Die Orks 02 - Der Schwur der Orks
Belohnung selbst einstreichen wird, wo wir doch die Mission schon so gut wie ausgeführt haben, ist dir egal?«
»Nein, aber …«
»Dass er uns feige in die Falle gelockt hat und mit einem Menschen gemeinsame Sache macht, kümmert dich wohl auch nicht?«
»Doch«, widersprach Balbok, »aber wie es aussieht, können wir nichts dagegen unternehmen.«
»Ganz recht«, stimmte ihm Orthmar von Bruchstein zu und rieb sich triumphierend die Hände. »Meister Ganzwars Leute werden euch nach Sundaril bringen, wo ihr den Rest eurer Tage in der Arena verbringen werdet. Und grämt euch nicht, denn sehr viele Tage werden es bestimmt nicht werden.« Er lachte dröhnend in seinen Bart.
»Was ist mit den anderen?«, wollte Balbok wissen.
Orthmar lachte erneut. »Als Meister Ganzwar und seine Leute sie aus dem Hinterhalt überfielen, rief ich laut, die Angreifer wären Kopfgeldjäger, worauf diese heldenhaften, mutigen Kämpfer vor der Übermacht die Flucht ergriffen. Rammar war bereits von einem Keulenschlag betäubt, und ich blieb zurück und tat so, als wollte ich mich für den Ork opfern. Ich werde die beiden Menschen und den Gnom suchen und ihnen erzählen, dass ihr beide von den Kopfgeldjägern geschnappt wurdet, und behaupten, dass ich alles Zwergenmögliche getan hätte, euch zu befreien, aber dass es mir leider nicht möglich gewesen wäre – und schweren Herzens werde ich den Befehl über den Trupp übernehmen.«
»Verdammter shnorsher!«, wetterte Rammar und wand sich in seinen Ketten. »Elender Wicht! Ich werde dir deinen Bart in den Schlund stopfen und dir die Gedärme damit ausputzen, du widerwärtiger, mieser, hinterhältiger …«
»Es war mir ein Vergnügen«, sagte Orthmar, der Schelte ungeachtet, und verbeugte sich. »Habt Dank, werter Ganzwar«, fügte er in Richtung des Anführers der Menschen hinzu, und im nächsten Moment war er im Unterholz verschwunden.
»Warte nur!«, rief Rammar ihm in hilflosem Zorn hinterher. »Ich finde dich, und dann werde ich dir eigenhändig deinen steinernen kleinen asar aufreißen, hörst du?«
Aber der Zwerg antwortete nicht mehr – und sowohl Rammar als auch Balbok war klar, dass sie tief in der shnorsh saßen …
Die düstere Grube wurde nur vom Fackelschein erhellt, der durch die runde Öffnung fiel. Auf ihrem Grund lag eine sich windende Gestalt.
Alt war sie – so alt, dass sich ein Teil von ihr an den Anbeginn der Zeit erinnern konnte, an Tage, in denen die Mächte des Kosmos miteinander im Widerstreit gelegen und um die Herrschaft dieser Welt gerungen hatten.
In Anbetracht der jüngsten Ereignisse jedoch war jene ferne Vergangenheit, von der nur noch Mythen und Legenden erzählten, bedeutungslos geworden.
Lange Zeit hatte die Kreatur geschlafen, niedergestreckt und dazu verdammt, die Jahrtausende dahinzudämmern. Doch sie war nicht wirklich bezwungen worden, und ihr Schlaf war auch nicht fest und tief gewesen. Im Gegenteil, immer wieder hatte sie sich geregt, hatte den letzten Funken Lebens, der noch in ihr war, dazu genutzt, um die Dunkelheit zu verlassen und hinauszugehen in die Welt der Sterblichen, auf der Suche nach neuer Nahrung, um sich zu stärken. Nur einmal jedoch war sie fündig geworden und auf ein Wesen gestoßen, das noch boshafter war als sie selbst und dessen Wille nur auf die Mehrung der eigenen Macht gerichtet war.
Ihm hatte die Kreatur ihre Stärke verliehen – und war bitter enttäuscht worden. Denn der Diener, so stark er auch gewesen war, hatte versagt im Kampf gegen das Licht. In zwei blutigen Kriegen hatte er sich erhoben und war zweimal geschlagen worden – und so war die Kreatur gezwungen gewesen, zurückzukehren in die Dunkelheit, verwundet und fast sterbend …
Jahrhundertelang hatte sie wieder warten müssen.
Jahrhunderte, in denen die Elfen über die Welt herrschten und das Licht die Finsternis verdrängt hatte.
Doch wo Licht war, war auch Schatten …
Vor sich hindämmernd und dem Vergehen näher als dem Sein, hatte die Kreatur eine Erschütterung im Gefüge des Kosmos wahrgenommen, die auf ein Erstarken der Dunkelheit hindeutete. Etwas, das lange geschlummert hatte, hatte sich geregt, und so erwachte auch die Kreatur aus ihrer Lethargie, um noch einmal – ein letztes Mal – hinauszuziehen in die Welt.
Und dort, an einem dunklen, verborgenen Ort, wo sie es am wenigsten erwartet hatte, war sie auf einen Geist gestoßen, dessen Denken und Streben mehr noch als das jenes anderen darauf bedacht war, zu
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