Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Orks

Titel: Die Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Nicholls
Vom Netzwerk:
Granitplatten des Bodens waren mit Webteppichen bedeckt, deren Muster von gleichermaßen geheimnisvoller Art waren. Ein hochlehniger Holzstuhl, kunstfertig geschnitzt, aber doch kein richtiger Thron, stand neben einer Eisenpfanne mit glühenden Kohlen. Zwei Dinge beherrschten den Raum. Das eine war ein Quader aus schwarzem Marmor, der als Altar diente. Das andere befand sich vor und unterhalb des Altars, war aus demselben Material, nur weiß, und hatte die Form eines langen niedrigen Tisches oder einer Couch. Ein silberner Kelch stand auf dem Altar. Daneben lag ein Krummdolch, dessen Knauf mit goldenen Intarsien verziert und in dessen Klinge Runenzeichen eingeätzt waren. Wiederum daneben lag ein kleiner Hammer mit schwerem, abgerundetem Kopf. Er war auf ähnliche Weise verziert und beschriftet.
    An beiden Enden der Marmorplatte waren Handschellen angebracht. Sie strich langsam und sacht mit den Fingerspitzen über ihre Oberfläche. Die glatte Kühle des Marmors fühlte sich sinnlich an. Ein Klopfen an der beschlagenen Eichentür unterbrach ihre Versunkenheit.
    »Herein.«
    Zwei Imperiale Wachen scheuchten einen menschlichen Gefangenen mit ihren Speerspitzen in das Gemach. Mit Ketten an Händen und Füßen gefesselt, trug der Mann nur ein Lendentuch. Etwa dreißig Lenze alt, war er ein typisches Exemplar seiner Rasse, da er die Orks, die ihn vor sich her trieben, um Kopf und Schultern überragte. Blutergüsse verfärbten sein Gesicht. Seine blonden Haupt- und Barthaare waren blutverkrustet. Er ging steif, was teils an den Fußfesseln lag, hauptsächlich aber an der Auspeitschung, die ihm nach seiner Gefangennahme in der Schlacht verabreicht worden war. Sein Rücken war kreuz und quer mit leuchtend roten Striemen übersät.
    »Ah, mein Gast ist eingetroffen. Sei gegrüßt.« Der honigsüße Tonfall der Königin war blanker Hohn.
    Er sagte nichts.
    Während sie sich mit trägen Bewegungen näherte, riss eine der Wachen an der Kette, mit welcher die Handgelenke des Gefangenen gefesselt waren. Der Mann zuckte zusammen. Jennesta begutachtete seine robuste, muskulöse Gestalt und kam zu dem Schluss, dass er für ihre Zwecke geeignet war.
    Er musterte sie daraufhin seinerseits, und seine Miene verriet unzweifelhaft, dass ihn verwirrte und bestürzte, was er sah.
    Mit der Form ihres Gesichts stimmte etwas nicht. Es war ein wenig zu platt, eine Spur breiter an den Schläfen, als es hätte sein dürfen, und es verjüngte sich zu einem Kinn, das spitzer war, als angemessen schien. Ebenholzfarbene Haare mit so ausgeprägtem Glanz, dass sie nass aussahen, fielen bis zur Taille. Ihre dunklen, unergründlichen Augen hatten eine Schräglage, die ihre außerordentlich langen Wimpern nur noch betonten. Die Nase war ein wenig gebogen, und der Mund wirkte übermäßig breit. Eigentlich war nichts davon unangenehm. Vielmehr war es so, als seien ihre Züge eine Abweichung von der Norm der Natur und ihrer ganz eigenen Evolution gefolgt. Das Resultat war verblüffend. Auch ihre Haut war nicht ganz richtig. Der flackernde Kerzenschein erweckte in diesem Augenblick den Eindruck einer smaragdgrünen Tönung und im nächsten den eines silbrigen Glanzes, als sei sie mit winzigsten Fischschuppen bedeckt. Sie trug ein langes scharlachrotes Kleid, das ihre Schultern unbedeckt ließ und an den Umrissen ihres üppigen Körpers klebte. Ihre Füße waren nackt. Sie war ohne jeden Zweifel attraktiv. Aber ihre Schönheit hatte etwas entschieden Beunruhigendes. Ihre Wirkung auf den Gefangenen bestand darin, dass sie einerseits sein Blut in Wallung brachte und andererseits Gefühle der Abscheu in ihm hervorrief. In einer Welt, in der es von rassischer Vielfalt nur so wimmelte, lag sie außerhalb seines Erfahrungshorizonts.
    »Du erweist mir nicht die gebührende Achtung«, sagte sie. Ihre bemerkenswerten Augen waren faszinierend. Sie weckten in ihm das Gefühl, nichts vor ihnen verbergen zu können. Der Gefangene riss sich aus den Tiefen dieses verschlingenden Blicks. Trotz seiner Schmerzen lächelte er, wenn auch zynisch. Er warf einen Blick auf die Ketten, die ihn banden, und ergriff zum ersten Mal das Wort. »Selbst wenn ich dazu bereit wäre, könnte ich es nicht.«
    Jennestas Lächeln war zutiefst beunruhigend. »Es wird meinen Wachen ein Vergnügen sein, dir behilflich zu sein«, erwiderte sie fröhlich. Die Soldaten zwangen ihn grob auf die Knie. »Das ist schon besser.« Aus ihrer Stimme troff künstliche Lieblichkeit.
    Ob der zusätzlichen

Weitere Kostenlose Bücher