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Die Orks 02 - Der Schwur der Orks

Titel: Die Orks 02 - Der Schwur der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Klinge in Blut zu tauchen, musste man nicht erst einen Anlass dafür suchen.
    Balbok hatte auch festgestellt, dass Menschen häufig von Frieden redeten, wenn sie einen Krieg von Zaun brechen wollten – wobei sie dann ebenso erbarmungslos aufeinander einschlugen wie die Orks, wenn die ein wenig Spaß haben wollten.
    Die Milchgesichter waren eine seltsame Rasse, die Balbok wohl niemals ganz verstehen würde. Er spielte mit dem Gedanken, Nestor von Taik, der vor ihm in der Kolonne marschierte, mit der Axt zu erschlagen, nur um zu sehen, was dann geschehen würde. Vielleicht würde Gurn seinen Artgenossen rächen wollen und über Balbok herfallen. Nun, nach der eintönigen Latscherei des Tages würde ein kleines Gemetzel eine willkommene Abwechslung sein. Zwar hatten ihm die beiden Milchgesichter das Leben gerettet, aber das war kein Grund, sie nicht umzubringen.
    Vielleicht würde sein Bruder Rammar den Spaß nicht verstehen, überlegte Balbok. Der hatte ja manchmal eine seltsame Art von Humor. Vielleicht würde er sich beschweren, dass Balbok einen ihrer Gefährten erschlagen hatte, und wieder loszetern. Deshalb entschloss sich Balbok, dem Menschen vor ihm den Schädel nicht mit der Schneide der Axt zu spalten, sondern selbigen mit dem flachen Axtblatt zu zertrümmern. Wenn Rammar das nicht lustig fand und losschimpfte, konnte er immer noch behaupten, die Axt wäre ihm ausgerutscht und hätte Nestor zufällig den Kopf zerschmettert.
    Ja, das war eine prima Idee!
    Noch einen kurzen Augenblick zögerte er, dann gab er der Versuchung nach. Er hob die Axt, die er über der Schulter getragen hatte, und ließ sie mit dem flachen Blatt nach unten klatschen, um seinem Vordermann den Schädel einzuschlagen. Da Nestor keinen Helm, sondern nur eine Filzmütze trug, würde das flache Axtblatt sein Menschenhaupt zermatschen und …
    »Aua! Hast du jetzt völlig den Verstand verloren, du nichtsnutziger umbal!«
    Ein heiser keifendes Organ, das keineswegs das des mageren Nestor war, sondern das seines Bruders Rammar, brachte Balbok wieder zu Besinnung. Erschrocken schnappte er nach Luft und riss die Augen auf – und begriff, dass er beim Marschieren eingeschlafen war und geträumt hatte. In Wirklichkeit war es nicht Nestor, der in der Kolonne vor ihm ging, sondern Rammar. Den Hieb mit dem flachen Axtblatt allerdings hatte Balbok nicht geträumt …
    »Du hirnloser Madenfresser! Du lausige Erscheinung!«, wetterte Rammar, dessen Kapuze von dem Hieb völlig geplättet war. »Was fällt dir ein?«
    »Verzeih, Rammar, ich bin eingeschlafen.«
    »Wie oft soll ich dir noch sagen, dass sich ein Ork nicht entschuldigt? Warum nur musste mich Kurul mit einem Bruder wie dir …? Du bist eingeschlafen?«, unterbrach sich Rammar selbst, als ihm klar wurde, was sein Bruder gerade gesagt hatte.
    Balbok nickte betreten.
    »Du kannst schlafen, während du marschierst?«, fragte Rammar fassungslos nach.
    Balbok nickte erneut.
    »Wie lange geht das schon so?«
    »Ich weiß nicht.« Der Hagere zuckte mit den Schultern. »Ich war müde, also tat ich es.«
    »Ich war müde, also tat ich es«, äffte Rammar den Tonfall seines Bruders nach. Es war der pure Neid, der ihn so in Rage versetzte, denn er selbst hatte die ganze Nacht über kein Auge zugetan und war zum Umfallen müde. »Was fällt dir ein? Habe ich dir etwa erlaubt, während des Marschierens zu ratzen?«
    »D-douk.«
    »Du kannst von Glück sagen, dass so ein Orkschädel einiges aushält – andernfalls läge ich jetzt mit zerschmettertem Haupt am Boden!«
    Über die Züge einiger der Umstehenden huschte ein flüchtiger Ausdruck des Bedauerns, was Rammar allerdings nicht mitbekam. Er war ganz darauf konzentriert, seinen Bruder zu schelten, der tatsächlich ziemlich geknickt schien.
    »Halt gefälligst die Augen offen, du verdammter umbal«, herrschte Rammar ihn so laut an, dass es von den fast senkrecht aufragenden Wänden der Schlucht widerhallte, »sonst werde ich dir …«
    »Still!«, sagte plötzlich jemand.
    Es war Gurn der Eisbarbar, der diese Worte hervorgestoßen hatte.
    Aller Blicke richteten sich auf ihn, während er den Kopf in den Nacken legte und die Augen zu schmalen Schlitzen verengte. Zudem schien er angestrengt zu lauschen.
    »Hast du was gehört?«, erkundigte sich Rammar.
    Der Barbar nickte und ließ ein leises Knurren vernehmen. »Gehört – und gesehen …«
    »Was? Wo?«
    »Schatten – dort oben!«, lautete die knappe Antwort.
    Gurn deutete empor zum oberen

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