es den Anderen und den Rebellen leicht fallen zu siegen.«
    »Leider sind die Gerüchte über so einen Spitzel nichts weiter als genau das: Gerüchte!«
    Leon würde seinen Mann bei Hof niemals verraten. Der stellvertretende Leiter war jetzt schon mächtig genug. Diesen einen Spitzel würden weiterhin nur er, Leon, und Lilianne führen. Sie hatte den Verräter schließlich dazu gebracht, sich der Sache der Kirche zu öffnen.
    »Gibt es noch weitere Dinge, die wir zu besprechen haben? «, fragte er in die Runde.
    Niemand antwortete. Leon blickte in die dunklen Nischen. Wieder schmerzte es ihn, wie wenige sie waren.
    »Gut, dann sprechen wir nun unser Gebet an den heiligen Guillaume, der unser aller Vater ist.«
    Leon war froh, als er sich nach dem flüchtigen Dankgebet zu der Tür zurückziehen konnte, die hinter ihm im Dunkel lag. Durch die dicke Außenmauer des Turms der zwölf Pforten wanden sich zwölf enge Wendeltreppen. Jede war durch eine eigene Tür in der Außenmauer zu betreten. Und jede dieser Türen besaß ein schweres, uraltes Schloss, zu dem es nur einen einzigen Schlüssel gab. Leon hatte seinen Schlüssel vor fast fünf Jahrzehnten von Bruder Alain erhalten. Er war erwählt worden, noch bevor er sein letztes Jahr als Novize absolviert hatte. Und als Primarch war er der Bewahrer der Schlüssel der Bruderschaft vom heiligen Blut. Er war es, der die neuen Brüder in die Geheimnisse ihres Ordens einführte und

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