Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks
das für ein Kristall?«, wollte Balbok wissen.
»Worum es sich dabei genau handelt, weiß keiner von uns«, gab das Oberhaupt der Piraten zu. »Aber in den Logbüchern aus der Zeit des Krieges wird von einem geheimnisvollen Kristall berichtet, der im höchsten Turm der Festung aufbewahrt wird und in dem magische Kräfte schlummern sollen. Angeblich ist er in der Lage, eine ganze Flotte zu versenken.«
»Elfenzauber, nichts weiter«, bemerkte Rammar abfällig.
»Vielleicht«, räumte Cassaro ein, »aber von der gefährlichen Sorte. Ich kann nicht riskieren, dass meine Piratenschiffe auf dem Grund des Meeres landen.«
»Warum nicht?«, fragte Rammar. »Wenn das Ziel lohnend genug ist, ist es jedes Risiko wert. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, lautet ein altes Orksprichwort.«
»Bei den Orks mag das auch zutreffen, aber nicht hier«, konterte der Kapitän schnaubend.
»Und wenn es den Kristall nicht gäbe?«, erkundigte sich Balbok einfältig.
»Was meinst du damit?« Cassaro musterte ihn verblüfft. »Hast du etwa einen Plan?«
»Korr«, meinte Balbok und nickte beflissen, sehr zum Entsetzen seines Bruders, der zwar nicht wusste, was Balbok vorhatte, jedoch trotzdem Schlimmes ahnte.
»Hör nicht auf ihn«, sagte er deshalb, »er redet öfter wirres Zeug. Man tut gut daran, es einfach zu übergehen.«
»Nichts da.« Cassaro schüttelte den Kopf. »Dein Bruder ist ebenso Mitglied der Bruderschaft wie du, und als solches steht es ihm frei zu reden. Also, was ist das für ein Plan, den du ausgeheckt hast?«
»Och, nichts Besonderes«, sagte Balbok und winkte ab. »Ich dachte nur, deine Flotte könnte die Festung angreifen.«
»Umbal, hast du denn nicht aufgepasst?«, fiel Rammar ihm plärrend ins Wort. »Der Käpt'n hat doch gerade gesagt, dass das Risiko zu groß ist, um …«
»Nur als Ablenkungsmanöver«, wiegelte der Hagere ab.
»Ein Ablenkungsmanöver? Wovon willst du denn ablenken? Von deiner Dummheit? Halt lieber das Maul, bevor …«
»Lass ihn ausreden«, verlangte Cassaro und brachte Rammar mit einer ebenso eindeutigen wie energischen Geste zum Schweigen, sodass dem dicken Ork nichts anderes übrig blieb, als den geistigen Ergüssen seines Bruders zu lauschen.
Mit wachsendem Entsetzen …
»Der Angriff würde dazu dienen, die Aufmerksamkeit der Schmalaugen auf sich zu ziehen«, führte Balbok weiter aus, »während eine Krallevoll Krieger in die Festung eindringt, das Kristallding in Scherben haut und so dafür sorgt, dass es uns nicht mehr gefährlich werden kann.« Balboks Maul dehnte sich zu einem breiten Grinsen. »Ist das nicht ein großartiger Plan?«
»Großartig, in der Tat«, stimmte Rammar schnaubend zu. »Was du da vorhast, ist ein kro-truuark – ein Todeskommando, von dem es keine Rückkehr geben wird für jene, die …«
»Der Plan ist nicht schlecht«, unterbrach Cassaro den feisten Ork. »Das Problem ist, dass es keinen Weg gibt, ungesehen in die Festung zu gelangen. Es existiert nur ein einziges Tor, das streng bewacht wird, und der Pfad dorthin führt den Berg hinauf und ist schon von Weitem einsehbar. Wie also sollten die Männer ins Innere der Festung gelangen?«
»Eben«, sagte Rammar schnell, noch ehe Balbok etwas erwidern konnte, »wie sollte das wohl gelingen? Es ist unmöglich, sage ich! Völlig unmöglich!«
»Aber Rammar«, wandte Balbok ein, »hast du denn das Labyrinth vergessen?«
»Welches Labyrinth?«, fragte Rammar und betonte dabei jede einzelne Silbe, doch Balbok begriff nicht, was sein Bruder ihm damit zu signalisieren versuchte.
»Na das, durch das wir aus der Gefangenschaft der Schmalaugen entkommen sind«, schwätzte Balbok weiter. »Durch das Labyrinth gelangt man in die Minen, und von den Minen, die sich unter dem Palast befinden, gibt es einen Weg hinauf.«
»Der ohne Zweifel bewacht wird«, wandte Rammar ein.
»Korr, aber bestimmt nicht so gut wie das Tor«, hielt Balbok dagegen – und darauf fiel selbst Rammar keine Erwiderung mehr ein. Er hätte seinen Bruder am liebsten am Kragen gepackt und geschüttelt, ihn geohrfeigt und ihm gesagt, was für ein riesiger hirn- und hornloser Trottel er doch war. Die wachsende Begeisterung in Kapitän Cassaros Gesichtszügen hinderte ihn jedoch daran.
»Nicht schlecht«, sagte der Anführer der Piraten anerkennend. »Das ist ein guter Plan.«
»Das ist ein Schwachsinnsplan!«, widersprach Rammar entschieden. »Weder wissen wir, ob wir den Weg durch das Labyrinth ein zweites Mal finden, noch
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