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Die Orks

Titel: Die Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Nicholls
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er sich dessen bewusst, dass ihre Berührung angenehm kühl und feucht war. Er ließ sich von ihr führen.
    Sie folgten dem Lauf des Bachs, bis sie das Dorf hinter sich gelassen hatten. Schließlich erreichten sie eine Stelle, wo das Land abfiel, und Stryke und die Frau standen am Rande einer Granitklippe. Hier stürzte der Bach über den Rand, ein sprühender Wasserfall, der tief unter ihnen in einem großen Tal auf Felsen stürzte.
    Irgendwo am Fuß der Klippe entsprang der Silberfaden eines Flusses und wand sich über eine olivfarbene Ebene, die sich endlos in alle Richtungen erstreckte. Nur der riesige Wald zu ihrer Rechten gebot dem Ozean aus Grasland Einhalt. Herden grasender Tiere, die zu zahlreich waren, um sie zu zählen, reichten weiter als Strykes Auge.
    Hier konnte ein Ork sein ganzes Leben mit Jagen verbringen und doch würde ihm nie das Wild ausgehen. Die Frau zeigte in eine Richtung. »Da ist Norden«, sagte sie.
    Es gab keine vorrückenden Gletscher und keinen bedrohlich düsteren schiefergrauen Himmel. Er sah lediglich eine Unendlichkeit von Grün, einen blühenden Überfluss von Leben. Stryke überkam eine seltsame Empfindung. Er konnte nicht erklären, warum, aber er hatte das unbestimmte Gefühl, dass er all dies irgendwie kannte, als habe er schon einmal diese wunderbare Aussicht genossen und die unverbrauchte Luft schon einmal geatmet. »Ist das… Vartanien?« Er flüsterte das geheiligte Wort beinahe.
    »Das Paradies?« Sie lächelte rätselhaft. »Vielleicht. Wenn du beschließt, es dazu zu machen.«
    Die Alchimie des Sonnenlichts und der Gischt des Wasserfalls gebaren einen Regenbogen. Sie bestaunten schweigend seine vielfarbige Pracht. Und das beruhigende Rauschen von Wasser war Balsam für Strykes besorgte Seele.
    Er öffnete die Augen. Ein Fußsoldat der Vielfraße pisste auf die Asche des Feuers. Stryke war schlagartig hellwach. »Was, zum Henker, erlauben Sie sich, Soldat?«, bellte er.
    Der Fußsoldat trollte sich wie ein Welpe, der sich verbrannt hatte, und fummelte dabei mit gesenktem Kopf an seiner Hose herum. Immer noch benommen von seinem Traum oder der Vision oder was auch immer es gewesen sein mochte, brauchte Stryke einen Augenblick, um zu begreifen, dass die Sonne aufgegangen war. Der neue Tag war längst angebrochen.
    »Ihr Götter!«, fluchte er, während er sich aufrappelte. Er vergewisserte sich, dass der Zylinder noch in seinem Gürtel steckte, dann verschaffte er sich einen Überblick über die Lage. Zwei oder drei der Vielfraße erforschten unsicher den Zustand der Wachheit, aber der Rest, darunter auch die Posten, die er aufgestellt hatte, lagen kreuz und quer im Hof. Er rannte zur nächsten Traube schlafender Gestalten und bearbeitete sie mit dem Stiefel. »Auf, ihr Faulpelze!«, brüllte er. »Auf! Bewegt euch!«
    Manche wurden von den Tritten herumgewälzt. Andere sprangen mit dem Messer in der Hand auf, bereit zum Kampf, um sich dann zu ducken, wenn sie ihren Peiniger erkannten. Haskeer war auch unter ihnen, aber weniger geneigt, im Angesicht seines wütenden Vorgesetzten zu verzagen. Er verzog das Gesicht und schob sein Messer mit bedächtiger, unverschämter Langsamkeit in die Scheide zurück.
    »Was ist in dich gefahren, Stryke?«, grollte er verdrossen.
    »Was in mich gefahren ist? Der neue Tag ist in mich gefahren, du Schleimbeutel!« Er wies mit dem Daumen zum
    Himmel. »Die Sonne klettert immer höher, und wir sind immer noch hier!«
    »Und wessen Schuld ist das?«
    Strykes Augen verengten sich gefährlich. Er trat so nah an den Feldwebel heran, dass er dessen stinkenden Atem
    auf seinem Gesicht spürte. »Wie war das?«, zischte er.
    »Du gibst uns die Schuld. Aber es war dein Befehl.«
    »Du würdest gern versuchen, das zu ändern?«
    Die anderen Vielfraße versammelten sich in einiger Entfernung um sie. Haskeer hielt Strykes Blick stand. Seine Hand kroch zu seinem Dolch.
    »Stryke!«
    Coilla bahnte sich mit den Ellbogen einen Weg durch den Kreis der Fußsoldaten, Alfray und Jup im Schlepptau.
    »Dafür haben wir keine Zeit«, sagte sie streng. Hauptmann und Feldwebel schenkten ihr keine Beachtung.
    »Die Königin, Stryke«, warf Alfray ein. »Wir müssen nach Grabhügelstein zurück. Jennesta…«
    Die Erwähnung ihres Namens brach den Bann. »Ich weiß, Alfray«, bellte Stryke. Er bedachte Haskeer mit einem verächtlichen Blick und wandte sich von ihm ab. Haskeer wich mürrisch zurück und schoss zum Ausgleich einen giftigen Blick auf Jup

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