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Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks

Titel: Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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wie jene, zu deren Büttel du dich hast machen lassen. Der Hohe Rat …«
    »Der Hohe Rat wollte nie etwas anderes als das Wohl aller Sterblichen«, fiel Lhurian dem Vermummten ins Wort. »Dein dunkler Gebieter war es, der sich die Welt unterwerfen und eine Herrschaft der Finsternis errichten wollte. Ich weiß nicht, wie es dir gelungen ist, die Jahrhunderte zu überdauern, Rothgan – aber ich sehe, dass du in all dieser Zeit keinen Deut klüger geworden bist.«
    Rammar hatte den Wortwechsel staunend verfolgt. Wie alle Orks hatte er nichts übrig für Zauberer, aber selbst er musste zugeben, dass der alte Sack eine Menge Mumm in den morschen Knochen hatte. Vorsichtig drehte Rammar seinen gebeugten Schädel, sodass er aus dem Augenwinkel die Reaktion des Vermummten beobachten konnte.
    »Was meinst du damit?«, erkundigte sich dieser, und seine kreischende Stimme klirrte noch zusätzlich wie Eis.
    »Du bist nichts als ein Betrüger und Scharlatan«, fuhr Lhurian ungerührt fort, »genau wie dein Gebieter es gewesen ist, und deshalb werde ich auch nicht länger vor dir knien.«
    Mit einem entschlossenen Schnauben wollte sich Lhurian erheben, aber sofort waren zwei Wachen zur Stelle, und einer von ihnen schlug dem Zauberer den Schaft seiner Hellebarde auf den Kopf, während der andere dem alten Mann das stumpfe Ende der Waffe in die Seite rammte, sodass Lhurian wieder niedersank.
    »Nicht!«, rief Alannah und beugte sich schützend über ihn. »Lasst ihn in Ruhe, ihr ekelhaften Kerle!«
    Die Wachen lachten nur, und einer von ihnen ritzte ihren nackten Oberarm mit der Spitze seiner Waffe. Alannah schrie kurz auf, doch sogleich galt all ihre Sorge wieder dem alten Zauberer, der aus einer Platzwunde an der Schläfe blutete.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie flüsternd.
    »Aber ja«, raunte er gelassen zurück.
    »Du … du hast ihn absichtlich herausgefordert?«, hauchte Alannah, die das matte Lächeln im Gesicht des Zauberers richtig deutete.
    »Allerdings«, flüsterte Lhurian. »Rothgan hatte schon immer ein hitziges Gemüt …«
    »Wie rührend«, tönte es von oben herab. »Haben sich die beiden Turteltauben nach so langer Zeit noch immer etwas zu sagen! Offen gestanden, Thynia, hätte ich nicht geglaubt, dass du nach all den Jahren noch immer mit ihm zusammen sein würdest. Sieh dir nur an, was aus ihm geworden ist! Alt und gebrechlich ist er – du hingegen bist noch immer so jung und schön wie damals, als er dich verführte und dir deine Unschuld nahm.«
    »Ist das wahr?«, erkundigte sich Rammar, der nicht recht zu hören glaubte. »Du hattest was mit dem alten Knacker? Ehrlich, Elfin, ich hätte dir mehr Geschmack zugetraut …«
    »Was gewesen ist, ist lange her«, erwiderte Alannah. »Ich kann mich nicht daran erinnern.«
    »Korr«, machte Rammar. »Das würde ich auch behaupten …«
    »Auch ich erinnere mich kaum noch daran«, höhnte Rothgan, »aber es hat mich mehr als fünf Jahrhunderte gekostet, auch nur annähernd zu vergessen, was du mir einst angetan hast.«
    »Ich?«, fragte Alannah verblüfft.
    »Willst du es leugnen?«, fragte er. »Willst du den schändlichen Verrat bestreiten, den du begangen hast?«
    »Welchen Verrat?«
    Wieder lachte der Vermummte. »Ich will dir glauben, dass du manches vergessen hast, Thynia – aber nicht das. An jenem Tag hast du nicht nur dein Schicksal, sondern auch das meine besiegelt. Doch im Augenblick der größten Verzweiflung, als mein Dasein zu enden schien und es nur noch der bloße Wille war, der mich am Leben hielt, da hatte ich eine Vision, und eine Prophezeiung wurde mir offenbar, der zufolge einst auf diese Insel zurückkehren würde, was verloren ging – nämlich du –, und dass dann ein neues Zeitalter beginnen solle!«
    »I-ich verstehe nicht«, stammelte Alannah, die mit ihren Blicken vergeblich das Dunkel unter der Kapuze zu durchdringen suchte. Das Gesicht, das sich darin verbarg, war nicht zu sehen, so als würde Rothgans böser Wille alles Licht verschlingen.
    »Lass sie in Ruhe, Rothgan!«, verlangte Lhurian zähneknirschend und mit blutüberströmtem Gesicht. »Sie weiß nichts von den Dingen, die damals waren!«
    »Warum nicht?«
    »Weil Farawyn das Vergessen über sie verhängt hat«, eröffnete der Zauberer schlicht.
    »Farawyn?«, fragte der Vermummte, so als hörte er den Namen zum ersten Mal. Er legte das verhüllte Haupt schief und schien für einen Moment nachzudenken. Dann nickte er. »Natürlich, Farawyn … Ich erinnere mich

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