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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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er nach Valloncour gebracht hatte. Ob er es geahnt hatte? Nein, bestimmt nicht. Dann hätte er es niemals getan. Er war seinem Glauben zutiefst verfallen. Er war anders gewesen als die anderen Rammler. Sie versuchte das zu vergessen und erhöhte ihr Schritttempo, obwohl ihre Beine vor Schmerz brannten und ihr Atem stoßweise ging.
    Neun Tage hatte sie die Kinder im Tal der Türme beobachtet. Manchmal war sie so nahe an sie herangekommen, dass sie die Lehrer hatte reden hören. Gishild durfte nicht an diesem verfluchten Ort bleiben! Keine Stunde länger als nötig! Sie war schon viel zu lange dort! Silwyna wusste, wie stark und dickköpfig die Prinzessin war. Aber sie war ein Kind! Und die Lehrer der Priester waren nicht dumm. Sie wussten, wie man Herzen verführte und Köpfe verdrehte.
    Die Elfe hatte begriffen, wie die Ritter unter dem Banner des Blutbaums zu den gefährlichsten Feinden des Fjordlands wurden. Sie waren verführt und verblendet. Und in den Krieg geschickt wurden sie, so lange sie nicht alt genug waren, um zu begreifen, wofür sie kämpften. Die meisten jedenfalls … Dieser einarmige Ritter hatte vielleicht etwas begriffen. Er hatte eine Art an sich … Sein Wissen hatte ihn zynisch gemacht und verbittert. Dass sie ihm Schüler anvertrauten, hatte Silwyna gewundert.
    Zwischen den Felsen sah die Elfe den Schein eines Feuers. Sie verlangsamte ihre Schritte. So weit abseits aller üblichen Handelswege hatte sie höchstens ein paar Gemsen erwartet. Sie wusste, dass sich die letzten Heiden an solch einsame Orte zurückzogen. Vielleicht war dort ein verborgener Kultplatz?
Vielleicht sogar ein Albenstern! Sie schnitt eine Grimasse. Diesen Zauber hatte sie nie gemeistert. Sie konnte sie nicht einmal spüren, die magischen Pfade der Alben, geschweige denn ein Tor öffnen. Immer schon war sie auf die Hilfe anderer angewiesen gewesen, wenn sie in das goldene Netz treten wollte. Und sie hasste es, jemanden um Hilfe zu bitten, einem anderen etwas schuldig zu sein.
    Wenn sie die Pfade betreten könnte, dann wäre sie schon längst am Hof von Emerelle. Es war wichtig, Gishild aus Valloncour fortzuholen! Die Worte der Priester waren ein schleichendes Gift. Und die Einsamkeit dort würde sie empfänglicher machen für das, was die Priester sagten. Solange sie sich widersetzte, würde sie einsam sein, auch wenn es hunderte andere Schüler gab. Silwyna kannte dieses Gefühl. So war es ihr stets am Hof der Elfenkönigin ergangen. Sie gehörte nicht dazu … Nur einem war das egal gewesen. Dem einen, der so fremd gewesen war wie sie. Der, an den sie auch nach Jahrhunderten nicht ohne Traurigkeit denken konnte. Alfadas, Sohn des Mandred und der erste König in der neuen Herrscherdynastie des Fjordlands. Ihn hatte sie geliebt wie keinen. So sehr, dass sie ihm sein Weib und seine Töchter geraubt hatte, ohne dass er es je geahnt hätte. Sie war nicht stolz darauf, was sie ihm angetan hatte. Sie hatte nicht anders gekonnt. Nicht mehr daran denken! Sie lächelte traurig. Das versuchte sie seit mehr als neun Jahrhunderten. Nicht mehr an ihn zu denken, an Alfadas Mandredson.
    In streitbarer Stimmung ging sie auf das Feuer zu. Lautlos schlich sie über das Geröll. Die Männer, die dort lagerten, fühlten sich in der Einsamkeit völlig sicher. Keine Wache hatten sie aufgestellt. Das Feuer war ungeschützt, sodass man sein Licht weit sehen konnte. Aber hier oben musste man ja auch niemanden fürchten.

    Auf dem Feuer stand ein kleiner Kupferkessel. Es roch nach Zwiebeln und geschmortem Fleisch. Auf einem flachen Stein lag ein in der Asche gebackenes Brot. Manche der Menschenkinder konnten ganz gut kochen … Ihr Magen zog sich zusammen. Sie hatte lange nichts gegessen. Ihr Zorn, den elend weiten Weg nach Drusna gehen zu müssen, hatte sie alles vergessen lassen. Selbst wenn sie ihr Tempo beibehielt, würde sie noch mindestens zwei Wochen reisen, bevor sie darauf hoffen durfte, den ersten Spähern der Albenkinder zu begegnen. Und zwei Wochen war sie jetzt schon unterwegs. Und es würden noch einmal Wochen vergehen, bis sie eine Schar versammelt hätte, mit der sie auf diese verfluchte Halbinsel gelangen könnte. Ohne Kampf würde das nicht abgehen.
    Tagelang hatte sie sich den Kopf zerbrochen, wie sie Gishild von dort wegbringen könnte. Es war unmöglich! An den Passfestungen wäre sie nicht vorbeigekommen. Und sie hätte das Mädchen auch nicht auf eines der Schiffe schmuggeln können. Alvarez hätte niemals eine Novizin von

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