Die Orks
einen tiefen Seufzer aus.
»Und?«
»Ich habe eine ganz schwache orkische Ausstrahlung empfangen, aber nicht von hier unten. Sie war aber nicht sehr weit entfernt.«
»Ist das alles?«
»So ziemlich. Ich konnte nicht erkennen, ob männlich oder weiblich. Auch nicht die Richtung. Wenn diese verdammten Menschen nicht so erpicht darauf wären, unsere Magie zu essen…«
»Sieh mal.« Unten im Lager kletterte eine Gestalt aus dem abgedeckten Karren. Es handelte sich um eine Menschenfrau. Sie hatte die Kindheit bereits hinter sich gelassen, war aber noch nicht zur Frau erblüht. Ein Rest von Babyspeck sowie ihre honigfarbenen Haare und tiefblauen Augen hätten ihr ein gutes Aussehen verleihen müssen. Doch sie hatte eine mürrische, übellaunige, finstere Miene aufgesetzt, und ihr Mund hatte einen gemeinen Zug.
»O nein«, stöhnte Jup.
»Was?«
»Milde Hobrow. Die Tochter des Predigers, von der ich dir erzählt habe.« Sie ging mit anmaßendem Schritt im Lager umher und schrie die Aufseher an. Sie beeilten sich, ihr zu gehorchen.
»Sie ist kaum mehr als ein Kind«, sagte Stryke.
»Aber sie gibt ganz offensichtlich Befehle.«
»Tyrannen sind oft misstrauisch. Häufig ziehen sie es vor, ein Familienmitglied zu benutzen, anstatt Außenstehenden zu vertrauen. Und es sieht so aus, als hätte er seinen Sprössling gut abgerichtet.«
»Ja, aber… einem Kind die Befehlsgewalt überlassen?«
»Die Menschen sind vollkommen verrückt, Stryke, das weißt du doch.« Jetzt ging das Mädchen mit einer Reitgerte auf die Aufseher los.
»Haben diese Männer denn keinen Stolz?«, wunderte sich Stryke.
»Zweifellos ist die Furcht vor ihrem Vater das stärkere Gefühl. Aber du hast Recht damit, dass es ein Fehler ist, ihr die Befehlsgewalt zu überlassen. Sie haben nicht einmal Wachen aufgestellt.« Stryke flüsterte:
»Zieh keine voreiligen Schlüsse.« Jup wollte etwas sagen, doch Stryke legte ihm die Hand auf den Mund und drehte den Kopf des Zwergs nach rechts. Zwei Aufseher marschierten langsam ihrem Versteck entgegen. Sie hatten ihr Schwert gezückt. Stryke nahm die Hand weg.
»Sie haben uns nicht gesehen«, sagte Jup.
»Nein. Aber wenn sie ihren Weg fortsetzen, werden sie entweder uns sehen oder den Trupp.«
»Wir müssen sie ausschalten.«
»Genau, und zwar ohne die anderen zu alarmieren. Magst du den Köder spielen?« Jup lächelte schief.
»Was bleibt mir anderes übrig?« Stryke betrachtete die sich nähernden Posten.
»Lass mir nur genug Zeit, in Stellung zu gehen.« Er schlug sich verstohlen in die Büsche und bewegte sich in die Richtung der Aufseher. Jup zählte im Stillen bis fünfzig. Dann stand er auf und schritt den Wachposten entgegen. Sie erstarrten, und ihre Miene verriet Überraschung. Er ging auf sie zu, die Hände weit weg vom Gürtel und von seinen Waffen. Er vergrößerte ihre Verwirrung, indem er lächelte. Einer der Aufseher bellte:
»Bleib, wo du bist!« Jup ging weiter und behielt auch sein Lächeln bei. Die Wachen hoben die Schwerter. Hinter ihnen tauchte Stryke lautlos aus dem Unterholz auf, einen Dolch in der Hand. Der Aufseher bellte wieder.
»Gib dich zu erkennen!«
»Ich bin ein Zwerg«, erwiderte Jup. Stryke fiel von hinten über sie her. Jup stürzte vorwärts und zog sein eigenes Messer. Die vier gingen in einem Durcheinander aus verdrehten Gliedern und fliegenden Fäusten zu Boden. Nach einigen Sekunden des Ringens schälten sich zwei separate Kämpfe heraus. Aber die Schwerter der Aufseher waren im Nahkampf nur zweite Wahl. Mit ihren Messern waren Jup und Stryke im Vorteil. Jup erledigte seinen Gegner schnell. Er sah, dass der Weg zum Herzen seines Gegners frei war, und nahm ihn. Ein Stich mit dem Messer reichte. Stryke hatte mehr zu tun. Im Durcheinander des Aufpralls hatte
er sein Messer verloren. Dann gelang es seinem Gegner, sich nach oben zu drängeln. Der Aufseher packte sein Schwert mit beiden Händen und machte Anstalten, es Stryke in die Brust zu stoßen. Stryke packte die Unterarme des Mannes und hielt sie fest. Das Patt wurde durchbrochen, als er irgendwie die Kraft fand, seinen Gegner von sich herunterzustoßen. Bei dem kurzen Ringen um das Schwert ging Stryke siegreich hervor. Er rammte es dem Aufseher in dessen Eingeweide.
»Schnell, lass uns die Leichen außer Sicht schaffen«, befahl Stryke. Sie schleiften die Leichen ins Gebüsch, als drei weitere Posten aus der Gegenrichtung auftauchten. Jup holte mit dem Messer aus und warf es auf einen. Der Mensch
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