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Die Orks

Titel: Die Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Nicholls
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geweckt war, trotteten hinterher.
    Das Haus brannte jetzt wie Zunder, und die Flammen leckten bereits aus dem
    Dach. Sie konnten die Hitze, die es verströmte, noch bei den Obstbäumen spüren, wo der Soldat scharf nach links abbog. Die höheren Äste der Bäume brannten, da jede Windbö einen Funkenschauer auf sie niedergehen ließ. Nachdem sie die Obstbäume hinter sich gelassen hatten, kamen sie zu einer hölzernen Scheune, deren Doppeltor weit offen stand. Drinnen standen zwei weitere Soldaten mit brennenden Fackeln. Einer inspizierte den Inhalt eines Jutesacks. Der zweite war auf den Knien und starrte durch eine angehobene Falltür nach unten. Stryke ging in die Hocke, um sich den Sack anzusehen, während sich die anderen um ihn versammelten. Er war mit winzigen durchsichtigen Kristallen gefüllt. Sie hatten einen leicht violett-rosa Schimmer.
    »Pelluzit«, sagte Coilla im Flüsterton.
    Alfray befeuchtete einen Finger und tauchte ihn in die Kristalle. Er nahm eine Kostprobe. »Allerbeste Qualität.«
    »Und sehen Sie mal hier, Hauptmann.« Der Soldat zeigte auf die Falltür. Stryke nahm dem knienden Soldat die Fackel ab. Ihr flackernder Schein zeigte ihm einen kleinen Keller gerade so hoch, dass ein Ork darin stehen konnte, ohne sich bücken zu müssen. Auf dem Boden aus gestampfter Erde lagen zwei weitere Säcke. Jup stieß einen anerkennenden Pfiff aus. »Das ist mehr, als ich bisher in meinem ganzen Leben gesehen habe.«
    Haskeer, der seinen Disput mit dem Zwerg einstweilen vergessen hatte, nickte zustimmend. »Das stellt einen ziemlichen Wert dar!«
    »Wie wär's mit einer Kostprobe?«, schlug Jup hoffnungsvoll vor.
    Auch Haskeer reichte sein förmliches Gesuch ein. »Das kann nicht schaden, Hauptmann. Haben wir uns das nicht verdient, nachdem wir diesen Auftrag erledigt haben?«
    »Ich weiß nicht…«
    Coilla schaute nachdenklich drein, hielt aber den Mund. Alfray beäugte skeptisch den Zylinder in Strykes Gürtel.
    »Es wäre nicht klug, die Königin zu lange warten zu lassen.«
    Stryke schien ihn nicht zu hören. Er nahm eine Hand voll der feinen Kristalle und ließ sie langsam durch die Finger rieseln. »Dieser Vorrat ist ein kleines Vermögen in Geld und Einfluss wert. Überlegen Sie mal, wie er unserer Gebieterin die Schatzkammer füllen würde.«
    »Genau«, bestätigte Jup eifrig. »Sehen Sie es doch mal von ihrem Standpunkt. Wir haben unseren Auftrag erfolgreich beendet, ein Sieg in der Schlacht und ein Königreich in Kristallblitz erbeutet. Sie wird Sie wahrscheinlich befördern!«
    »Denken Sie darüber nach, Hauptmann«, sagte Haskeer.
    »Wenn der Stoff erst in der Hand der Königin ist, wie viel werden wir wohl je davon sehen? In ihr steckt genug von einem Menschen, dass die Antwort auf diese Frage kein Rätsel für mich ist.« Das gab den Ausschlag.
    Stryke wischte sich die letzten Kristalle von den Händen. »Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß«, entschied er, »und ein oder zwei Stunden später von hier aufzubrechen macht keinen großen Unterschied. Und wenn sie sieht, was wir mitgebracht haben, wird sogar Jennesta zufrieden sein.«
    Manche tragen es mit Würde und Nachsicht, wenn sie ihren Willen nicht bekommen. Andere betrachten Hemmnisse für ihre Zufriedenheit als unerträgliche Bürden. Erstere verkörpern einen bewundernswerten Gleichmut. Letztere sind gefährlich. Königin Jennesta gehörte mit Bestimmtheit in die zweite Kategorie. Und sie wurde langsam ungeduldig. Der Kriegstrupp, den sie mit der geheiligten Mission beauftragt hatte, die Vielfraße, war noch nicht zurückgekehrt. Sie wusste, dass die Schlacht vorbei und zu ihren Gunsten ausgegangen war, aber sie hatten ihrer Herrscherin nicht gebracht, was sie ersehnte. Wenn sie kamen, würde sie ihnen bei lebendigem Leib die Haut abziehen lassen. Falls sie versagt hatten, erwartete sie ein weit schlimmeres Schicksal.
    Eine Unterhaltung war für sie vorbereitet worden, während sie wartete. Sie war nötig und praktisch und versprach noch dazu ein gewisses Vergnügen. Wie üblich, würde sie hier in ihrem Allerheiligsten stattfinden, dem innersten ihrer Privatgemächer. Die Kammer, tief unter ihrem Palast in Grabhügelstein, war aus Stein. Ein Dutzend Säulen stützten die leicht gewölbte Decke. Ein paar verstreute Kerzenleuchter und tropfende Fackeln sorgten für gerade genug Licht, denn Jennesta bevorzugte Schatten.
    Wandbehänge stellten komplizierte kabbalistische Symbole dar. Die vom Zahn der Zeit angenagten

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