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Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks

Titel: Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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gefallen. Corwyn und seine Unterführer hatten diesmal alles darangesetzt, die Schlachtreihen geschlossen zu halten, damit der Widerstand möglichst lange andauerte und so viele Feinde wie möglich das Leben kostete. Dennoch war der eigene Blutzoll sehr hoch gewesen. Der König hatte keinen Augenblick daran gezweifelt, dass dies die letzte Schlacht sein würde, die er in seinem Leben bestritt, und dass sie mit einer Niederlage enden würde, mit dem Ende all dessen, wofür er so sehr gekämpft und gelitten hatte.
    Doch von einem Augenblick zum anderen war alles anders.
    Der Elfenkrieger, dem er gegenüberstand und der seine Klinge zu einem vernichtenden Hieb erhoben hatte, zögerte – folglich zuckte die Klinge des Königs vor und durchbohrte die Kehle des Kriegers knapp oberhalb des Brustharnischs, sodass der Gegner in einem Blutschwall zusammenbrach.
    Und er war nicht der Einzige.
    Viele von Corwyns Soldaten hatten es auf einmal mit einem zögernden Gegner zu tun, und das nutzten sie gnadenlos aus. Zahlreiche Elfenkrieger sanken sterbend zu Boden, und die ihnen nachfolgten, stürzten sich nicht wie zuvor mit Todesverachtung in den Kampf, sondern wirkten verwirrt, ja, sogar ängstlich. Blinzelnd blickten sie umher, so als würden sie aus tiefem Schlaf erwachen, und nicht wenige betrachteten die Waffen in ihren Händen, als sähen sie die Säbel zum ersten Mal.
    Einige ließen sie fallen und ergaben sich, andere wurden von den Klingen übereifriger Soldaten ereilt, noch ehe sie sich erklären konnten. Der Kampfesmut der Dunkelelfen schien unwiderruflich gebrochen.
    Etwas musste vorgefallen sein, und Corwyn, der am Steilhang empor zur Festung blickte, ahnte, dass es dort oben geschehen war, im höchsten Turm Crysalions …
    »Weg ist er«, kommentierte Rammar trocken. »Was, bei Gulz dem Schlächter, war das?«
    »Deine Rettung«, stieß Lhurian erschöpft hervor. »Und unser … aller … Untergang …«
    »Meine Rettung? Wieso das?«
    »Dieser andere Balbok … der Doppelgänger deines Bruders …«
    »Was ist mit ihm?«
    »Er kam wohl … aus der … Zukunft …«
    »Der Zukunft?« Rammar sah den Zauberer an, als hätte er es mit einem völlig Verblödeten zu tun. »Was soll das denn sein?«
    »Die Zeit … die noch nicht … geschehen ist«, erklärte der Zauberer, dessen Kräfte allmählich versiegten. Sein Blick war gebrochen, seine Miene aschfahl geworden – dennoch hielt er die Zeitbarriere noch immer aufrecht.
    »Was erzählst du da für einen Schmarren?«
    »Annun beschädigt … Kräfte geschwächt … Ordnung der Zeit aufgehoben … unterschiedliche Dauer … an unterschiedlichen Orten … Wirklichkeit gespalten …«, murmelte der Zauberer, und Rammar war sicher, dass Kurul bereits seinen Schatten auf ihn geworfen hatte und er deshalb derart wirres Zeug sprach. »In jener anderen Wirklichkeit … hast du den Splitter eingesetzt … Annun wiederhergestellt … in diesem Augenblick … dein Bruder durch die Zeit gereist und verdoppelt …«
    »Warum ihn und nicht mich?«, fragte Rammar.
    »Weil du … in jener Wirklichkeit … getötet wurdest.«
    »Was?« Rammar glaubte, nicht recht zu hören.
    »Du hast dein Leben gelassen beim Einsetzen des Splitters … und Balbok hat es mit angesehen … wollte es verhindern.«
    »Ich versteh gar nichts mehr«, schnarrte Rammar. »Also noch mal: Dieses Kristalldings hat die Zeit zerdeppert und mehrere Wirklichkeiten erzeugt, korr?«
    »Das sagte ich doch … gerade …«
    »In irgendeiner dieser komischen Wirklichkeiten habe ich den Splitter eingesetzt und bin dabei draufgegangen, korr? Und der Balbok von eben hat's mit angesehen und wollte meinen Tod verhindern, korr?«
    Bei jedem ›korr‹ hatte Lhurian bestätigend genickt.
    »Ist das dein Ernst?«
    Wieder ein Nicken.
    »Schau an«, meinte Rammar und bedachte den echten Balbok, der unweit von ihm kauerte und noch immer völlig reglos war, mit einem staunenden Blick. »Wer hätte das von ihm gedacht?«
    »Aber die Hoffnung … ist noch nicht verloren … hältst den Splitter des Annun noch in der Hand … kann benutzt werden … um neue Elfenkristalle zu … zu …«
    Den Rest von dem, was er hatte sagen wollen, brachte der alte Zauberer nicht mehr über die Lippen. Überwältigt vom Schmerz und von der übermenschlichen Anstrengung, die er geleistet hatte, verlor er das Bewusstsein und sank zurück – und der Bann wurde aufgehoben.
    Für jene, die dem Zeitzauber ausgesetzt

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