Die Orks - Blutnacht - Die Ork-Trilogie 2 - Roman
zog sein Schwert und hob es, damit sich das Licht auf dem blanken Metall spiegelte. »Daran glaube ich.« Beinahe andächtig betrachtete er die Klinge.
Stryke lächelte. »Aber klar. Du bist ein Ork.«
»Trotzdem, wir können nicht sicher sein, dass die Rebellen Erfolg haben«, warnte Coilla. »Dies hier ist eine ganz andere Welt. Die meisten Orks sind zahm wie Schafe, und die Menschen besitzen magische Kräfte. Ganz zu schweigen von der Übermacht, der wir …«
»Das ist einfach«, unterbrach Stryke sie. »Wir kämpfen, sie sterben.«
Daraufhin stießen einige Rekruten Jubelrufe aus.
»Hoffentlich hast du Recht«, sagte sie. »Allerdings tauchen hier immer im unpassendsten Augenblick irgendwelche Probleme auf.«
Er zuckte mit den Achseln. »Ich denke, wir werden schon zurechtkommen, solange wir es nur mit den Menschen zu tun haben.«
Nicht sehr weit entfernt, außerhalb der Stadtgrenzen in einem nur dünn besiedelten und nicht gerade fruchtbaren Gebiet, stand eine verfallene Wassermühle. Das Rad war geborsten, und der Mühlbach, der es angetrieben hatte, war nur mehr ein von Unkraut überwuchertes
Rinnsal. Selbst ein sehr aufmerksamer Beobachter hätte nichts anderes gesagt, als dass der Ort verlassen und trostlos war.
Wer dagegen über magische Kräfte oder die von Gott gegebene Gabe des Fernblicks verfügte, hätte sich wahrscheinlich anders geäußert. Diese wenigen hätten den kupfernen Geschmack und die leicht schweflige Ausdünstung der Magie bemerkt, die sich über das Gebäude gelegt hatte. Ein Beobachter, der über besonders starke Fähigkeiten verfügte, hätte vielleicht sogar ein gewisses Kribbeln in der Atmosphäre wahrgenommen, eine Art Spannung, die einem eine Gänsehaut über den Rücken laufen ließ. So fühlte sich ein Spruch an, der den Beobachter täuschen sollte.
Die Mühle war tatsächlich beinahe eine Ruine, doch unbewohnt war sie nicht. Hinter der magischen Fassade hatte eine Spezialeinheit des aus vielen Rassen zusammengesetzten Corps der Torhüter Quartier genommen.
Die Anführerin der Gruppe war in gewisser Weise auch selbst eine Täuschung. Pelli Madayar, eine jugendliche Angehörige des Elfenvolks, wirkte zierlich und so zerbrechlich, dass man sie ohne Weiteres für schwach halten konnte. Dieser Eindruck war jedoch falsch. Sie verfügte über große Energien und Kräfte und eine unerschütterliche Entschlossenheit.
Sie beriet sich gerade mit einem Leutnant, einem kleinen, stämmigen Gnom mit mürrischem Gesichtsausdruck, wie er für seine Art typisch war. Die übrigen
Angehörigen der Einheit warum ringsum mit verschiedenen Aufgaben beschäftigt. Gremlins, Zentauren, Goblins und ein Satyr waren zugegen, außerdem einige Kobolde und Harpyien. Eine kleine Truppe von Feen und mehrere Trolle arbeiteten neben Geschöpfen, die selbst in dieser bunten Gesellschaft exotisch wirkten, darunter eine Schimäre und ein Wendigo. Diese Wesen zogen gewöhnlich die Einsamkeit vor. Die Bedeutung des Einsatzes kam auch dadurch zum Ausdruck, dass so viele unterschiedliche Wesen ihre natürlichen Neigungen zurückstellten und sich dem gemeinsamen Ziel widmeten.
Pelli Madayar unterbrach sich mitten im Satz, schloss die Augen und hob eine Hand an die Stirn. Dann entschuldigte sie sich und entfernte sich eilig. Ihr Untergebener verstand es, denn er hatte es schon viele Male gesehen.
Sie stieg die wacklige Treppe ins obere Stockwerk der Mühle hinauf. In einer Ecke stand ein Fass, das zu groß war, als dass sie es hätte mit den Armen umfassen können. Die Metallreifen waren rot vor Rost. Es war voller Regenwasser, das durch ein Loch im Dach eingedrungen war, und auf der Oberfläche schwamm eine Ölschicht, die in allen Regenbogenfarben schimmerte. Das Wasser war schmutzig und roch übel, doch das störte sie nicht. Es war immer noch ein geeignetes Medium. Außerdem blieb ihr sowieso nichts anderes übrig, wenn ihr Vorgesetzter sich auf diese Weise mit ihr in Verbindung setzen wollte.
Sie legte die Hände auf den Rand des Fasses und blickte hinein. Das Wasser geriet sofort in Wallung, und von unten stiegen Blasen auf, als hätte es den Siedepunkt erreicht. Dann veränderte es sich und war auf einmal kein gewöhnliches Wasser mehr. Ein kaleidoskopischer Strom irgendeiner strahlenden Materie schälte sich heraus. Gleich darauf beruhigte sich das Farbenspiel, und ein Bild entstand.
Sie betrachtete nun Karrell Revers, den Befehlshaber der Torhüter, dessen Abbild über eine unendliche Anzahl
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