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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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der Mitte des Zeltes und strahlte wohlige Wärme ab. Von den Holzscheiten war nur mehr dunkle Glut geblieben. Das Mädchen spürte noch immer eine eisige Kälte in ihrem Bauch. Das Gefühl nahen Unheils war überwältigend. Sie musste etwas unternehmen!
    Hastig streifte sie ihr Kleid über den Kopf. Vater war nicht gekommen. Also musste sie zu ihm gehen, ganz gleich, was
die Edlen und die verfluchten Ordensritter von ihm dachten. Gishild hatte das sichere Gefühl, dass er auf sie hören würde.
    Sie schlich zu der Truhe, in der Mutter die Kleider verwahrte, und legte die dunkle Lederhose an, die sie bei ihren Ausritten mit Silwyna trug. Das schwarze Hemd, das ihr die Elfe im letzten Frühjahr geschenkt hatte, musste sie eine Weile suchen. Von dem dichten Stoff perlte der Regen ab; es war genau richtig für diese ungemütliche Nacht. Rasch schlüpfte sie in ihre Hirschlederstiefel mit den langen Fransen.
    Am Eingang zum Zelt standen immer einige Wachen, wusste Gishild. Ganz zu schweigen von diesen verdammten Bärenbeißern, die auf sie abgerichtet waren! Die Hunde streiften frei durchs Lager, und die Mistköter würden ein fürchterliches Gekläffe veranstalten, wenn sie auch nur einen Fuß vor das Zelt setzte. Gishild tastete nach der Flöte, die ihr Yulivee geschenkt hatte. Ein Stück Freiheit war sie. Das Mädchen lächelte versonnen. Die verdammten Hunde würden dafür büßen, wie sie mit ihr umgesprungen waren. Sie hob das Mundstück an die Lippen und blies in die Flöte, dass ihr fast die Wangen platzten. Kein Ton war zu hören. Jedenfalls nicht im Zelt. Draußen aber erklang ein jämmerliches Gewinsel. Wie frisch geborene Welpen hörten sie sich jetzt an, die wilden Biester! Sie wimmerten und machten sich mit eingezogenen Schwänzen davon.
    »Was ist mit den verfluchten Kötern los?«, rief eine der Wachen.
    Gishild grinste jetzt breit. Auch die Krieger vor dem Zelt waren jetzt abgelenkt. Sie hörte Rufe und leise Flüche. Yulivees Flöte hatte ein wahres Wunder bewirkt!
    Auf Zehenspitzen schlich Gishild zu einer Seitenwand.
Das Frauenzelt hatte einen Holzboden, der es vor Feuchtigkeit und Kälte schützte. Die Dielen knarrten leise unter den Füßen des Mädchens.
    Vorsichtig durchtrennte die Prinzessin mit ihrem Jagddolch eines der Spannseile, das zwei Zeltbahnen miteinander verband. Dann schob sie die feuchte Plane hoch und glitt hinaus. Reglos verharrte sie im Schlamm. Kälte drang durch ihre Hose und fraß sich in ihre Glieder. Wolken standen vor dem Mond. Ein böiger Wind ließ den Wald mit tausend Stimmen flüstern.
    Gishild wartete lange und beobachtete die Wachen im verfallenen Dorf. Etliche Männer liefen den Hunden hinterher. Doch es waren einfach zu viele Krieger! Es wäre unmöglich, unbemerkt an ihnen vorbeizukommen.
    Das Mädchen fluchte stumm. Dann entschied sie, hinter dem Zelt in den Wald zu schleichen. Sie wollte einen weiten Bogen schlagen und versuchen, von der anderen Seite ins Dorf einzudringen. Dort standen die Wachen der Ordensritter. Die waren nicht von Elfen ausgebildet worden. Die Aussichten, unbemerkt durch ihre Reihen zu schlüpfen und bis zur Scheune zu gelangen, waren sicher besser.
    Tief gebeugt schlich Gishild zu den Bäumen. Zwischen den dunklen Stämmen angelangt, atmete sie auf. Hier fühlte sie sich fast unsichtbar. Silwyna hatte sie gelehrt, eins zu werden mit dem Wald, mit den Schatten zu verschmelzen und das leise Geräusch der eigenen Schritte, den Herzschlag und das Atmen zwischen den Stimmen des Waldes zu verbergen. Die Prinzessin bewegte sich mit dem Wind, der das schwere Laubdach über ihr zu einem tausendstimmigen Chor werden ließ.
    Auch hier, zwischen den Bäumen verborgen, gab es einzelne Wachen ihres Vaters. Aber sie verstanden es nicht so
wie sie, vom Wald in sich aufgenommen zu werden. Sie blieben Fremde, die leicht zu erkennen waren, auch wenn sie sich hinter einen Stamm duckten. Mal verriet sie ein Funkeln im Mondlicht, weil sie ihre Waffen nicht sorgfältig geschwärzt hatten, ein andermal die Tatsache, dass sie still standen, während sich alles im Wald unter einer plötzlichen Sturmbö bewegte.
    Dass sie sich der Postenkette der Ordensritter näherte, bemerkte sie zuerst daran, dass sich fremde Gerüche unter den Atem des Waldes mischten. Da war der Duft von Schweinefett, mit dem sie Rüstungen und Waffen einrieben, um sie vor Rost zu schützen, der Schwefelgestank ihrer Pulverwaffen und ein Hauch von kaltem Rauch, der den Mündungen der Pistolen und

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