Die Orks 02 - Der Schwur der Orks
aber sehr gespannt«, meinte Rammar, der die Begeisterung seines Bruders augenscheinlich nicht teilte, obwohl ihm, ausgehungert wie er war, der Gedanke an einen bru-mill den Geifer im Maul zusammenlaufen ließ.
»Es wäre uns ein Vergnügen, euch als unsere Gäste zu bewirten«, versicherte Alannah mit jenem Lächeln, das auf den ersten Blick so freundlich wirkte, nach Rammars Erfahrung jedoch selten Gutes verhieß. »Wir werden beisammensitzen und über die guten alten Zeiten plaudern.«
»Korr«, stimmte Rammar zu. »Und danach werdet ihr beiden uns endlich sagen, was ihr von uns wollt …«
Es war kein bru-mill, wie Orks ihn zubereiteten – der königliche Leibkoch hatte frisches Trollfett hinzugegeben statt ranziges, das in der Ork-Küche bevorzugt Verwendung fand. Dennoch mussten Balbok und Rammar eingestehen, dass der Eintopf einigermaßen schmeckte – wenn man berücksichtigte, dass ein achgosh-bonn ihn zubereitet hatte. Ein Ork-Häuptling hätte seinen Leibkoch dafür erschlagen und dessen Innereien dem bru-mill hinzugefügt.
In weitem Rund um die Öffnung zur Schatzkammer waren lange Tafeln aufgestellt, an denen König und Königin mit ihrem gesamten Hofstaat Platz genommen hatten und natürlich auch die Ehrengäste: die beiden Orks Balbok und Rammar. Immer wieder versuchten diese während des Mahls einen begehrlichen Blick in die Tiefe zu werfen, wo noch immer Unmengen von Silber, Gold und Edelsteinen funkelten.
Tänzerinnen traten auf, und Barden gaben ihre Sangeskünste zum Besten. Balbok bekam kaum etwas davon mit, denn er war ganz darauf konzentriert, seinen Teller mit dem bru-mill immer wieder in Windeseile zu leeren und bei der Dienerschaft Nachschub zu fordern. Rammar hingegen fand, dass die Sänger grottenschlecht waren. Er erwog, eines der von ihm selbst verfassten Lieder vorzutragen, entschied sich dann aber dagegen. Bestimmt wussten die Menschen die Kunst eines Orks nicht zu schätzen; ihnen die Saga von Rammar dem Rasenden vorzutragen, hieße Goldklumpen vor die Trolle zu werfen. {*}
Nachdem das Bankett beendet und das grässliche Geschrei der Barden verstummt war, verließen die Höflinge nach und nach den Thronsaal; ein Hofschranze nach dem anderen erhob sich, verbeugte sich tief und empfahl sich für die Nacht.
»Was soll das denn?«, wandte sich Balbok schmatzend an Rammar. »Warum gehen die denn schon alle? Die Fresserei hat doch noch nicht mal richtig angefangen!«
»Nicht jeder ist so ein Gierschlund wie du«, konterte sein dicker Bruder.
»Aus diesen Milchgesichtern werde ich einfach nicht schlau«, lamentierte Balbok. »Da reden sie großspurig von einem Festmahl, und dann verziehen sie sich gleich nach der Vorspeise.«
»Normalerweise würde ich dir recht geben«, erwiderte Rammar, der sich aufmerksam umschaute, »aber in diesem Fall kann ich mir den Grund denken, warum die Milchgesichter den Saal schon verlassen.«
»So? Und was ist das für ein Grund?«
»Sieh dir Corwyn an. Er schaut immer wieder zu uns herüber – jedenfalls mit dem einen Auge, das er noch hat. Ich wette, er kann es kaum erwarten, mit uns zu sprechen.«
»Meinst du?«
»Was immer es ist, weswegen er uns gerufen hat, er scheint ziemlich in der shnorsh zu sitzen. Ein Mensch braucht einen guten Grund dafür, dass er einen Ork zur Hilfe ruft, das kannst du mir glauben.«
»Hm«, machte Balbok und widmete sich wieder seinem bru-mill – da der Verwendungszweck eines Löffels dem Ork völlig schleierhaft war, schlürfte er den Eintopf direkt aus dem Teller, wobei er ziemlich unappetitliche Laute von sich gab; Rammar musste jedes Mal breit grinsen, wenn einer der Höflinge deshalb angewidert herüberschaute.
Es dauerte nicht lange, da hatte sich der Thronsaal fast gänzlich geleert, und nur noch Balbok und Rammar saßen auf der einen und Corwyn und Alannah auf der gegenüberliegenden Seite der der kreisrunden Tafel.
»Es ist lange her, nicht wahr?«, fragte Corwyn in die Stille, die einzig von Balboks Schlürfen unterbrochen wurde.
»So lange nun auch wieder nicht«, antwortete Rammar. »Ich jedenfalls kann mich noch ganz gut erinnern.«
»Genau wie ich«, sagte Alannah und nickte. »Und in dieser Erinnerung sehe ich uns gemeinsam im Kampf gegen das Böse, das Tirgas Lan in seinen Klauen hielt.«
»Douk.« Rammar schüttelte entschieden den Kopf. »Vielleicht habt ihr gegen das Böse gekämpft, das mag sein, aber Balbok und ich haben nur das getan, was jeder andere Ork an unserer Stelle getan
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