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Die Orks

Titel: Die Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Nicholls
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gehört.«
    Alfray, der selbst in seinem gegenwärtigen Zustand seine charakteristische Korrektheit an den Tag legte, versuchte Stryke an dessen Pflichten zu erinnern.
    »Wir dürfen uns hier nicht zu lange aufhalten, Hauptmann. Wenn die Königin…«
    »Kannst du nicht mal ein anderes Lied pfeifen?«, unterbrach Stryke ihn gereizt. »Merk dir meine Worte: unsere Gebieterin wird uns mit offenen Armen empfangen. Du machst dir unnötige Sorgen, Knochensäger.«
    Alfray versank in trübsinniges Schweigen. Haskeer bot ihm einen Becher mit der aufgegossenen Droge. Er schüttelte den Kopf. Stryke nahm das Gebräu und trank einen ordentlichen Schluck. Coilla hatte unter dem Einfluss des Pelluzits mit leerem Blick vor sich hin gedöst. Jetzt sagte sie: »Alfray hat nicht ganz Unrecht. Sich Jennestas Zorn zuzuziehen ist nie ein guter Plan.«
    »Musst du auch noch auf mir herumhacken?«, erwiderte Stryke, indem er den Becher hob. »Wir machen uns bald auf den Weg, keine Bange. Oder willst du ihnen ein wenig Muße verwehren?« Er schaute in die Richtung der Obstbäume, wo die meisten Vielfraße es ich gemütlich gemacht hatten. Die Soldaten des Trupps rekelten sich vor einem großen Feuer. Sie amüsierten sich mit rauem Gelächter, derben Späßen und heiserem Gesang. Ein Paar war mit Armdrücken beschäftigt, mehrere waren in unbeholfener Haltung zusammengesunken. Stryke wandte sich wieder an Coilla. Aber die Szenerie hatte sich vollkommen verändert.
    Sie lag zusammengerollt auf dem Boden und hatte die Augen geschlossen. Alle anderen schliefen ebenfalls, und ein oder zwei schnarchten. Das Feuer war längst erloschen. Er richtete den Blick wieder auf die Gruppe der Gemeinen. Auch sie schliefen, und ihr Feuer war nur noch kalte Asche.
    Es war mitten in der Nacht. Die Sterne standen in ihrer ganzen funkelnden Pracht am Himmel. Was ihm wie ein Augenblick vorgekommen war, hatte sich als Illusion erwiesen. Er musste alle wecken und die nötigen Befehle für den Marsch nach Grabhügelstein geben. Und das würde er auch. Ganz gewiss würde er. Aber er musste seine bleischweren Glieder ausruhen und die Benommenheit aus dem Kopf bekommen. Ein oder zwei Minuten waren alles, was er brauchte. Nur eine Minute. Sein nickender Kopf fiel herunter, und das Kinn schlug auf die Brust. Eine warme Benommenheit kroch in jede Faser seines Wesens. Es war so schwer, die Augen offen zu halten. Er kapitulierte vor der Dunkelheit.
    Er öffnete die Augen. Die Sonne brannte senkrecht vom Himmel. Er hob eine Hand, um die Augen zu beschatten, und richtete sich blinzelnd auf. Der Teppich aus üppigem Rasen unter seinen Füßen fühlte sich frühlingshaft an. Vor ihm erhob sich eine entfernte Kette aus sanft gewellten Hügeln. Darüber zogen reinweiße Wolken friedlich über einen makellos blauen Himmel. Die Landschaft war grün und idyllisch. Zu seiner Rechten wurde die Aussicht vom Rand eines gewaltigen Waldes beherrscht. Zu seiner Linken plätscherte ein Bach den Hang hinunter, bevor er sich um eine Biegung schlängelte und aus seinem Blickfeld verschwand. Stryke fragte sich staunend, auf eine abstrakte Art und Weise, was aus der Nacht geworden war. Und er hatte keine Ahnung, wo die anderen Vielfraße sein mochten. Aber diese Fragen beschäftigten nicht mehr als eine winzige Ecke seines Verstandes.
    Dann kam es ihm so vor, als könne er über das Plätschern des Bachs noch andere Geräusche hören. Geräusche, die Stimmen ähnelten und Gelächter, und dazu das leise rhythmische Schlagen einer Trommel. Ihr Ursprung war entweder in seinem Kopf oder am Ende des Bachs. Er folgte dem Bach, indem er in ihm watete, und seine Stiefel knirschten auf den Kieseln, die durch das endlose Polieren des Wassers glatt geschliffen waren. Sein Abstieg verursachte auf beiden Seiten Rascheln im Unterholz, da winzige Wesen erstohlen aus dem Weg huschten.
    Eine angenehm warme Brise strich über sein Gesicht. Die Luft war frisch und sauber. Sie bewirkte, dass er sich leicht benommen fühlte. Er erreichte die Bachbiegung. Die Stimmen wurden deutlicher und lauter, als er der Schleife folgte. Vor ihm lag der Eingang zu einem kleinen Tal. Der Bach schlängelte sich durch eine Ansammlung runder Holzhütten, die mit Stroh gedeckt waren. Auf der einen Seite stand ein Langhaus, das mit den Schilden eines Klans geschmückt war, den Stryke nicht kannte. Kriegstrophäen hingen ebenfalls dort: Breitschwerter, Speere, die gebleichten Schädel von Säbelzahnwölfen. Die Luft war mit dem

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